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sich um das Doppelte vermehrt haben kann, weniger
in Betracht kommen und es ist der etwaige Ausfall
durch Vermehrung des Dienstpersonals, die in der
wachsenden Masse der Bücher und der Bevölkerung
einer so besuchten deutschen Haupt-, Residenz- und
Universitätsstadt, als München ist, ohnehin hinlängliche
Begründung findet, leicht zu decken.

Der Saal mit den Seltenheiten und Kostbarkeiten
(Cimeliensaal) ist mit besonderer Berücksichtigung
etwaiger Fenersgefahr in einen der von aller Heizung
entferntesten Räume verlegt. Die Schätze selbst liegen
in Pulten unter Glas zur Ansicht offen.

Wenn auch, wie natürlich, lokale Verschiedenheiten
für ähnliche Bauunternehmungen an andern Orten,
architektonische zur Folge haben müssen, so darf man
dennoch annehmen, daß mehrere wesentliche Momente in
Anlage und Einrichtung der Münchner Bibliothek als
vorbildlich überall werden angesehen werden, und es
steht zu hoffen, daß der Architekt dieses sein Werk auch
für weitere Kreise durch den Druck zugänglich machen
wird.

— ef. —

Nachrichten vom Deccmber.

Fötalerer.

iUnti. Bei der dießjährigcn Jubelfeier des 800jährigen
Bestandes der von Iaroslaw erbauten hiesigen Sophienkirche
wurden uralte, der Erbauung gleichzeitige griechische Fresken
entdeckt, von denen man bisher durchaus keine Nachricht hatte.
Sie befinden sich in einer kleinen untern Abtheilung, Vöcld>e
auf der Südseite a» die Hauptkirche anstdßt. Auf dem run-
den Gewölbe dieser Abtheilung, in der Milte derselben, sieht
man einen Stern, welcher durch die Verbindung zweier gleich
langer Kreuze gebildet ist. Etwas weiter unten sind im
Kreise cingeschlossen vier Engel, in gewöhnlicher Menschen-
gestalt bis zum Gürtel abgebildct. Jeder Engel hält in der
linken Hand eine Weltkugel mit dem Kreuze darüber. Ln
der Mitte des Kopfes stehen die Worte: Avydo; Kv. Unter-
halb zwischen den Kreisen, in denen die Engelsbilder cingc-
schlvffe» si„d, zwei Seraphim und zwei Cherubim abge-
bildct, so daß immer ein Cherub auf einen Seraph folgt.
Die Seraphim sind dargcstellt, wie sic der Prophet Jesaias
beschreibt, mit sechs Flammenflügeln, von denen zwei den
Kopf und zwei die Füße decken, die zwei mittleren aber wie
zum Fluge ausgebreitet sind. Die Cherubim haben vier Flü-
gel, von denen zwei gleichfalls den Kopf und zwei die Füße
fcecfen; auf den Flügeln vom Kopf abwärts längs dem ganzen
Körper und selbst an den Füßen sind eine Menge Augen ab-
gebildet. Hinter den Cherubim und Seraphim, in der Mitte,
schauen die Köpfe der zwei Thicre hervor, welche der Pro-
hh" Hesekiel und Johannes der Evangelist erblickten, einen
rechts und einen links, und ihre Füße, die man gleichfalls
'uy' halte» ein Buch. Mit etwas Aufmerksamkeit kann man
~ntft ,n Seraphim die griechische Inschrift i%anrtnvya, die
«echoflugelige», und unter den Chernbim die Inschrift no-
^uo/,(«ara, die Nieläugige», entziffern, welche dem Chcrubim-
gcsang in der Liturgie am Sonnabend vor Ostern enlnom-

mcn sind. Außer dieser Malerei waren im untern Theile
der Kirche, südlich von dem Hauptaltare. in der den Höhlen-
heiligen Antonius und Theodosius geweihten Kapelle, seit
alter Zeit unter der Kalktünche hervor fünf Bilder zu sehen.
Sie stellen fünf Mädchen dar, und man, hat mit großer
Wahrscheinlichkeit vermuthet, das; cs die fünf klugen Jung-
frauen seyn sollten. Auf den Grund dieser Bruchstücke von
Fresken stellte nun der Prowierni Suchobrusow den Satz auf,
daß auch an andern Stellen unter den jetzigen Kalktünchen
sich Fresken befinden müßten. Man schritt, mit Bewilligung
des Metropoliten Philaret, zu einem Versuche, und es ge-
lang endlich, hinter einer fünffachen Tünche das Bild eines
Heiligen, gleichfalls von griechischer Malerei, zu entdecken.
Ermuntert durch diesen Fund schritt man weiter, und fand
nach und nach eine Menge Abbildungen; cs sind jetzt ihrer
zwanzig, neun in voller Größe und cilf nur bis zum Gürtel.
I» voller Größe sind fünf Heilige, drei Märtyrer und eine
Märtyrerin dargestellt. Die Abbildungen bis zum Gürtel sind
in Kreise eingeschlossen, und stellen sowohl männliche als
weibliche Märtyrer dar. Außerdem fand man von einigen
ganzen Figuren einige Köpfe nebst der Brust, und bei eini-
gen die rechte Hand mit dem Märtyrerkrcuz; an verschiede-
nen Orten zwei Hände, die eine mit dem Kreuz, die andere
mir dem Schwert. Das letzte ist, wie cs scheint, ein Bruch-
stück Abrahams, wie er seinen einzigen Sohn opfern will.
Die Heiligen sind in mehr als Mcnschcngrbße abgebildct, mit
unbedecktem Haupt, nach alter Gewohnheit statt der Chor-
röcke mit dem Meßgewand, über das bei einigen noch der
Omophor gelegt ist. Die rechte Hand ist segnend dargcstellt,
in der linken halten einige das Evangelium, bei andern ist
sie frei. Die weiblichen und männlichen Märtyrer sind in
anliegenden Leibröcken (ckiton) abgebildct, mit dem Kreuz in
der rechten Hand. Diese ganze Malerei gleicht sehr de» Mo-
saikbildern, die in dein untern Theil des Hanptaltars und
in den Bogen der Sophicnkirche sich finden, sowie der Ma-
lerei, welche noch in der von der heil. Euphrosync erbauten
Heilandskirche zu Polozk zu sehen ist. Schon an den großen
ausdrucksvollen Augen, an dem Gcsichtsschnitt und dem von
den Römern sogenannten runden Munde kann auch der min-
der Kundige die alte griechische Malerei von jeder andern
unterscheiden. Im Allgemeinen sind alle Abbildungen von
einerlei Art, und gleichen sich einander in Haltung, Kleidung
und sonstigen Eigenthümlichkeilcn. Aller Wahrscheinlichkeit
nach rührt die Vertünchnng dieser Bilder von den Unirten
her, welche einst 57 Jahre lang diese Kirche im Besitz hatten
und ohne Zweifel Alles vernichteten, was an die Gebräuche
der orthodoxen griechischen Kirche mahnen konnte. Man kann
sich von dem Einfluß der Unirten einen Begriff machen aus
dem einzigen von ihrer Zeit übriggebliebenen Bilde: Gott
Vater, welcher, mit der päbstlichen Tiara bekleidet, auf dem
Throne sitzt, und Gott Sohn mit der Königskrone ziert, wäh-
rend der heil. Geist in Gestalt einer Taube darüber schwebt.

Plastik.

Vom. Peter Schöpf aus München hat seine Gruppe:
Sappho und Amor, vollendet. Sappho, in Tunica und
durchsichtigem Peplonüberwurf auf einem Felsen sitzend, hält
die Leyer in der Linken, welche der zwischen ihrem Schoost
stehende geflügelte Amor mit der Spindel stimmt. • Amors
linke und der Dichterin rechte Seite lehnen unter umschlungenen
Nacken an einander. Der Kopf der Sappho erinnert an den
bekannten der Villa Albani; der des Amor an den des
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