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Nachrichten vom Januar.

Kunstgeschichte.

UcOev die in neuester Zeit von den Kunstliebhabern so
sehr gesuchten Limousinen giebt der Herausgeber der Berlini-
schen Nachrichten. Oberbibliothekar Epiker zu Berlin, einen
historischen Ueberblick in Folgendem (s. Nr. 5 jener Zeitschrift
v. diesem Jahre): „Ihren Namen fuhren diese Emailarbeiten
von der Stadt Limoges im gegenwärtigen Departement der
Ober-Vienne, die sich noch jetzt durch sehr bedeutende Ma-
nufakturen, namentlich von Porzellan, auszeichnet, und wo
zu Anfänge des 14. Jahrhunderts die Kunst des Emaillircns
bereits zu einer hohen Vollkommenheit gediehen war. Die
in Limoges hervorgcbrachten Kunstwerke findet man, in grö-
ßerer oder geringerer Vollendung, fast in allen bedeutenden
Kunstsammlungen in Europa zerstreut, ein Beweis von der
großen Ausdehnung, welche dieser Kunstzweig in Frankreich
gewonnen hatte, wie seine Produkte denn bereits schon früh
unter den Namelt cuprei Lemovicenscs, opus Lemoviccnse in
den alten Urkunden Vorkommen. In einer Schenkungsur-
kunde an das Kloster di Sta. Margherita in Beglia, in Apn-
lien , sindet in all duas labulas aeneas superauratas de Iaborc
Limogiae erwähnt; Peter von Nemours machte der Kirche
de la Ehapellc in der Brie „cossros Lsrno'icenses“ zum Ge-
schenk, und in Dngdalc's rnonaslicum Anglicanurn werden
duae cosibae rubrao, do opere Lemovicensi citirt. Der Styl
der ältesten Limousinen nähert sich sehr dem byzantinischen,
und man würde versucht seyn, die schöne, aus der Abtei von
Montmajour bei Arles gekommene, gegenwärtig im Museum
im Louvre in Paris anfbcwahrte Schaale für ein Werk jener
Zeit zu halten, belehrte uns nicht die Inschrift Magist. C.
Alpais me fecit Lcmovilicum (sic) eines Bessern. — Bor
dem 16. Jahrhundert kommen, mit sehr wenigen Ausnahmen,
die Jahreszahlen auf den Limousinen nicht vor, auch scheint
erst zu dieser Zeit die Anfertigung der Limousine» in Limoges
zu einer Fabriksache, und zwar unter kdnigl. Firma oder we-
nigstens mit königl. Anctorisation, geworden zu sehn. Einer
der Künstler, welcher zuerst häufig auf Limousinen vorkommt,
ist Leonhard von Limoges — Lconardus Lemovicus — dessen
Arbeiten mit den Jahreszahlen 1558 und 1559 bezeichnet sind;
ob der Leonard Limousin, pcintrc ordinairc de la chambre
du Roi, dessen Arbeiten mit der Jahreszahl 1555 (im Louvre
und bei Herrn v. Brnges) Vorkommen, einer und derselbe mit
dem vorigen ist, läßt sich wohl nicht ermitteln. Monogramme,
wie z. B. J. F. und F. J., kommen mit den Jahreszahlen
155) und 1555 vor. 1 Sehr bedeutend sind die Arbeiten von
Pierre Reximont, der auch als Nermau, P. Remmv,
mit der Jahreszahl 1 558 , P. Rcrmon (1544), P. Remon
(1546) und auf einer schönen Schaale in der kdnigl. Knnst-
kammcr in Berlin mit der Jahreszahl 1571 vorkommt. Sein
Monvgram ist?. R.— Sein Zeitgenosse war Jean Pcni-
cault, der als Joannes Pcnicaudi junior auf einer Emaille
der Walpoleschen (Strawbcrrhhill) Sammlung vorkommt und
das Monogramm J. P. hat. Gleichzeitig mit diesem finden
wir die Familie Courtois, von der P. Courtois mit dem
Monogramm P. C. auch als P. Courloyos und Courloys vor-
kommt. Auch eine Dame, Susanne Courtois, finden wir
mit dem Monogramm 8. C. als Emaillemalerin. Jean Conr-

1 Daö Monogramm P C., welches Waagen (f- desien
Kunstwerke und Künstler in England, II. S. 422.) auf einer Li-
mousine in Castle Howard fand, bedeutet wahrscheinlich Pierre
Colin oder vielleicht P. Conrto iö.

tois, dit Vigier, gehört wahrscheinlich zu derselben Familie;
sein Name findet sich ausgeschrieben mit der Beifügung a Li-
moges auf einer großen Schüssel der königl. Knnstkammcr in
Berlin. M. D. Pape, Kip, Mersier und eine Menge an-
derer Namen bilden eine Reihe von Liinonsittenmalern, unter
denen die Familien der Nonailher und der Land in (wor-
unter auch eine Valerie Landin) eine hervorragende Stelle
einnehmen. — Der Gewerbszweig, welcher mehrere Jahr-
hunderte lang der Stadt Limoges eine bedeutende Berühmt-
heit verschafft hatte, erlosch endlich im iz. Jahrhundert in
der Person des Herrn M. Nouailhcr. Die Emaillen der
später» Zeit, so wie die, welche von den berühmten Malern
Pctitot, Constantin u. A. herrührcn, unterscheiden sich
von den eigentlichen Limousinen dadurch, das, sie auf weißen
Schmelz gemalt sind, während jene auf schwarzen Schmelz
aufgctragen sind. — Unter den Privatsammlungen, welche
vorzüglich reich an Limousine» sind, verdienen in Frankreich
die der Herren Graf v. Pourtales, Sauvageot, Brunet-De-
non und v. Brnges in Paris, und die der Herren Lambert
und Petit 1 in Lyon genannt zu werden. In England war
die Sammlung des Herrn Bcckford sehr reich daran, und
noch jetzt findet man in Warwick Castle, in Castle Howard,
Broughton Hall (s. Waage») bedeutende Schätze dieser Art.
In Deutschland dürften die Berliner Kunstkammer und das
Dresdener grüne Gewölbe wohl die schönsten Arbeiten dieser
Art enthalten."

* Vergl. den „Calaloguc do la Collection d’objets d’art
formen a Lyon par M. Didier Petit.“ Paris 11. Lyon ISIS. 8,

In Unterzeichnetem ist erschienen:

Geschichte

der Glasmalerei

in Deutschland und den Niederlanden, Frankreich,
England, der Schweiz, Italien und Spanien, von

ihrem Ursprung bis auf die neueste Zeit.

Von

M. A. Gessert.

gr. s. Preis 2 ff. 42 kr. oder 1 Rthlr. is Gr.

Diese Geschichte der Glasmalerei ist die erste selbst-
ständige und erschöpfende Bearbeitung dieses kunstge-
fchichtlichen Stoffs, denn das Wenige, was Levieil in
seiner Art de ln peintnre snr verre über deren Geschicht-
liches schrieb, betrifft lediglich Frankreich und die Nieder-
lande, erstreckt sich kaum auf die drei älteren Perioden
dieser Kunst, und ist, wie mehr oder minder alleS
seither über Glasmalerei Geschriebene, seiner historischen,
technischen und sonstigen Jrrthümer oder Entstellungen
wegen nur mit äußerster Vorsicht zu gebrauchen. Gegen-
wärtige geschichtliche Darstellung hingegen erfaßt anch
die Glasmalerei in Deutschland, England, der Schweiz,
Italien und Spanien, kurz allen Ländern, wo sic je
Pflege gesunden, und ist um eine Periode, gerade die
wichtigste, die ihres neuerlichen Aufschwungs, reicher.
Wie weit aber der Herr Verfasser, indem er dem Be-
kannten Neues hinzugefügt, jenes gesichtet, zurcchtgesetzt
und oerständlicht, dieses aber in gebührenden Ausam-
menhaug mit jenem gebracht, kurz daS erreicht, was zu
erreichen galt, wird der Leser anch ohne Fürwort, wel-
chem der Erfahrene ohnehin nicht zu viel traut, ermessen.

Stuttgart und Tübingen.

2-

G. Cotta'schcr Verlag.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und Dr. Franz Kugler in Berlin,

der I. G. Eotta'sche» Buchhandlung.

und unter Verantwortlichkeit
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