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einige bessere Arbeiten von ihm enthalten haben werde,
ja es scheint sogar wenig gewagt, wenn man annimmt,
daß daS dem Albrecht Dürer zugeschriebene, dem Rufe
nach außerordentlich schöne und großartige, ebenfalls
durch Feuer nntcrgegangene Hochaltaigemälde in Vomp,
einem von Schwa; bloß eine halbe Stunde entfernten
Dorfe, und der Albrecht Dürer, welcher sich in dem
gräflich Tanncnbergischen Kunstkabinette zu Schwa; be-
funden haben soll, jedoch auch durch Feuer im Jahre
1809 zu Grunde ging, nichts anderes als Gemälde un-
seres Kaspar Rosenthaler waren.

Wir sehen somit, daß zu den übrigen für die weitere
Verbreitung seines wohlverdienten Rufes mißgünstigen
Verhältnissen auch noch das Feuer als ein Hanptgegner
hinzutrcten mußte, obschon dieses wenigstens daran keine
Schuld getragen haben kann, daß selbst in seiner Vater-
stadt, dem Nürnberg, das sonst die Namen der in seinem
Schooße gebornen vielen Künstler so eifersüchtig bewahrte,
dennoch Rosenthalers Andenken — unglaublich genug —
spurlos entschwand. Denn so erwähnt das in Nürn-
berg selbst herausgekommene gedruckte Verzeichnis' aller
in seinen Mauern gebornen oder einst lebenden Künstler
des GeschlechtsnamenS Rosenthaler mit keiner Splbe.
Daß indessen Rosenthaler gleichwohl doch ein Nürnber-
ger gewesen seyn müsse, scheint namentlich auch daraus
hervorzugehen, daß Füßly in den Supplementen seines
Künstlerlerikons unter Citation der Quellen, nämlich
des deutschen Münzarchivs von Hirsch und der Nürn-
berger-Münzbelustignng von Will, Christoph Rosenthaler
als Generalkreis-Münzwardein zu Nürnberg in den
Jahren 1560 bis 1563, und sohin nach begehrter Ent-
lassung von diesem Dienste als Nürnberger Spezial-
Münzwardein bis zum Jahre 1574 aufsührt.

Sollte nun vollends das in seinen Angaben freilich
so wenige Gewährschaft gebende und auch dießfallS seine
Quelle verschweigende tirolische Künstlerlerikon richtig
daran seyn, indem cs behauptet, daß in der Legende
des heil. Vaters Francisci (eben desjenigen, dessen bild-
liche Darstellung ich oben rühmte und selbe unmittelbar
Kaspar Rosenthaler» zuschrieb) nach der Beschreibung des
englischen Lehrers Bonaventura am Ende stehe: „Gedruckt
und vollendet in der Kaiserlichen Etat Nürnberg durch
Hieronimum Holzel, in Verlegung des Crbern Kaspar
Rosenthaler yeztund wonhaft zu Schwaz. Am 7. Tag
des Monats Aprilis 1512," so wäre wohl viel nicht allein
für die Richtigkeit seines Geburtsortes, sondern über-
haupt für dieses ganze Hypothesengebäude gewonnen
und zugleich bewiesen, daß Kaspar Rosenthaler auch in
seinem Berufe als Mönch ein eben so eifriger als cru-
dirter Mann gewesen seyn müsse.

Möchten nun diese wenigen Nachrichten etwas zur
Aufklärung der noch so dunkeln Geschichte jener goldenen

Kunstperiode beitragen, oder mindestens doch weitere
Forschungen veranlassen, sowohl in den Geburtsregistern
Nürnbergs, als überhaupt und zwar durch Männer, die
diesem Fache mehr gewachsen sind, und der Verfasser
gegenwärtiger Nachrichten würde nicht allein den sich
vorgesteckten Zweck vollauf erreicht halten, sondern auch
die Hoffnung schöpfen, durch Andere unterstützt bei seinem
ferneren Streben nach dießfälligcm Lichte dereinst viel-
leicht noch größere Gewißheit zu erhalten.

Innsbruck. Gr. v. E.g.

Nachrichten vom Februar.

Altcrthiimcr.

Äcgiiplcii. (Schluß.) Im Tempel von Ebfu wird Horus
wie alte ägyptischen Kinder, wenigstens die Infanten, nackt
mit dem Finger am Munde dargcsteUt; dicli mißverstanden
die Rbmer und machten den besonder» Gott Harpokrates dar-
ans, während Har-po-Chrati nichts anders bedeutet als:
Horns das Kind. Es ist nicht der Gott, der nicht reden
will, sondern der Gott, der noch nicht reden kann. —
„In Ombos machte es mir große Freude, den griechischen
Canon der Proportionen des menschlichen Körpers zu finden.
Ich nenne ihn den griechischen, weil er sich von den beiden
ägyptischen, die ich schon früher in vielen Beispielen gefun-
den hatte, sehr bestimmt unterscheidet. Der erste Canon, der
des alten Reiches, hängt mit dem zweiten, dem des neuen
Reiches, eng zusammen; der zweite ist nur eine weitere Aus-
führung und verschiedene Anwendung des ersten. Beiden
liegt der Fuß als Einheit zu Grunde, welche, sechsmal ge-
nommen, der Höhe des aufrechten Körpers entsprach, doch
wohl zu bemerken, von der Sohle nicht bis znm Scheitel,
sondern immer nur bis zur Stirnhöhe. Von da bis znm
Scheitel ward gar nicht in Betracht gezogen, und füllt bald
drei Viertel, bald die Hälfte, bald »och weniger eines neue»
Quadrats. Der Unterschied des ersten und zweite» Canons
betrifft hauptsächlich die Stellung des Knies. Im ptolcmäi-
schen Canon ist aber die Einthcilung selbst verändert worden.
Man theiltc den Körper nicht mehr in iu, wie im zweiten
Canon, sondern in er Theile, aber auch hier nur bis zur
Slirnhöhe gerechnet. Die Mitte zwischen Stirnhöhe und
Sohle fällt in allen drei Einthcilungen unter die Schaam.
Von da nach unten bleiben die Proportionen des zweiten
und dritten Canon dieselbe»; dagegen verändern sich die des
Oberkörpers sehr wesentlich; der Kopf wird größer, die Brust
rückt tiefer, der Nabel höher, und im Ganzen werden die
Conturcn ausschweifender und geben die frühere schöne Ein-
fachheit und Züchtigkeit der Formen, worin zugleich ihr eigcn-
thümlich ägyptischer großartiger Charakter lag, gegen die un-
vollständige Nachahmung eines unbegriffenen fremden Kunst-
styles auf. Das Verhältniß des Fußes zur Körperlänge
bleibt, aber der Fuß liegt nicht mehr als Einheit zu Grunde.
Die von Divdor in unser» jetzigen Ausgaben angeführte Ein-
theilung des Körpers in res,, Theile, scheint »m so sicherer
nach der von 4 oder 5 größeren und kleineren Figuren ent-
nommene» Eintbeilung in 2r', Theile berichtigt werden zu
müssen, da der Pronaos von Ombos, wo sich diese Figuren
an der Decke dargestcllt finde», unter der cäsarischen Cleo-
patra, also kurz vor der Reise des Diodor nach Aegypten,
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