Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
168

Malta. Den letzten Nachrichten von der Zanthuserpe-
bition zufolge ist Herr Fellows in Makro sehr eifrig mit
der Aufsuchung und Zusammenbringnng der Statuen beschäf-
tigt, hofft indeß seine Arbeiten gegen das Ende des März
beendigt zu haben. Zu den merkwürdigsten Erwerbungen ge-
hört die eines sogenannten Chimaragrabes, das aber wegen
seiner Größe leider hat zersägt werden müssen, um cs zu
transportiren. Es ist ganz ans Marmor gearbeitet und mit
menschlichen und Thierfiguren bedeckt. Den Namen Chimä-
ragrab hat cs daher erhalten, weil man einen Bcllerophvn
darauf zu sehen geglaubt, wie er auf seinem Streitwagen
die erlegte Chimära mit dem Löwenkopfe, dem Ziegenkörper
und dem Schlangcnschwanz fortführt. Die ganze Entdeckungs-
Gesellschaft hoffte mit ihren Schätzen am i s. März an Bord
zu scyn, und dann über Rhodus nach Malta und von dort
nach England zu gehen.

Athen. Seit dem 5. September is4s ist dahier für
Auffindung oder Erhaltung der Reste des Alterthums vcr-
hältnißmäßig noch weniger geschehen, als selbst in den letzt-
vorhergegangenen Jahren. Die Arbeite» auf der Akropolis
würden gänzlich stille gestanden haben, hätten nicht Oberst
Lcakc und andere Freunde der griechischen Alterthümer in
London eine kleine Summe zusammen geschossen zu dem Zwecke,
die vor acht Jahren unterbrochene Wiederaufrichtung des
kleinen Siegestempels vor den Propyläen, so weit dies aus
den vorhandenen Resten möglich, zu beendigen. Die Direk-
tion der Akropolisarbeiten hat mit diesem Fonds, unter Mit-
wirkung des Herrn Finlay, der das Geld aus London mit-
gcbracht hatte, die Auflegung der Archilrave und der Fel-
derdecke. so weit fie vorhanden, vollendet, und darauf die
vorhandenen Friesstücke a» ihren Platz gesetzt, wodurch das
Ansehen des Tempels sehr gewonnen hat. Die Säulen er-
scheinen höher und schlanker, seitdem fie mehr zu tragen ha-
ben, und der freilich sehr kleine Tempel erscheint größer, seit-
dem seine Hallen oben geschlossen sind. — Herr Lebas ist
noch nicht ans Klcinafien zurückgekchrt, seine hier gelassenen
Arbeiter fahren aber fort, die besten Sculpturen auf der
Akropolis und in den übrigen Sammlungen abzuformen, wo-
durch das Pariser Museum einen beträchtlichen und werth-
vollen Zuwachs erhalten wird. — In den Provinzen find im
Laufe des Winters einige Funde gemacht worden. Von der
Insel Melos kam die Nachricht von der Entdeckung ausge-
dehnter christlicher Katakomben nach Athen. Der kais. kö».
Gesandte, General v. Prokesch und Professor Roß, haben
seitdem Melos besucht und diese Nachricht bestätigt. Sie
fanden an dem Abhänge der dortigen Gräbcrschlucht, unter-
halb der alten hellenischen und römischen Gräber, eine aus
mehreren parallelen und unter sich verbundenen Gängen be-
stehende Katakombe, in dem weichen vulkanischen Tuf aus-
gegraben, mit gewblbförmigen Grabnischen an den Seiten
und mit ander» Gräbern in dem Boden der Gänge; allein
die Katakombe war bereits in einer früher» Epoche entdeckt
und ausgeraubt worden, sämmtliche Gräber, weit über tau-
send, waren erbrochen, und an den Wände» hatten sich nur
hin und wieder christliche Monogramme und Reste christlicher
Inschriften erhalte», nach welchen die Reisenden das Alter
der Gräber zwischen das 2. und 5. Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung setzen zu müssen glaubten. Auf derselben Insel find
im verflossenen Jahr auch verschiedene alle Inschriften ent-
deckt worden, welche unsere Kenntniß der ältesten griechischen
Alphabete mit einigen neuen Formen bereichern. Je ärm-
licher aber die Ausbeute der Gräber von Melos, die durch
die anhaltenden Ausgrabungen während des Unabhängigkeits-
kampfcs fast erschöpft worden sind, zu werden droht, desto

erfreulicher ist, daß jetzt wieder andere Gegenden anfange»,
ihren Schovß zu öffnen und ihre Schätze herzugeben. Unter
dem Schutze der seit dem September eingetretenen Schlaffheit
der Gesetze haben die Bauer» in der Korinthia (wie es heißt,
durch Lohnbcdiente aus Athen veranlaßt) sich daran gemacht,
zuerst bei den Dörfern Athiki und Barussi zwischen Korinth
und Rhiton, und neuerdings auch bei Sikyon nacv alten
Gräbern zu suchen, und haben eine große Zahl Vasen ge-
funden ; die meisten freilich klein und von geringem Belang,
indes; werden, nachdem die Fundgruben einmal eröffnet wor-
den find, wohl auch größere und schönere zum Vorschein
kommen. Allein die nachthcilige Wirkung des allzu strengen
Verbotes der Ausgrabungen zeigt sich auch hier wieder darin,
daß der größte Theil des Gefundenen sogleich von Korinth
ansgeführt worden seyn soll, und daß man von dieser Aus-
grabung in Athen erst Kenntniß erhielt, nachdem Alles be-
endigt war. Hätte das Gesetz nicht dem Grundeigenthümer
das natürliche Recht abschneiden wollen, auf feinem eigenen
Grund und Boden zu suchen und zu finden, begnügte sich
der Staat mit einem mäßigen Antheil an dem Gefundene»,
und ließe dem Eigenthümer die freie Verfügung über den
Rest, so würden die Ausgrabungen auf diesem klassischen
Bosen, den Jahrtausende nicht zu erschöpfen vermöge», sich
rasch mehren, und die Interessen des Staatsmnscums, der
Wissenschaft und Kunst und der Privaten würden besser da-
bei fahren, wie eine mehrhundertjährige Erfahrung in Ita-
lien gezeigt hat.

In Unterzeichnetem sind erschienen und durch alle
Buchhandlungen zu deziehen:

Meisen und Untersuchungen

in Griechenland,

nebst Darstellung und Erklärung vieler neu-
entdeckten Denkmäler griechischen Styls und
einer kritischen Uebersiclit aller Unterneh-
mungen dieser Art, von Pausanias bis auf
unsere Zeiten.

In acht Büchern.

Sr. Jttaj. dem Könige von Dänemark gewidmet

von

Dr. V. O. Brunsted.

Erstes und zweites Buch. Mit 52 Kupfertafeln.
Ausgabe auf Velinpapier RtHlr. 52. 16 Gr. oder fl. 58. 12 kr.
Ordinäre Ausgabe. ... „ 21. 8 „ „ „ 57.

Inhalt der einzelnen Bücher:

Erstes Buch: Ueber die Insel Kcos (jetzt Zea), die vier
alten Städte derselben, ihre Geographie, Archäologie und Ge-
schichte, nebst einer Darstellung der in den Ruinen von Kar-
thäa ausgegrabenen Denkmale. Erste Ablheilung: Topogra-
phie. Zweite Abtbeilnng: Archäologie und Geschichte. Beilagen
A und B. Mit Kupfertafeln i — 54.

Zweites B u ch: Das Pantheon auf der Burg von
Athen, in seinen archäologischen und historischen Beziehungen.
Einleitung. Erste Reihe der äußern Bildwerke. Mit Ku-
pfertafeln 5 5 — 5 2.

Stuttgart und Tübingen.

I. G. Lotta'scher Vertag.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und Dr. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit

der I. G. Cotta'schen Buchhandlung.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen