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hierauf folgende Sängergruppe: der Dichter des Nibe-
lungenliedes, dann Wolfram von Eschcnbach, Walther
von der Vogelweide und Heinrich von Ofterdingen, ist
schon und sorgfältig gemalt und bildet den Uebergaug
zu einem festlichen Turnier, in welchem sich die äußere
Herrlichkeit des Ritterthums zeigt. Es wird auffallcn,
daß die Geschichte des eigentlichen Mittelalters sehr
aphoristisch in diesem Friese behandelt ist, und die
Glanzpunkte des deutschen Reiches, die größten Kaiser
und die wichtigsten Bewegungen der Nation anzudeuten
unterlassen wurde, ein Mangel, dessen Ursache indeß,
soviel bekannt, in dem für die Gemälde genau abgefaß-
ten Programm des rheinisch -westphälischcn Knnstvereins
liegt, und für welches besoldete Rücksicht auf die Ge-
schichte des Wuppcrthales genommen worden zu sepn
scheint. Sv zeigt sich denn gleich nach dem Turnier eine
Schmiede. Ein Page bringt dem Schmiedemeister einen
gesprungenen Helm. Von der andern Seite eilt ein
Jüngling herbei, um Hülfe rufend gegen Raubritter,
die in einiger Entfernung reifende Kauflente überfallen
haben. Die Räuber verfolgen zugleich einige Mädchen,
die in ihre Spinn- und Webestuben flüchten, wodurch
wir zugleich in diese eingeführt werden. Dann folgen
die verschiedenen Beschäftigungen in einer Färberei; end-
lich der überseeische Handel, und am Schlüsse ein Akt
der Miffionsthätigkeit, indem Missionäre die Taufe an
den Häuptlingen verschiedener wilder Stämme vollziehen.
— Plüddemann hat cs weniger auf eine großartige als
auf eine angenehme und leichte Auffassung, in der Art
einer anspruchslosen Erzählung, abgesehen, wozu ihn
auch die größerntheils etwas untergeordneten (?) Gegen-
stände veranlaßt haben mögen.

Die vierte und letzte Abtheilung stellt die Segnun-
gen des Friedens dar, und verläßt den bisher gehalte-
nen historischen Faden in so fern, als die Darstellung
einen allegorischen Charakter gewinnt. Sie wurde von
Lorenz Clasen gemalt. Die Composition zeigt im
ersten Drittel das Familienleben eines reichen Kauf-
mannes. Man hat sich in der Vorhalle des Hauses nie-
dergelassen, liest, singt, mnsicirt und genießt den son-
nenhellen Tag. Spielende Kinder in der Mitte des
Bildes schmücken sich einander mit Blumen, indessen
der Hausherr mit einem Maler und einem Architekten
zurückkehrt. Er deutet auf die niedliche Gruppe, legt
die Hand auf die Schulter des Malers, worauf jener
im Begriff ist, seine Mappe zu öffnen. Es fehlt der
Gruppirung nicht an schöner Abrundung, an sprechenden
Linien, allein in der Malerei sind einige Stellen in den
Lokalfarben und Schatten zu dunkel. In Verbindung
mit dieser Scene steht die nun folgende, in welcher meh-
rere Leute einem alten kranken Manne beizustehen be-
müht sind, dem zwei Frauen in eleganter mittelalter-

licher Tracht Almosen spenden und ihn in das Haus
des Reichen bringen heißen. Hinter diesen beiden
Scenen erstreckt sich alö nächster Hintergrund ein reifes
Kornfeld, und Schnitter kehren mit Garben heim. Die
übrige Hälfte der Wand nimmt der Einzug eines Herr-
scherpaares ein, das von seinen Unterthanen mit Liebe
und Anhänglichkeit empfangen wird. Die beiden Jung-
frauen, welche Kränze und den Ehrenwein reichen, bil-
den den graziösern Theil und stehen in eben so schöner
Beziehung zum fürstlichen Paare, als sie einen wohl-
tyuenden Contrast den voraus ziehenden städtischen Mu-
sikanten gegenüber bilden. In der Composition ist das
Bestreben Clasens nach möglichster Einfachheit und
Großartigkeit so wie die Absicht sichtbar, sich vom Genre-
mäßigen, der diese Aufgabe ziemlich nahe lag, so fern
als möglich zu halten.

Was das ganze Unternehmen anlangt, so gereicht
es dem erwähnten Kunstverein zur Ehre, dasselbe durch
den Beitrag von zwei Dritteln des Kostenbetrages möglich
gemacht und kräftig gefördert zu haben.

(Fortsetzung folgt später.)

Nachrichten vom März.
Versteigerungen.

Leipzig. Am 22. Mai beginnt die Versteigerung der
Sammlung von Blattern italienischer Meister (und nach sol-
chen), nach den Malerschulen geordnet, aus dein Nachlasse des
Hofraths Becker in Gotha, durch eine beträchtliche Anzahl
seltener Stücke ausgezeichnet, der Catalog nur mit wenig Zu-
sätzen nach der hinterlassene» Handschrift des bekannten Samm-
lers abgedruckt. — Ganz besonderes Interesse aber dürfte die
Versteigerung der Sammlung des Professors Dr. W. A>
Ackermann in Lübeck haben, die am 25. Juni beginnt.
Bekanntlich ist dies eine der ausgezeichnetste» Privatsamm-
lungen unserer Zeit, und eben so bedeutend durch ihren Reich-
thum wie durch die vorzügliche Beschaffenheit der einzelnen,
oft sehr seltenen Blatter. Fünf und zwanzig Jahre voll rast-
loser Sorgfalt, zahlreiche Reisen, fortgesetzte Verbindung mit
den bedeutendsten Kunsthandlungen, der Beirath anerkannte«
Sachverständigen, wie v. Rumohr's in Lübeck und Harzen's
in Hamburg, hatten den Sammler in den Stand gesetzt, so
Gediegenes zusammenzubringen. Der umfangreiche Catalog
(iss und XVI S.) ist mit großer Genauigkeit und Liebe ab-
gcfaßt.

Alterthümcr und Ausgrabungen.

Algier. In Medeah hat man beim Nachgraben in einer
Ruine muselmännische Münzen arabischer Dynastien des
12. Jahrhunderts entdeckt. Dieser Fund ist jedoch unserm
Museum nicht geblieben, sondern sogleich nach Paris abge-
gangcn.

Mos»,. Nachdem am 22. Januar der Pascha gestorben,
der den antiquarischen Forschungen des französischen Consuls
Botta feindselig war, werden diese ohne Behinderung fort-
gesetzt werden. Man sagt, daß unglücklicherweise die Bas-
reliefs, welche Botta ausgegraben und durch Bretter und
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