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W 42.

Kunstblatt.

Donnerstag, den 23. Mai 1844.

Nene Kupferstiche und Nadirungen.

(Fortsetzung.)

2. Ausgeführte Nadirungen nach Originalgemälden
und Zeichnungen deutscher Künstler, von Wilh.
Witthvft in Dresden. Leipzig, bei Mayer u.
Wigand. Folio. 2 Fuß br., 1 F. 7 Z. hoch.

Die erste Lieferung enthält: das Schloß am Rhein
pon C. F. Lessing, Abendandacht von L. Richter,
der-nmgeworfene Heuwagen von H. Bürkel. Die zweite
Lieferung enthält: Morgenlandschast von L. Scheuten,
Schloß in Tyrol von W. Pose, Bergkapelle von E.
Oehme. — Ein Prospektus über die Fortsetzung ist die-
sen beiden Lieferungen nicht beigestigt, so daß man über
das ganze Unternehmen als solches noch nicht urtheilcn
kann. Nach dem, was vorliegt, scheint es sich vornehm-
lich auf landschaftliche Darstellungen zu beschränken und
es wäre, auch innerhalb dieser Gränze, ein sehr Beträcht-
liches. Die Auswahl ist glücklich. Lessing wird von
Vielen als Landschaftsmaler hoher gehalten, denn als
Historienmaler, und gewiß ist, daß sein Talent, natür-
liche Gegenstände zu detaillircn, sich hier, namentlich
wo er Bau- und Mauerwerk darstellt, ganz besonders
glänzend zeigt. — Die Abendandacht von Richter ist ein
eigenthümlich phantastisches Idyll, die Kirche ist die
Natur, die Altarkapelle eine steinalte geborstene Buche,
in deren Geklüft das Marienbild hängt und Kinder sich
neckisch verstecken, und in deren Zweigen die Glocke hängt,
die, von einem Mönch gezogen, zur Andacht herbeirufen
soll. - Das Bild von Bürkel ist eine Idylle von der-
berem Schlag; ein in ganz einsamer Gegend umgeworfe-
ucr Heuwagen, der Fuhrknecht dabei, der vergebens in
die weite Gegend hineinsieht, und sich hinterm Ohr
kratzt, nichts Lebendes um ihn, als die matten und
müden Pferde und der Hund, der ihm auch nicht hel-
fen kann. Zum Glück ist's heller Mittag und der Schaden
kann vor Abend noch gehoben werden, und dann hat

man acht Tage daran zu erzählen. — Um nicht zu weit-
läufig zu werden, erwähnen wir aus der zweiten Liefe-
rung nur noch die Vergkapclle von Oehme, ein poe-
tisches Winterbild; auf öder Höhe in ringsum unbe-
wohnter Gegend nur die Wohnung Gottes, und obwohl
dicht eingeschneit, doch daS tröstliche Ziel mühsam em-
porkletternder Kirchengänger, und mit der Aussicht auf
eine warme Sakristei, aus deren Schornstein der Rauch
in die Morgenluft wirbelt. — Die doppelte Aufgabe,
bei einer gewissen Gleichmäßigkeit der Behandlung die
Charakteristik der verschiedenen Meister nicht ans den
Augen zu verlieren, scheint uns durch Hrn.Witthöft
befriedigend gelöst zu seyn. Ganz besonders glücklich
ist die Behandlung von Mauer- und Stein- und Wnr-
zelwerk, weniger das Laubholz, dem mehr Leichtigkeit
zu wünschen ist. Auch die Wasserflächen sind vortreff-
lich wiedergegeben; in Betreff der Figuren kann noch
etwas Studium nachhelfen; (doch gilt dieß zunächst nur
vom Vürkel'schen Bild, von welchem allein das Origi-
nal uns bekannt ist). Die Haltung ist in den meisten
Fällen durch eine entsprechende Abstufung der Töne gut
getroffen; nur hin und wieder hat das Aetzwaffer zu
lauge gearbeitet, z. B. im Vorgrund des Bürkel'fchen
Bildes. — Bei so vielen Vorzügen, zu welchen sich
(wie bei dem zuvor genannten Werke) eine gefällige
Ausstattung gesellt, kann auch dieses Unternehmen den
Freunden neuer deutscher Kunst bestens empfohlen
werden. — cf. —

3. Lieder und Bilder. Zweiten Bandes zweite
Hälfte. Düsseldorf, Verlag von I. Buddeus.

Die fünfzehn radirten Blätter, welche die zweite
Hälfte dieses Werkes bringt, reihen sich denen der
ersten erfreulich au.1 Unter ihnen ist zunächst der
Titel (mit der bestimmteren Bezeichnung: „Deutsche
Dichtungen mit Randzeichnungen deutscher Künstler,

* lieber die erste Hälfte s. bas vorj. Kunstbl. Nr. 5.
Register
F. K.: Neue Kufperstiche und Radirungen. 2) Ausgeführte Radirungen nach Originalgemälden und Zeichnungen deutscher Künstler, von Wilh. Witthöft in Dresden. 3) Lieder und Bilder. Zweiten Bandes zweite Hälfte. 4) Bilder und Handzeichnungen zu deutschen Dichtungen, erfunden und radirt von J. B. Sonderland.
 
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