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welche ihn veranlaßte, die militärische Laufbahn aufzu-
geben, athmet aus allen seinen Bildern, welche eine ge-
niale Auffassung der Person mit Eleganz und Feinheit in
der Ausführung verbinden. Zwei ausgezeichnet schöne
Damenportraits bezauberten; und der erste Blick auf
Fvgelbergs Portrait gab dem Beschauer die Ueberzengung,
daß es ein Künstler sey, den er vor sich sehe. Als Por-
traitmalerin müssen wir noch Fräulein Röhl, die der
Akademie aggregirt ist, erwähnen, deren in schwarzer
Kreide ausgeführte Zeichnungen an Eleganz und Sauber-
keit in der Behandlung mit denen Gärtners wetteifern.

Der am meisten cultivirte Zweig der Malerei scheint
die Landschaftsmalerei zu seyn, wozu die Hauptstadt
selbst durch ihre ausgezeichnet schöne Lage, die prächtigste
im Norden, Aufforderung giebt. Schwedens erster Land-
schaftsmaler ist Fahlcrantz. Geschmackvolle Wahl der
Gegenstände zeichnet ihn aus; sein Colorit ist voller
Leben und Wärme. Aber der bräunliche Ton der Farben
und die einförmige Zeichnung sind mehr Manier als
Wahrheit: ein Beweis dafür, daß selbst der Meister
nicht auf der einmal errungenen Stufe stehen bleiben
darf, sondern fortwährend durch neue Naturstudien
lernen muß, so lange er lebt. Zwar, wo diese Mängel
von großen Vorzügen ausgewogen werden, kann man
dieselben eher verzeihen; aber was soll man von der
zahlreichen Schaar der Nachahmer sagen, die, ohne die
Vorzüge ihres Lehrers zu besitzen, sich nur seine Manier
angeeignet haben und ihm blos in seinen Fehlern gleichen?
Selbstständiger Fleiß im Studium der Natur ist bei
den schwedischen Landschaftsmalern eine Seltenheit. In
dieser Hinsicht zeichnet sich Stäck rühmlich aus, von
dem die Ausstellung eine schöne Winterlandschaft brachte,
so wie Lieutenant Berger, der eine Parthie der Themse
sehr charakteristisch wiedergegeben hatte; vor allein aber
muß Julius Berg's „Mondschein" erwähnt werden:
frei von unbehaglicher Glätte und Blankheit, zeigt der-
selbe die rechte Durchsichtigkeit und eine Naturwahrheit,
die an die Meisterwerke van der Neers erinnert.

Ein vielversprechender Thiermaler ist Lieutenant
Kjörbve. Seine Pferde sind voll Leben, aber die Zeich-
nung ist wohl nicht immer ganz korrekt. Von Paris,
wo er sich jetzt aufhält, hat er einen Fuchs nach Hause
geschickt, der seine Beute, ein armes Huhn, mit Heiß-
hunger betrachtet. Unter den übrigen schwedischen Ma-
lern, die in dieser Stadt ihre Ausbildung suchen, müssen
wir noch besonders den talentvollsten der jüngeren Meister,
den Genremaler Wickenberg, nennen. Wenn man
ein hübsches kleines Bild von ihm betrachtet, welches
einen blinden Greis, in einer ärmlichen Stube zwischen
seinen Kindern sitzend darstellt, und die sorgfältige, mit
Liebe behandelte Ausführung der Einzelnheiten ansieht,
so könnte man das Bild für ein holländisches halten,

wenn nicht ein gewisses Streben nach Effekt hindurch-
schimmerte.

Noch ein junges Talent, Wahlbom, strebt danach,
sich in der französischen Schule auszubilden. Er war
ursprünglich Bildhauer, und seine Figuren zeichnen sich
noch jetzt durch gute Modellirnng aus; in dem kleinen
Bilde, die Gemahlin Gustaf Adolfs an seiner Leiche, ist
besonders der Kopf des tobten Königs in dieser Hinsicht
vollkommen. Dessenungeachtet befindet er sich ebenfalls
auf dem Abwege, zu dem sich die schwedische Kunst hin-
neigt. Er wählt mit Vorliebe stark bewegte Scenen,
und sucht dann das heftige Gefühl in theatralischen
Stellungen und übertriebener Mimik darzustellen. Wenn
z. B. Katharina Maansdatter1 in ihrer Verbannung
ihre Kinder wiederfindet und den Sohn mit Innigkeit
an ihre Brust drückt, so ist es, als ob der Maler sie
mitten in einem Seufzer, eben vor dem Augenblicke des
Ausathmens, aufgefaßt und sie in diesem Moment ver-
steinert hätte.

Die große Anzahl weniger glücklicher, zum Theil
talentloser, Genre- und Historienmaler braucht nicht
weiter erwähnt zu werden. Nur einen Maler wollen
wir noch nennen, der wenigstens in Schweden einen
großen Namen erlangt hat, nämlich West in. Er soll
eine gewisse Virtuosität im Malen von Portraits des
verstorbenen Königs gezeigt haben; seine historischen Ge-
mälde aber können nur einem verzärtelten Geschmack
zusagen, und bringen sämmtlich den Eindruck einer
faden Süßlichkeit hervor. So auch die Bilder, die man
auf der Ausstellung sah, Flora an Linne's Büste, eine
große allegorische Composition: die vier Jahreszeiten,
und ein drittes: «Hercules som barn, brotlas med
ormarne,» (Herkules als Kind, mit den Schlangen
kämpfend.) Als Däne mußte ich mich bei diesem Bilde
über die Ironie der Sprache wundern; denn es waren
wirklich Würmer (dänisch firme) und nicht Schlangen
(schwedisch ormarne); es waren in Wahrheit grüne
Kvhlräupchen, die zu vernichten man eben kein Herkules
zu seyn braucht.

i Catharina Maansdatter (Magnus Tochter) war die
Geliebte und »achherige Gemahlin König Eriks XIV. von
Schweden, dein sie 0569) in die Verbannung folgte.

Nachrichten vom Äugnst.

Akademien und Vereine.

Wien. Der Wiener Kunstverein hat im Jahre 181z
zur zwölften Verloosung 2 4,97s Acticn zu 5 st. C. - M.
ausgegebcn. und zu 76 Gemälden, vier Bronzestatuetten
nebst 24 Abgüsten derselben und einer Marmorbüste 15.821 st.
g.i®i. verwendet. Das Vereinsblatt kostete 5058^ st. C.-M.
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