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zwei Quadrate seiner Grundbreite zur Höhe, und dieses Qua-
drat ist zugleich die Einheit, worauf alle Maiic abführen.
Die beiden Seiten des Mittelschiffs begränzen zwölf schlanke,
achteckige Säulen, welche die Emporbühnen und das kühn
in Spitzbogenform aufsteigende Gewölbe tragen. Sic endigen
in »nt Laubwerk verzierten Knäufen, aus welchen zugleich
die Rippen der Gewölbe entspringen. Das kunstreiche Haupt-
portal erhebt »ich zwischen beiden Thürinen. Der Erbauer
ist Carl Hcideloff ans Nürnberg.

Rymlvcgcu. Herr A, Olt in ans, Architckturmaler und
Bibliothekar der Gesellschaft Arli et Amicitiae zu Amsterdam,
hal die hier befindliche, dem früher» Mittelalter «»gehörige
achteckige Kapelle, die gewöhnlich als „heidnischer Tempel"
benannt wird, in diesem Jahre untersucht und in Zeichnun-
gen ausgenommen und gedenkt, seine Untersuchungen über
dieselbe, sowie eine andere dortige Kapelle romanischen Bau-
sipls, die vermuthlich von Friedrich Barbarossa erbaut ist, in
Kurzem herauszugeben. Nach den Notizen, welche Herr Olt-
,nans der Redaktion des Kunstblattes mit Bezugnahme auf
den Aufsatz des Herrn Schnaase in Nr. 21 des Jahrg. I8'i5
über die Kirche zu Ottmarshcim hat zugehen lassen, ist er
zu der entschiedenen Ueberzeugung gekommen. daß die ge-
nannte Kapelle, ebenso wie die Ottmarsheimer Kirche, trotz
einiger Abweichungen doch entschieden als eine Nachbildung
von dem Münster Karls des Großen zu Aachen gelten muß,
womit auch die historische Nachricht stimmt, daß Karl d. Gr.
im Jahr 7 7 7 in Nymwegen einen Palast oder Burg gebaut
hat, und daß die dortige Kapelle auf seine Bitte im I. 79g
durch Papst Leo III. eingewciht worden ist. (Lgiustard, vita
Garoli, c. 17, p. 85.)

Mlalerci.

Dcrlin, Gudin hat während seines hiestgcn Aufent-
halts ein Bild vollendet, dessen Idee eben so originell, als
die Ausführung seines Talents würdig ist. Es ist eine bild-
liche Darstellung der Worte der heil. Schrift ans der Schö-
pfungsgeschichte: „und der Geist Gottes schwebte auf dem
Wasser." Man steht das in seiner Tiefe aufgeregte schäu-
mende Meer, wie cs seine Wogen gegen den Himmel erhebt;
zur Rechten verbreitet sich ein mildes Licht, als ein Symbol
des göttlichen Geistes, über dem Wasser und scheint dein Ele-
mente Ruhe zu gebieten, während zur Linken im Hintergrund
einzelne röthliche Streifen im dunkelblauen Himmel die Däm-
merung andeuten, welche dem ersten Tage folgen soll. Das
Ganze erhält dadurch einen eigenihümlichen Anstrich, daß
man nur die Elemente, keine Spur eines menschlichen Vor-
handenseyns vor stch hat. und daß das Wasser mit Gudins
bekannter Meisterschaft gemalt ist, braucht man wohl kaum
zu bemerken. — Zu gleicher Zeit hat Gudin ein interes-
santes, ihm durch eine Erbschaft zugefallenes, dem Raphael
zngeschriebencs und unter dem Titel „la vierge aux lauricrs“
bekanntes Bild mitgebracht. Die Urtheile der bekanntesten
Künstler von Paris, Maler und Kupferstecher, so wie der
Kunstkenner und der öffentlichen Blätter, hat Gudin in einen
eigenen Band gesammelt, und sie sprechen stch sämmtlich zu
Gunsten der Originalität des Bildes ans. Man vermuthet,
daß dies eines von den Bildern sey, welche bei Basari als
ein Geschenk Raphaels an seinen Freund Taddeo Taddci er-
wähnt worden. Das Bild ist ungemein wohlerhalten. Die
Jungfrau, in einem röthlichen Ober- und blauen Untergc-
wande, bebt den Schleier von dem in einem Lorbeerbusch
liegenden Christkinde, vor welchem der heil. Johannes anbc-
tcnd die Hände faltet. Im Hintergründe sieht man eine

Landschaft mit einem Felseu zur Linken, ans dem ein Mann
(vielleicht der heil. Joseph) hervortritt. In dem Kopfe der
Jungfrau liegt viel von dem Ausdrucke, den man in Leo-
nardo da Vinci's oder Luini'S Köpfen bemerkt, während die
Mattier in dem Christuskinde stch mehr zu der des Correggio
himicigt.

Drüsscl. Das schöne Bild von Wappers: Genvvefa
von Brabant, ist von der Königin der Belgier dem Prinzen
Albert in London zum Geburtstagsgeschenk übersandt worden.

Rom, Karl Ra hl aus Wien ist mit zwei größeren
Gcinälde» beschäftigt: Manfred, von Sarazenen in Luceria
empfangen, im Auftrag des Kaisers von Oesterreich, und die
Christenverfolgung in den Katakomben zu Rom, bestellt für
Hamburg.

Zu den ausgezeichnetsten deutschen Künstlern in Rom
gehört seit wenigen Jahren Rudolf Lehmann aus Ham-
burg. Die Gegenstände seiner Bilder wählte er bis jetzt aus-
schließlich aus dc»n italienischen Volksleben, einzelne Figuren
in ländlicher Beschäftigung, fein aufgefaßt und ebenso i»
Farbe und Technik behandelt. Seine Spinnerin, die Trau-
benträgerin, die Gctrxidcstchterin sind von Julien, einem
der ersten Pariser Lithographen, herausgegeben und haben
beim Publikum im Allgemeinen eine glänzende Aufnahme ge-
funden. Das vorletzte derartige Bild war eine Pilgcri», und
an diese reiht stch eine Madonna mit dein Christuskinde, die
er in Auftrag des französischen Ministeriums malt. Nicht
als Königin des Himmels, sondern als Mutter ist Maria von
ihm dargestellt, als irdische Mutter unter einem Lorbeerbäume
am Kornfeld, das saugende Kind an der Brust, voll eindrin-
genden und allgemein verständlichen Muttcrgefühls und einer
zum Herzen gehenden Stimmung, ohne alle Beziehung auf
traditionelle Auffassungsweise und Formen.

London, Sir James Graham hat Herrn C. L. East-
lake. als dem Sekretär der Commission für die Ausschmückung
der Parlamentshäuser, unterm i s, Juli d. I. schriftlich an-
gczcigt, daß die Königin dem Parlament die Sumine von
Kvoa Pf. Stcrl, unterstellt habe zur Ertbeilung von Preisen
für die besten Cartons, Oel- und Freskomalereien, welche
zur Ausstellung in Westminstcr-Hall eingesendet werden.

Man hat in England ein Originalbild Miltons in Mi-
niatur, von der Hand Samuel Eoopcrs, entdeckt. Es ist
vor des Dichters Erblindung gemalt und noch sehr wohl er-
halten. Der Herzog von Buccleuch brachte cs für 100 Gui-
neen an sich.

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