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“''tfZc© 132 ©SSTn-''-

Kupferstich.

Ego dilecto meo, et dilectus meus mihi.
Friedrich Overbeck inv. X. Steifensand sc.
Düsseldorf, Verlag von Aug. W. Schulgen. Gr. Fol.

Ein Rundbild. Die h. Jungfrau in ganzer Figur, niedrig
sitzend, das Christkind auf ihrem Schooße liegend und eingeschlafcn,
sie mit dem Antlitze über dasselbe gebeugt. Landschaftliche Um-
gebung, altes Gemäuer auf der einen, ein Blick in die Ferne
auf der andern Seite. Die Komposition hat jene Harmonie der
Linienführung, jenen Adel des Sthls, jene großartige Anmuth
der Gewandung, wodurch Overbeck überall so ausgezeichnet ist;
nach einer auf einem Täfelchen angebrachten Jahrzahl ist sie im
Jahr 1838 entworfen. Der Stich ist mit Achter und großer
Meisterschaft durchgeführt; es ist eine Klarheit, ein edel gemes-
sener Schwung der Taille» darin, der mit der linearen Har-
monie der Komposition aufs Schönste übereinstimmt. Markvoll
und energisch in den Gewandpartien durchgeführt, wenn auch
verschieden je nach den verschiedenen Stoffen, gehen die Taillen
im Nackten in die zartesten Schwingungen über; der Körper des
Christkindes namentlich ist mit ungemein anmnthvoller Weich-
heit behandelt. — Und dennoch läßt dieß Blatt, wenn wir die
siylistischen Schönheiten dnrchgesehen haben und nach tieferer
Befriedigung verlangen, uns kalt. Die Komposition ist eben
das Erzeugniß einer ideellen Manier, die sich mit dem Schema
begnügt, statt dasselbe zum individuellen Leben zu erwärmen.
Wir sehen nicht ein, warum jene junge Mutter sich hier, zwi-
schen Blumen und Erdbeeren, so formell repräsentirend nieder-
gelassen hat; wir suchen in der abstrakten Schönheit ihrer
Gesichtszüge vergeblich nach jener innigeren Wärme, die aus
einem persönlichen Charakter, ans dem vollen Gefühle des Mo-
ments hervorgeht. Das Zufriedenseyn mit dem allgemeinen
Schema rächt sich im Ucbrigen oft genug dadurch, daß cs den
Künstler direkt von der Natur, d. h. von der Wahrheit, abführt,
und hat sich auch in diesem Fall gerächt. Einseitig nur jener
Linienharmonie folgend hat Overbeck der heil. Jungfrau einen
Hals von so unförmlicher Länge gegeben, wie ihn nur Parmi-
gianinv's verrufene Madonna col collo lungo trägt. Es thut
mir leid, daß ich bei einer so schönen Arbeit zu solcher Aus-
stellung genöthigt wurde. Aber einem — nicht cinstußlosen
falschen Prinzip muß man entgegentreten, wo es sich eben gel-
tend zu machen sucht. F. K.

Nachrichten vom April.

Literatur.

London. Parish Churches. P. 1. by R. and J. lirandon.
London. Bell; enthält eine Auswahl von älter» englischen Pfarr-
kirchen, welche als Musterbauten betrachtet werden können für neue
Unternehmungen.

A Concise Glossarv ofGreek. Roman and Gothic Ardiitec-
ture. Oxford. J H Parker. Mit 440 Holzschnitten.

Nekrolog.

Hcilbronn. Am lk. April ist dahier der Kupferstecher. Pro-
fessor Friedrich Du ttenhofer, gestorben. Er hat sein Leben
auf 88 Jahre gebracht.

Nachrichten vom Mai.

Persönliches.

Die numismatische Gesellschaft i» Berlin hat den Assessor
Al brecht in Oehringe» , den Fürsten Ba rata je ff und StaatS-

I rath von Reichel in St. Petersburg, de» Pfarrer Leitzmann in

! Tungenhausen und den Professor Dr. Stickel in Jena zu ihren

Ehrenmitglieder» ernannt.

Der König der Franzosen hat den Architekten Hnve, Mitglied
des Instituts, zu», Offizier, und den Architekten van Cleen,putte
zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

Der König der Niederlande hat dem Maler Eamcsina das
Ritterkreuz des großherzogl. luxemburgischen Ordens der Eichenkro.e
verliehen.

Die französischen Architekten H. Lebas, Mitglied de« Insti-
tuts, und A. v. Gisors, Baumeister der Pairskammcr und de
Universität, sind von dem Minister der öffentlichen Arbeiten als
Ehrenmitglieder an die Stelle der abgetretenen Vaudoper und Gauche
in beu Civilbanrath berufen worden.

Der Maler Heinrich Lehmann in Paris, gebürtig aus
Hamburg, hat i» Folge der Ausstellung im Louvre, wo man seine
Occaniden, Hamlet und Ophelia, sowie das Bildniß der Gräfin
d'Agonlt bewunderte, die Dekoration der französischen Ehrenlegion
erhalten.

Der König von Preußen hat dem beständigen Sekretär der
Akademie der schöne» Künste zu Paris, Mitglied der Akademie der
Inschriften, Raoul-Rochette, den Rothen Adlerorden dritter Klaffe
verliehen.

Der Kupferstecher Jazet in Paris hat von dem Kaiser Nikolaus
von Rußland einen kostbare» Brillantring als Zeichen der Zufrieden-
heit mit seinem nach dem Gemälde von H. Vrrnet anSgeführten Stick),
die kaiserlich russische Familie darstellend, erhalten.

Der Bildhauer Ramep in Paris ist zum Offizier der Ehren-
legion befördert worden.

Die 8oe!ele Iihre des beatix arls in Paris hat dem Herrn
Challamcl für seine Herausgabe der Vie et Oeuvres d’Enslache
Le Sneur mit dem Texte von Ludwig Vitet und den Zeichnungen
von Gscll eine Silbermedaille zucrkannt.

Der Maler Högger ans der Schweiz, der sich die Aufgabe
gestellt, die Geschichte des Bergsturzes bet Felsberg in Graubündten
durch eine lange Reihenfolge von Abbildungen der einzelnen Zustände
am Berg und im Thal anfznnehme», befindet sich jetzt in München
mit seinen Zcichnnngen. Gleicherweise ist H. Kallenbach daselbst
angckommen und wird eine Ausstellung von mehr als 60 Modellen
mittelalterlicher Gebäude veranstalten.

Akademien und Vereine.

Kopenhagen. Der hiesige Kunstverei» hat beschlossen, aus der
Einnahme de« Vereins 2000 Thlr. zu dem Modell einer Statue des
Astronomen Tycho de Vrahe, welche bei dein Professor Bissen
bestellt werden soll, zu verwenden.

Derli». In der Versammlung des wissenschaftlichen Kunstvereins
am 15. April hielt der Professor au der allgemeinen Bauschule,
W. Stier, einen Vortrag „über die Werke und Wirksamkeit des
Herzog!, deffauischcn HofbanmeisterS v. ErdmannSdorf," und gab
eine ins Einzelne gehende Beschreibung deS Schlosses und Gartens
zu Wörlitz, woran er die Aufforderung knüpfte, die dortigen schönen
Anlagen und reichen Kunstsammlungen in günstiger Jahrszeit nicht
uubesucht zu lassen. Der als Gast anwesende Herr v. Corvin aus
Leipzig legte mehrere glpphographische Blätter vor und erläuterte an
den mitgebrachten Platten und Stöcken diese wichtige Erfindung,
welche an die Stelle des Holzschnitts treten dürfte, da sie vor diesem
den Vorzug voraus hat, daß der zeichnende Künstler seine eigne Zeich-
nung im Abdruck erhält; das Verfahren dabei ist galvanoplastisch.

_ Professor EichenS hatte den von ihm vollendeten Kupferstich;

Fr i cd > i ch dc r G r o ß e a l S Kr o n p r i n z, nach P eS n e, ansgestellt.
— In der Versammlung am 15. Mai erstattete Dr. Förster Bericht
über zwei aus London von M. Asher eingescndete Werke; 1) AMars,
labernaclcs and sepulehral momiments of the 14. and 15. Cen-
times, puhlished by Tori and lieecliio. Logny (Dep. der Seine
und Marne) 1845; — ein höchst sauber geieichnetes und fleißig anS-
geführlcs Knpferwerk, in welchem die vorzüglichsten Grabmonumentc
älterer christlicher Zeit römischer Kirchen abgebildet sind. — 2) Col-
lection d’linilations de dessins d’apres les principaux mallres
hollandais et flamands, commenc^e par C. Ploos van Amstel.
continnec |>ar Josi 1821. 2 Vol. Dieses Prachtwerk enthält

100 FaesimileS von Handzeichnungen berühmter Meister, die mcistcn-
theils Privatsammlungen angehörcn. Die Nachbildungen, zumal die
von Ploos van Amstel, sind von einer Treue der Ausführung, welche
nichts zu wünschen übrig läßt.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und Dr. Franz Kngler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit der

I. G. Cotta'schen Äuchhandlung.
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