Zu den ausgezeichnetsten Werken Zeitbloms gehören auch
die drei weibliche» Heiligen aus der Sammlung Wallerstein, von
denen zwei, St. Margaretha und St. Ursula, sich jetzt in der
Moritzkapelle zu Nürnberg befinden. Eben so sollen auch acht
Tafeln mit Darstellungen aus dem Leben der Maria im Besitz
des Erbprinzen von Sigmaringen von der größten Schönheit
seyn. Einen ausführlichen Bericht hierüber haben wir in Bälde
in den Ulmer Veröffentlichungen durch Herrn Manch zu erwar-
ten, dem ich auch diese vorläufige Notiz verdanke.
Nach Kenntniß der meisten hier angeführten und noch
einiger minder bedeutenden Werke Zeitbloms verehren wir in
ihm einen der trefflichsten deutschen Maler seiner Zeit. Er ist
als ein unmittelbarer Nachfolger von Martin Schongauer und
Friedrich Herlin zu betrachten, der zwar ersterem im Reichthum
der Phantasie nachsteht, aberden andern, obgleich in einer sehr
schlichten Weise, hierin übertrifft; im Schmelz und der Harmonie
der Färbung hat er, zum wenigsten in seinen später» Werken,
sich über beide erhoben; besonders wußte er durch ein tiefes
Violett neben entgegengesetzten, leuchtenden Farben, wie ein
frisches Grün, ein warmes Braun oder schillerndes Gelb, einen
cigeuthümlichen Reiz zu erzielen. Seine Fleischtöne sind warm
und gehen in den Schatten ins ties Bräunliche in seiner Mitt-
lern Zeit, werden aber kühler und feiner in seinen später»
Werken, die überhaupt die vorzüglichste» find. Den Faltenwurf
hielt er in gestreckten Linien einfach und großartig. In der
Darstellung schlechter Charaktere fällt er nach der Richtung
seiner Zeit und Kunst in Deutschland ins Gemeine; dagegen
sind alle seine Heilige von edler Bildung, in denen sich eine
milde Würde voll warmen Lebens ausspricht. Seine Kopfe und
Hände sind bester als seine Füße und überhaupt das etwas
magere Nackte gezeichnet; die Bewegungen dagegen sind natür-
lich und nicht eckig wie oft bei früheren Meistern.
(Fortsetzung folgt).
Augustin Hirschvogel,
Glasmaler, Kupferätzcr, Formfchnrider, Geometer,
Ingenieur und Schriftsteller.
In der klastischen Schrift: Medaillen auf berühmte und
ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom
16ten bis zum tüten Jahrhundert, Bd. 1, Wien 1844, 4. von
Joseph Bergmann, welche in diesem Blatte 1844 Nr. 105
nach gebührendem Verdienste gewürdigt wurde, finden sich S. 280
bis 285 mehrere interessante und neue Nachrichten über Augu-
stin Hirschvogel und Hans Sebald Lauten sack. Da ich
schon längere Zeit Materialien zu Monographien über diese
beiden Künstler sammle, zu welchen mir nur noch Nachrichten
über ihren Aufenthalt in Oesterreich, Steyermark, Kärnthen,
Schlesien und Polen 1 mangeln, um deren Mittheilung ich jeden
Kunstfreund ersuche, so kann ich hier die Bergmännischen An-
gaben über Hirschvogel, insoweit einige kleine Jrrthümer ein-
geflosten sind, berichtigen.
Von der S. 280 beschriebenen Medaille ans Hirschvogel
gibt es zwei Exemplare mit verschiedenem Revers, das eine mit,
das andere ohne eingestochene Inschrift. Letzteres ist abgebildet
in Doppclmayers histor. Nachrichten von den Nürnberger Ma-
thematicis und Künstlern 1730. Taf. 4. Ersteres ist, außer in
Will, in Christoph Andreas Jmhof: Sammlung eines Nürn-
l Nach mündlicher Mittheilnng sollen sich in einer österreichi-
schen Zeitschrift vom Jahre 1826 oder 1827 Nachrichten über H. S.
Lantcnsacks Aufenthalt in Krakau und Breslau befinden. Wie heißt
wohl diese Schrift?
bergischen Münzkabinets, 1782, Th. 1. Abth. 2. S. 598 be-
schrieben. Nach dieser allgemein als gleichzeitig angenommenen
Medaille 1 wäre Hirschvogel 1504 aller Wahrscheinlichkeit nach
zu Nürnberg geboren. Doch glaube ich, daß sein Geburtsjahr
ans 1503 zu setzen sey. Denn unter seinem von ihm gefer-
tigten Portrait (Bartsch pcinlrc graveur IX p. 180 Nr. 40)
steht: HIC AVGVSTINI P1CTA EST PICTORIS IMAGO —
ILLE NOVEM POSTQYA VIX1T OLIMPIADAS. Hirsch-
vogel zählte wohl irrig die Olympiade zu 5 Jahren; demnach
wäre er 1548 45 Jahre alt gewesen, folglich 1503 geboren,
womit sich auch die Jahrszahl aus der Medaille leicht verein-
baren läßt, und vielleicht nur einige Tage zwischen den Jahren
1503 und 1504 einen Unterschied machen. Hätte aber Hirsch-
vogel die Olympiade richtig zu 4 Jahren gerechnet, so wäre er
1548 36 Jahre alt und 1512 geboren gewesen. Berücksichtigt
man dagegen seine vielen und höchst verschiedenartigen künst-
leriichen Leistungen, seine großen und damals äußerst zeitrauben-
den Reisen, seinen längeren Aufenthalt zu Venedig, seine schon
1530 erfolgte Niederlassung zu Wien, von welcher Tschischka
(Kunst und Alterthnm in den österreichischen Staaten, Wien
1836, S. 365) berichtet, so wird man gewiß mit mehr Grund
anzunehmen berechtigt seyn, daß er 1548 schon 45, und nicht
erst 36 Jahre alt war. Aus jeden Fall ist aber die Angabe von
1506 als Hirschvogcls Geburtsjahr, welche zuerst Malpe Noti-
ces sur les graveurs, Besancon 1808 p. 311 brachte, dem so-
dannFüß li in seinem allgemeinen Künstlerlerikvn Th.2, S. 550,
Ersch in seiner Encyklopädie Sect. 2, Th. 8, S. 430, Nagler
in seinem neuen allgemeinen Künstlerlerikvn Bd. 6, S. 194
folgten, falsch.
Was Bergmann S. 283 von Hirschvogels Geometrie ver-
muthct, hat seine vollständige Richtigkeit, und hätte der fleißige
und umsichtige Verfasser in bibliographischen Werken, z. B. in
Hirsch Millinarius IV, Nr. 850, in Will Nürnberger Gelehrten-
lerikon II, 137 nachgeschlagen, so würde er hierüber völlig ins
Reine gekommen seyn. Die Hirschvogel'sche Geometrie, welche
1543 in 31 Blättern in Quart erschien, und von welcher Berg-
mann den vollständigen Titel, die Dedikation ic. mittheilt, ent-
hält nichts alö den Text; dazu gehören 38 Kupferstiche (nicht
Holzschnitte, wie es im Kunstblatt 1832, S. 31 heißt) mit
geometrischen Figuren, welche den Titel haben: GEOMETRIA
DAS PVC1I GEOMETRIA IST MEIN NAMEN-AL FREYE
KINST AVS MIR ZVM ERSTEN KAMEN - ICH PR ING
ARC11ITECTVRA VNDT PERSPECTIVA ZVSAMEN.
Außer den auf S. 286 angegebenen Bildnissen besitze ich
in meiner ziemlich reichhaltigen Hirschvogel'schen Sammlung noch:
Das Bildniß des gewandten Diplomaten und nnermüdeten
Reisenden Sigmund v. Herberstein von 1547, von welchem
Adelung in seiner vortrefflichen Schrift über diesen Staats-
mann 1818 eine Kopie beifügte; er hatte aber die irrige Mei-
nung, daß das Original in Holz geschnitten sey; und
das Bildniß des Theophrastus Paracelsus, welches Bartsch
IX, p. 81. Nr. 2 inner den unbekannten Meistern aufführt..
Unter meinem Abdruck steht von Martin Bayfins ans Haßfnrt
1540 geschrieben: daß er den berühmten Paracelsus zu Laibach
in Kärnthen gesehen und gesprochen habe, wo auch dieses Bild-
niß von Augustin Hirschvogel nach dem Leben gefertigt und
abgedruckt wurde.
S. 287 bemerkt der Verfasser nach meiner Angabe im
vierten Bericht des historischen Vereins zu Bamberg 1841,
S. 177, daß der berühmte Wiener Weihbischof Friedrich
Nausea in dem Bambergischen Städtchen Weischenfeld geboren
* Ans dcrry Avers steht: Augustin Hirschfogel aet. sue 31,
auf dem Revers mit der Weltkugel: 8pero korlune regrossum 1543.