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■in Vicenza; nach ihm wurde 1539 Sebastians Serlio, in
den Jahren 1641 bis 4L Sanmicheli um ihre Meinung ge-
fragt; im Dezember I54L holte man den Giulio Romano
aus Mantua. So hatte man vier der berühmtesten Architekten
zu Mathe gezogen; endlich wandte man sich an Palladio. Am
27. Oktober 1545 wurde ihm eine Vergütung für die durch ihn
eingereichten Zeichnungen bewilligt; am 5. März 1546 trug man
ihm auf, ein Holzmodell der Bogen nach dem von ihm erdachten
Rekonstruktionsplan zu machen, »quia picturae non usque-
quaque crcdendum est quae oculos fallere posset — de-
liberaverunt proponere — quod iuxta designum praedic-
tum fiat unus arcus ligneus — ad hoc ut si talis forma
videretur convenire, posset postca proponi pars ad hoc
Consilium de opere secundum ipsam conficiendo.« Unter
den Deputirten dieser Jahre finden sich mehrere Namen, die in
Palladio's Lebensgeschichte unter denen seiner vornehmsten Gönner
erscheinen: Triffino, Tiene, Chiericati, Godi, da Schio. Wäh-
rend, so viel man weiß, die früheren Gutachten sich auf Restau-
ration der beschädigten Theile beschränkten, schlug unser Künstler
einen vollständigen Neubau der Loggien vor. Das Modell wurde
im Gebäude selbst zur Begutachtung ausgestellt; wie gesagt,
wurde ihm am 5. Mai 1540 vor dem ursprünglichen Plan und
der Modifikation Giulio Romano's der Vorzug gegeben. Die
Reden Gio. Luigi Valmarana's und Girolamo Chiericati's führ-
ten die Entscheidung herbei, welche durch eine Majorität von
99 Stimmen gegen 17 im Rathe erfolgte. Das Monatsgehalt
des Architekten wurde auf 5 Goldthaler (Dukaten) bestimmt;
das Material sollte, wie bei dem ursprünglichen Bau, aus den
Steinbrüchen von Piovene, zum Theil auch aus denen von Mon-
tecchio maggiore und Magre genommen werden; zu den Vicen-
tiner Steinmetzen zog man andere aus Venedig, Verona, Padua
— in ersterer Stadt war Palladio selber am 24. Dezember, einen
Vertrag mit Arbeitsleuten zu schließen. Am 25. Mai war das
Holzmodell des untern Geschoffes der Loggien gegen die Piazza
maggiore fertig; im August legte man die Fundamente zu den
beiden Bogen, welche die Ecke gegen den Dom und die Juden-
straße bilden; im September 1550 stand der erste Bogen vollen-
det, bald darauf der zweite. Die ferneren Schicksale dieses Baues,
welche Magrini (S. 22, S. 80 ff.) ausführlich erzählt, können
hier nur berührt werden. Nach Maßgabe der Umstände und der
Finanzverhältniffe wurde bald rascher, bald langsamer gebaut,
eine Zeitlang wurde das bewilligte Einkommen und damit auch
des Baumeisters Gehalt auf die Hälfte heruntergesetzt. Gegen
1560 schon war die Mehrzahl der Bogen am großen Platze
beendigt und mehrere gegen die kleinere Domseite begonnen.
Jndeß sah erst das Jahr 1614 die Vollendung des ganzen Wer-
kes. Man wird es übrigens dem Architekten nicht als Eitelkeit
deuten, wenn er in seinem Buche über die Baukunst von dieser
großen Aufgabe sagt: „In Vicenza gibt es eine Basilika, von
der ich hier die Zeichnungen mitgetheilt habe, indem die sie um-
gebenden Bogenhallen von meiner Erfindung sind. Ich zweifle
nicht daran, daß dieses Gebäude denen der Alten verglichen und
zu den größten und schönsten, die seit dem Altcrthum bis jetzt
entstanden sind, gerechnet werden könne, sowohl seines Umfangs
und der Trefflichkeit feiner Ornamente wegen, wie auch in Be-
tracht des Materials, da Alles aus festen Steinarten besteht,
wie denn auch die einzelnen Werkstücke mit größtem Fleiß ge-
arbeitet und zusammengesetzt sind." Aus den genannten Grund-
und Aufrissen, welche dem dritten Buche der Architektur beigegeben
sind, wie durch unzählige Ansichten und Beschreibungen ist dieß
berühmte Bauwerk bekannt, aus einem großartigen Portikus von
zwei Geschossen, das untere dorischer, das obere jonischer Ord-
nung, bestehend, durch eigene Schönheit ebenso bemerkenswerth
wie durch das Geschick, womit es der architektonischen Disposition

des Innern, auf welche bei der Anlage Rücksicht genommen
werden mußte, wenn gleich der Charakter ein ganz verschiedener,
angepaßt ist.

So viel nun auch Palladio umherreiste, so mußte er doch
einen bedeutenden Theil seiner Zeit diesem Werke und seiner
Vaterstadt widmen, namentlich in den ersten Jahren, bis, um
das Jahr 1556, erst Silvestro Belli, dann Antonio da
Ponte mit der Beaufsichtigung der mehr materiellen Theile der
Ausführung beauftragt wurden. Im September 1550 war er in
Brescia, wohin mehrere Architekten berufen wurden, über den
Bau eines großen öffentlichen Saales zu berathen, der daun dem
Sansoviuo übertragen ward. Am 10. Dezember genannten Jahres
starb sein großer Gönner und Wohlthäter, Trissino. Im Februar
1551 war er zu Verona mit dem Bau des Palastes della Torre
beschäftigt, zu welchem die Zeichnungen indeß schon früher ent-
standen sehn müssen. Im Jahr 1552 finden wir ihn noch bei
dem Bau des schon erwähnten Palastes zu Lonedo in Anspruch
genommen; in seiner Heimath baute er zugleich den schönen Pa-
last für die Familie Porto (jetzt CoÜaoni), leider unvollendet
und im Innern verdorben; im Dezember war er in Trient bei
dem dortigen Bischof, Kardinal Madrucci, dem Freunde Triffi-
no'S. In Rom war er nochmals 1554, wo die erste Ausgabe
seines Büchleins l’Antichitä di Roma raccolta brevemente
dagli Autori anlichi e moderni erschien — 1 ein kurzer Weg-
weiser , der bis zum Jahr 1653 in 17 Auflagen erschien und
später auch noch ein paarmal gedruckt ward. Im März 1555
finden wir ihn in Venedig »in certi suoi scrvigj per servigio
di alcuni signori veneziani,« später in Udine, wo er im fol-
genden Jahre den Pal. Antonini und den Bogen begann, durch
welchen man nach dem Schlosse geht. In diesem Jahr 1556
wurde in Vicenza eines seiner Hauptwerke angefangen, der Palast
des Coute Marc Antonio Tiene, jetzt das Zollamt. Die Nord-
seite wurde zuerst in Angriff genommen; wäre der Bau vollendet
worden, so dürfte er leicht einer der schönsten Paläste der Welt
sepn. Von seinem großen Werke über Architektur war damals
schon ein Theil geschrieben; zu Daniel Barbaro's, Koadjutors
von Aquileja, Kommentar zum Vitruv, der im genannten Jahre
erschien, waren die Abbildungen von ihm gezeichnet. Die Prio-
rität der Entdeckung der Konstruktion der jonischen Schnecke, in
deren Erklärung die Kommentatoren des Vitruv im Dunkeln
getappt hatten, wie der Einrichtung des lateinischen Theaters,
gab nachmals Anlaß zu einer Kontroverse in Betreff der Namen
der beiden Männer.

(Fortsetzung folgt.)

Neue Lithographien.

Die köuigl. bayrischen Gemäldegalerien,
herausgegeben von Piloty und Löhle. (Neue Folge.)

Das bekannte, noch unter vorzüglicher Mitwirkung des ver-
storbenen Piloty gegründete große Galeriewerk wird von den
Erben mit Glück und Energie fortgesetzt. Außer dem sehr ge-
schickten Lithographen Wölfle sehen wir besonders den jungen
Piloty thätig, der, mit nicht gewöhnlichem Talent ausgerüstet,

‘ Ju dem Buche findet hier eine offenbare Verwechslung statt.
Auch S. 25 wird das Erscheinen der Autichitä di Roma in das
Jahr 1544 gesetzt und Palladio's Aufenthalt in der genannte» Stadt
im Sommer d. I. daraus gefolgert. In den Anmerkungen, S. xlv,
lesen wir denn aber die Jahrszahl 1554. — Es wundert mich, in
dem Verzcichniß. der Astygraphen in Bunsens Vorrede zur Be-
schreibung der Stadt Rom das Büchlein zu vermissen; nur Palla-
dio's späterer Arbeiten geschieht Erwähnung.
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