Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

44


ganz der Bahn des Vaters zn folgen scheint. Wenn dieser mit
seltener Vollkommenheit in das Verständniß der Niederländer
eingedrungen und in den Lithographien der Amazonenschlacht,
deS Kindermords u. a. m. Rubens auf fast unvergleichliche Weise
wiedergegeben, so hat nun auch sein Sohn an derselben Stelle
seine Kräfte versucht und unbestreitbares Lob eingcerntct. Das
jüngste Gericht von P. P. Rubens in der königl. Pinakothek
zu München (unzweifelhaft von ihm komponirt, aber wohl nur
von Schülern nach seinem Entwurf ausgeführt), ist eine der
schwierigsten Aufgaben für die Lithographie, indem hier große
Flcischmassen in allen Nüancen dem Auge darzustellen und zu
einem Ganzen harmonisch zn verbinden sind. Das letztere ist nun
hauptsächlich durch die Anwendung der Tonplatten gewonnen
worden, eine Methode, die man als wesentliche Vervollkommnung
der Lithographie betrachten muß überall, wo es ihr darauf an-
kommt, den malerischen Charakter des Originals wiederzugeben.
Für die Zeichnung aber, die gleichmäßige und verständige Mv-
dellirung der Theile muß der Zeichner einstehen, und hier sehen
wir mit Freuden die ganze Etgenthümlichkeit des Originals von
seinem derben Naturalismus auf Erden bis zu seinem allerdings
marklosen Idealismus im Himmel treu wiedergcgebcn. Das Bild
hat viele Verehrer, und wenn ich auch nicht unbedingt zu ihnen
gehöre, so hält mich doch nichts ab, die Nachbildung ihnen als
eine durchaus befriedigende und vollkommene, den Sammlern
aber von Lithographien sic als einen Beleg des Fortschrittes zu
empfehlen, den diese Kunst in München gemacht hat.

Von derselben Hand und von Wötfle ist ein zweites Blatt
derselben Sammlung, die Löwenjagd von P. P. Rubens.
Hier ist der Meister mehr in seinem Element; diese Kämpfe
haben Realität und bedeuten durchaus nichts Anderes, als was
sie augenscheinlich sind. Rubens ist der Maler der Wirklichkeit
und gleich groß, ob er sie im Sturm der Leidenschaft oder im
Sonnenschein des Behagens darstcllt. Bis auf den kleinsten Zug
ist das unvergleichliche Gemälde von dem erbitterten Kampf zwi-
schen Menschen und Bestien und, waö auch beim jüngsten Gericht
in die Augen fällt, mit großer Freiheit und Leichtigkeit wicder-
gegeben; und es ist ganz in der Ordnung, daß uns auch die
wunderlichen Verzeichnungen des Originals nicht geschenkt sind.

Zn dieselbe Klasse von Gemälden, allein zu den Lithogra-
phien vvllkvmmnerer Art gehört die Eberjagd von Snpders,
lithographirt von Wolfle. In der That sind mir wenig Litho-
graphien bekannt von so viel Kraft, Saft und Frische, so daß
man ganz vergißt, eine Zeichnung vor sich zu haben. Dazu ist
das Blatt mit einer Meisterschaft behandelt, als war' es eigne
Erfindung und nicht Nachbildung, und zwar sind nicht nur die
Menschen, sondern auch die Thiere, namentlich die Hunde, mit
gleicher Vortrcfflichkeit man möchte sagen gemalt.

Von demselben Lithographen ist die Beichte am Kranken-
bett von Eh. van Bevern, einem Gemälde, das in die königl.
Sammlung der neuen Pinakothek bestimmt ist. Das Beichtkind
ist ein junges Mädchen, das sich halb vom Krankenlager auf-
richtet, um einem alten Pater Franziskaner das, wie es scheint,
ziemlich schuldlose Herz auözuschütte». Die Komposition gehört
zu der Klasse der gemachten Bilder, doch ist die Aufgabe mit
Gefühl und Geschicklichkeit gelöst. Die, Lithographie ist ausge-
zeichnet und überrascht durch die große Kraft der tiefen Töne,
sowie durch die Klarheit derselben.

Zn dieselbe Sammlung gehört die Verurtheilung einer
Zigeunerbande von El. Jacquand, ebenfalls von Wölfle
lithographirt. Das Gemälde war eines der Prachtstücke der letzten
Münchner Kunstausstellung und erregte allgemeine Bewunderung.

Links die Räuberbande, vor ihnen am Boden die geraubten
Schätze, meist Kirchengut, rechts Inquisitoren und Protokollisten;
das Lokal ein gewölbter Raum, in den von rechts durch ein
kaum sichtbares Fenster Sonnenlicht fällt. Das Stück spielt in
! Spanien. Die Lithographie ist ein bis auf den kleinsten Zug
getreues Abbild und hat sogar noch einen Vorzug, indem bei
ihr der etwas konventionelle Farbenton des Gemäldes natürlich
wegfällt.

Bei allen diesen Lithographien sind die Tonplatten mit
bestem Erfolg angewendet und vermittelst derselben die malerische
Haltung besser erreicht, als es durch die frühere Methode der
durchgängigen Ausführung mit der Kreidenspitze möglich war.

es.

Nachrichten vom Januar.

Bauwerke.

München. Der Vau eines protestantischen BethauseS in dem
eine Stunde von hier entfernte» Dorfe Pcrlach ist nunmehr ent-
schieden und wird nach einem Plane Zicbland'S in gothischem
Styl ausgcführt werden.

Köln. Nach den Rechnungen des Cciitral-Domban-VereinS-
VorstaudcS betrug die Gesammtrinnahme de« Vereins bis zum JahreS-
schinffc 1846: 181,488 Thlr, 19 Sgr. 6 Pf. Dazu kamen im vori-
gen Jahre 24,448 Thlr. 23 Sgr. 4 Pf., so daß am Schluffe des
vorigen Jahres die Gcfammteinnahme 283,937 Thlr. 12 Sgr. lg Pf.
betrug. Hiervon sind gczablt an die Domkirche im Jahre 1843:
40,000, im Jahre 1844: 30,000, im Jahre 1845 gleichfalls 30,000,
im Jahre 1846: 36,000 und im vorigen Jahre 41,080 Thlr., macht
zusammen 177,008 Thlr. Ferner erhielt der Maler Steinle für die
Eriienernng der Wandgemälde im hohen Chor 9900 Tlilr. Für den
Ankauf des v. Gepr'schen Lagerhauses am Dom und Zurückerstattnug
einer irrthümlichcu Sendung aus Frankfurt wurden 3182 Thlr. 4
Sgr. verausgabt. Dir VerwaltuugSkosteii unfc Geschäftsausgaben
betrugen in den 6 Jahren vvir 1842 bis fegt 4605 Thlr. 26 Sgr.
6 Pf. und die Ausgaben für VercinSfcste, Gedenkzeichen ic. 2988
Thlr. 8 Sgr, 10 Pf., so daß die Gcsammtansgabc 197,668 Thlr.
9 Sgr. 6 Pf. betrug, und Ende Dezember 6269 Thlr. 3 Sgr. 4 Pf.
in Kasse blieben. Im Januar 1848 bis zum 24. d. ißt. sind ferner
: 2187 Thlr. 8 Sgr. 11 Pf. eiugegangen, außer 800 Frs. von dem

Crutralvorstande des deutsch-vlämischen Sängerbundes, welche „als
ein gottesdienstliches Opfer und als ein Beweis von vaterländischer
Zuneigung zur Beschaffung eines Fensters in gebranntem Glase in
der oberu Ehorgalerie," überreicht worden sind. Während des Win-
ters wird die Verzimmerung des DachverbandcS für das Nothdach
betrieben. Dieses Nothdach wird später als ein schwebendes über
den schon 86 Fuß hoch aufgebanten Gewölbepfeilern ruhendes Ban-
l gcrllst augescheu werde», durch dessen Bedeckung gleichzeitig die neu-
erbanteuTheile geschützt und die untern Kirchenränme für ihre Bestim-
! mung »utzbar werden. DaS LäugeuhanS wird bis zum 14. August
1848, der Säeularfeier der Gründung, hergesteltt fepil. um zum
Gottesdienst eingerichtet werden zu können. Auch hat der König in
einer der Deputation des VereiusvvrstaudeS, welcher sich auch der
Generaldirektor der königl. Museen, v. Olfcrs, aiigcschlossen hatte,
am 20. Januar bewilligten Audienz das Einladungsschreiben des
Vorstandes zu diesem Domfeste mit lebhaftem Interesse ciitgegen-
geiiommeii und sich tu freundlicher Weise dahin geäußert, daß, wenn
nicht unvorhergesehene Hemmnisse ciuträten. Sc, Mas. gewiß nichts
abhalteu solle, dem Feste beijiiwohiien.

Paris. Der Architekt La tapi e hat den Befehl erhalten, das
Schloß Pau wohnlich herziistellen für den Anfang des Monats Mai.

Malerei. ^

Paris. Henri Schcffcr hat in dem Arbeitösaal der Pairs-
kamincr einen Plafond mit der Darstellung gemalt, wie Karl V,,
dem Frankreich seine erste Bibliothek verdankt, in königl. Gewände
die Gelehrten seines Reiches empfängt, um sic zu Studien in diesen
Räumen aufzufordern.

Unter Mitwirkung von Or. Ernst Förster in München und Dr. Franz Kn gier in Berlin, und unter Verantwortlichkeit der

I. G. Cotta'schen Buchhandlung.
Index
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen