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Heiligen. Magdalena und Johannes der Evangelist, Lorenz und
Katharina, der Kaiser Heinrich II. und Elisabeth von Thürin-
gen, Vitus und Margaretha, stimmen in den meist lebhaften
Bewegungen, den theilweise etwas weltlichen Charakteren, der
Art der feinen Durchbildung, wodurch besonders der h. Lorenz
anzieht, in dem warmen bräunlichen Ton so sehr mit dem jün-
geren Holbein überein, daß ich nicht anstehen kann, sie der frü-
heren Zeit desselben beizumeMn. Es sind Kunstwerke von vor-
züglichem Werthe. Der Grund ist noch golden. 3) Der h. Norbert
führt Norbertine der h. Agnes als Schützling zu. Ganz von dem
edlen Naturgefühl des Holbein durchdrungen und schon ausgebildet.

Martin Schaffner. 1) Die Heiligen Magdalena, Mar-
garetha, Agatha, Apollonia, Scholastica (mit der Taube) und
Notburga, welche auf einer Wiese in stiller, heiterer Zufrieden-
heit zusammensitzen, gehören zu den anziehendsten Werken dieses
Meisters. Obwohl minder stark abgerundet in den einzelnen
Theilen als in andern Bildern, und etwas manierirt in den
Händen, hat das ihn so vortheilhaft auszcichnende Schönheits-
gefühl doch nur selten einen so glücklichen Ausdruck gefunden.
Namentlich gehört die Agatha mit den schönen gewölbten Augen-
liedern, mit dem feinen Munde zu den anziehendsten Bildungen
deutscher Kunst; ja sie würde eine vollendete Schönheit sehn,
wenn das Oval und die Nase nicht etwas zu voll wären. Auch
das Profil der Margaretha ist sehr edel. Dabei ist die Färbung
ungleich wärmer, als auf den Bildern in der Pinakothek zu
München, die Ansbildung noch zarter. Bormals in dem Kloster
Bebenhausen bei Tübingen. 2) Die Enthauptung der h. Katha-
rina, vormals in der Gegend von Ravensburg, zeigt diesen
Meister in seiner früheren, derb realistischen Weise, wie die durch
Aufschrift beglaubigte Anbetung der Könige in der Morizkapelle
zu Nürnberg. Die Malerei ist von besonderer Klarheit.

Christoph Ambcrger. Das Bildniß Karls V., b^eichnet
Aet. XXXI und mit dem ©atiyji 1531, stimmt zwar in der
feinen Auffassung und Modellirung zu Amberger, ist aber in
der Färbung doch fast zu bleich für ihn. Dieses Bild stammt
aus der Familie Sickingen.

Unbekannten Meistern der schwäbischen Schule gehören fol-
gende Bilder an:

Der Judaskuß und Christus am Kreuz mit Maria und Jo-
hannes, ziemlich kleine Bilder aus dem Kloster Tennenbach,
einige Stunden von Freiburg, sind wichtig als Uebergangsbilder
der idAilistischen zur realistischen Kunstweise. Während die Köpfe
noch den Geschmack der ersteren zeigen, treten in dem Gefält
schon hie und da die scharfen Brüche ein. Der blaue Grund ist
erneuert. Die Ausführung ist mäßig. Die Zeit ihrer Entstehung
dürfte um 1450 anzusetzen sehn.

Die BestatAmg der Maria aus dem Kloster Schuffenrieth
bei Buchau verräth einen sehr eigenthümlichen Meister, von derb
realistischer Richtung. Petrus verrichtet bei der Sterbenden förm-
lich das Amt als Priester. Drei ungläubige Juden, welche, als
sie die heilige Bahre berühren, niederstürzen, sind eine mir neue
Modifikation der Legende, daß einem Juden, der dasselbe wagt,
von einem Engel die Hände abgehauen werden. Die Gewänder
von sehr guten Motiven sind in Gold gehöht, der Grund golden,
das Fleisch von sehr warmem Ton. Die Ausführung möchte um
1470 fallen.

Zwei Flügel, Elisabeth von Thüringen und Dorothea, und
Andreas und Martin, zeichnen sich durch etwas Großartiges im
Entwurf, durch eine dem Zeitblom verwandte Wärme des
Fleischtons, da wo es noch erhalten ist, durch die kühle, dem
Cramer von lllm verwandte Zusammenstellung der Farben in
den Gewändern aus. IlebrigenS ist die Ausführung dieser aus
dem Kloster Nnlingcn bei Riedlingen stammenden Bilder, die
etwa 1480 fallen möchten, ziemlich hart und derb.

Eine Krönung Mariä aus der Kirche der Stadt Villingen
macht sich «ortheilhaft durch die stylgemäßc Anordnung, die treff-
liche Ausbildung der Gewänder, die klare und satte Färbung
geltend. Dagegen sind die Köpfe etwas einförmig und leer. Das
Gegenstück, der Tod Mariä, ist eine geschickte Nachahmung des
bekannten schönen Stichs von Martin Schongauxr. Diese Bilder
möchten kurz vor Ablauf des löten Jahrhunderts gemalt wor-
den seyn.

Auch ein Abschied Christi von der Maria, welche er unter-
j stützt, mit andern heiligen Frauen und den Jüngern in der
Ferne verdient ungeachtet des ziemlich gemeinen Realismus der
! Köpfe, wegen der glühenden Färbung, der breiten und trefflichen

Behandlung eine nähere Beachtung.

Eine Kreuzigung aus der Gegend von Sigmaringen von
sehr reicher Komposition folgt in den Hauptmotiven einem Holz-
schnitt von A. Dürer, in der warmen Färbung aber dem Zeit-
blom, welcher im westlichen Schwaben, zumal in jener Bezie-
hung, offenbar einen sehr namhaften Einfluß ausgeübt hat.

Christus vor der Kreuzigung entkleidet, wobei Maria das
Lendentuch hält, ist ebenso eigenthümlich und schön gedacht, als
meisterlich gemalt, und dasselbe gilt auch von dem Gegenstück,
Christus Au Kreuz mit Maria und Johannes. Beseelung und
Geschmack sind Hm Holbein eng verwandt, Farbenstimmung und
Modellirung erinnern mehr an H. B. Grien.

Aus der fränkischen Schule sind hier vorhanden:

Die Kreuzigung Christi, ein kleines Bild von reicher Kom-
position und fleißiger Ausführung, gehört in allen Theilen der
Kunstweise des M. Wohlgcmuth an.

Hans Schäuffelein. Die Kreuzigung. Mehr durch die
für ihn sehr warme Farbe, als durch die nur mäßig ausgebildetcn
Köpfe ausgezeichnet. Mit dem Monogramm und 1517 bezeichnet.

Barthel Behaim. 1) Die Heiligen Crispinian, Agnes,
Paulus, Katharina und Crispin. Diese noch in der Dürer'schen
Kunstweise auf Goldgrund gemalten Bilder sind für thn von
ungewöhnlich feiner Durchführung. Sic befanden sich vordem
i in der Herrschaft Zimmern, und sind wahrscheinlich für diese
; Familie gemalt worden, indem der Künstler mit einem Grafen
Zimmern in Jtalieiywar. — 2) Die Geißelung Christi ist, wie
öfter bei ihm, übertrieben in den Motiven, derber und hand-
werksmäßiger in der Ausführung.

Die Darstellung im Tempel erinnert in dem Sfumato des
Fleisches an Schäuffelein, ist indessen, zumal in dem Gefälte,
i feiner durchgebildet und von einem sehr guten Meister. Es
stammt aus dem bei Berlichingen an der Jart gelegenen Kloster
; Schönthal.

Eine Maria mit dem Kinde rührt von einem mir unbe-
kannten aber geschickten Meister der deutschen Schule her, welcher
in allen Stücken, Charakteren, Gewändern u. s. w. einen be-
sonders entschiedenen Einfluß der van Eyck'schen Schule zeigt.
Die Modellirung in etwas grauem Ton der Schatten ist sehr fleißig.

Der niederländischen Schule gehören an:

Eine anbetcnde Maria, Fragment einer Geburt Christi, in
violettlich-weißem Kleide und blauem Mantel, ist zwar in der
Feinheit des geistigen Gehalts und der Durchführung des Mem-
ling, wofür es gilt, durchaus würdig, weicht aber von ihm in
dem bleichen Ton der Fleischfarbe wieder ab.

EinEcce homo stimmt in Gefühl und Färbung mit den
späteren Bildern des Quintyn Messys überein, ist aber im
Typus von den sicheren Vorstellungen dieser Art von ihm ver-
schieden. Es ist jedenfalls ein sehr wcrthvolles Bild seiner Zeit
und Schule.

Herry de Bl es. Die Trauer um den Leichnam Christi,
j Die Wahrheit der Empfindung in den Köpfen, die warme Fär-
j bung sprechen für die frühere, beste Zeit dieses so ungleichen Meisters.
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