Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
blick gewähren. — Und wie sich jedes Kunstwerk seiner
äußerlichen Form nach den Forderungen des Raums be-
guemr, so findet sich oft eben in diesem Aeußerlichen un-
gesucht etwas Mysteriöses. In dieser einfachen Stellung
und Bewegung des Körpers bot sich dem, keineswegs
zur Mystik geneigten Bildner die Annäherung an die
Kreuzesform, welche in einiger Entfernung dem Auge
auffallen muß, ohne doch dem srepen und lebendigen
Spiele der Gestalt zu schaden.

Ist es mir nur einigermaßen gelungen, einen ver-
ständlichen Commentar zu unsrer kleinen Abbildung zu
liefern, so verzichte ich gern auf die Schilderung des Ein-
drucks, welchen das kolossale Bild selbst macht. Dieser
Eindruck ist auch individuell, und jeder konnte dabep nur
von sich allein sprechen. Doch glaube ich, werden alle Be-
schauer darin übereinstimmen, daß in diesem Werk ein
tiefes Gefühl mit ernstem Studium und großer Genia-
lität zusammengewirkt hat. Wem auch im Einzelnen ir-
gend etwas zu wünschen bliebe, der wird sich doch jener
Ahnung des Unerklärlichen nicht erwehren, die von je-
dem aus genialer Begeisterung entsprungenen Werk in uns
übergeht. Wie der Künstler räumlich seine Formen zum
Mächtigen und Gewaltigen ausgedehnt, wie er Haupt
und Glieder seines Gebildes mit einem erhabenen Cha-
rakter durchdrungen hat, wie ihm über Ernst und Würde
jeder Linie der Hauch der Schönheit geschwebt, wie endlich
alles unter seiner Hand sich vereinigt hat, in uns das
Bewußtsevn des menschlichen Dasepns zu dem eines Hä-
hern zu steigern — darüber kann er selbst nicht Rechen-
schafc geben und noch weniger kann eck uns durch Refle-
xion klar werden. Die Schöpfung eines solchen Werks ist
das Resultat eines begeisterten Moments, dessen glückliche
Herbevführung und Ausbildung auf der reinsten Entwick-
lung der Idee beruht.

(Der Beschluß folgt.)

Zur Geschichte der Xylographie.

Schon früher wurde in diesem Blatte ,8rZ. Nro. r8.
die Beschreibung deö Confessionale, eines rplographischen
Produkts, gegeben, welches sich in der v. Stengelschen
Sammlung befand, und mit den übrigen Büchern, welche
meistens aus artistischen Werken bestanden, vor einiger Zeit
in Bamberg verauctivnirt wurde. Den Lesern ist es wahr-
scheinlich nicht unangenehm, zu erfahren, wie hoch dieses
rplographische Werk verkauft wurde. Obwohl es nur aus
acht Blättern bestand, und das Format klein Quart war,
so wurde es doch auf toi fl. go kr. gesteigert. Dieses sehr
ansehnliche Gebot, welches auch noch hätte überschritten
werden können, gab ein deutscher Bibliograph, von wel-
chem ehestens einige Werke über Bibliographie erscheinen,
worin wahrscheinlich nähere Auskunft über dieses Confes-

sicnale ertheilt werden wird, besonders in welche Zeit cs
zu setze» ist, und welches Land wegen der Herausgabe
Anspruch darauf machen kann. Der Inhalt ist besonders
in Beziehung auf die Culturgeschichte — obwohl er nur ein
Beichtspiegel ist — sehr interessant; so kommt z. B. unter
den Sünden gegen das dritte Gebot vor.' Ich gib mich
schuldig gegen das in. Gebot, das ich den gebaten
Fever tag nit geheiliget Han. Das ich mvn pfar messe
ii i t gantz von anbeginn biß z„m ende mit andacht gehört
hau, auch so ich nit redlich cntfchuldigung gehabt Han.
Das ich p (beide) dinge vud ander gottes dienst verfilmet
Han. Dasich die dinge die mpner feligkeitzn sie», als das
pater nr den glauben, die x gebot nit gelernt
Han. ic. Das ich die fpcr gebrochen Han mit dotsünden,
Mitarbeit, mit keuffe vnd vcrkanffen, mit dän-
tzenn vnd springen, spile vnd andere ptelkeit. Im
vierte» Gebot: Das ich denselben mpn eltern geistliche,
vnd lppliche, nit zu hilf kumen bin jn lpplicher narung
vnd Wartung, zehende, opferzins gulte. vnd was
ich in schuldig gewesen bin, nit gereicht noch bezalt Han, re.

2. Heller.

S t e m p e l s ch n e i d e k u n st.

Die Medaille, welche Sr. Maj. dem König von Baiern
zur Feyer Seines 25jährigen Jubelfestes von der Stadt
Augsburg überreicht worden ist, trägt auf der Vorder-
seite das wohlgetroffene Bildniß des Königs mit der Um-
schrift des Namens; ans der Kehrseite sieht man eine
weibliche Figur, die Stadt Augsburg, mit der Mauer-
krone, in Dvppelgewand und Mantel, die Linke auf den
Wappenschild stützend, vor einem Altar stehen, über des-
sen Flamme sie die Opferschaale ausgießt. Hinter ihr
schwebt der Caduceus. Umschrift: FÜR IHN. Am Altar:
REG. JAHR XXV. Ercrge: DEN XVI. FEBRUAR
MDCCCXXIV. Die Medaille ist in der Große eines
Thalers und von dem Hofgraveur Hrn. Neuß gearbeitet.
Am vorzüglichsten scheint uns das Bildniß des Königs
ausgeführt.

Derselbe Künstler hat eine kleine Bronzemedaille auf
dasselbe freudige Ereigniß verfertigt, die kaum von der
Größe eines Groschens, jedoch in Form und Verhält-
nissen sehr zierlich ist. Daö in seiner Kleinheit zart
ausgeführte Brustbild des Königs auf der Vorderseite,
mit der Namensumschrift würde sehr zu loben sepn, wenn
nicht der obere Theil des Kopfs etwas zu hoch schien«,
welcher Fehler wohl von der zu sehr erhöhten Stellung des
Ohrs herrühren mag. Auch die Falten der Stirne schei-
nen etwas zu tief. Auf der Kehrseite umschließt.ein Ei-
chenkranz die Zahl XXV. — Umschrift: 8EIN JUBELFES-7'.
DEN 16. FEßR. 1824. S.

Beplage: Die Abbildung der Christusstatue.
Index
There is no information available here for this page.

Temporarily hide column
 
Annotationen