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Nr. 91

K u n st - B l

a t t.

Donnerstag, den H. November 182 4.

Die Eggostcrstciiic im Fürsicnthum Lippe.

Der Lippesche Archivrath, Hr. CI ostermeier, bat
uns aus dem Schatze seiner reichen Sammlungen und
mit seinem bekannten Scharfsinn eine Darstellung der
Eggostersteine *) geliefert, wofür ihm jeder Freund vater-
ländischer Natur- und Kunstproductionen herzlich Dank
wissen muß.

Ausgezeichnet klar und scharfsinnig erscheint uns be-
sonders seine Beschreibung der Lage und der Entstehung
dieser Felsmassen in geognostischer Hinsicht; deren Bcur-
theilung und nähere Beleuchtung wir jedoch den Patur-
forschern überlassen wollen, da wir allein nur gesonnen
sind, dasjenige in dem Werke zu beurrheilen, was sich
auf Religionsausübung am Eggvstersiein und auf die an
demselben angebrachten Kunstwerke bezieht.

In dem Vorwort gibt er dem Dr. Dorow das er-
freuliche Zcugniß, daß derselbe die allgemeine Aufmerk-
samkeit auf die berühmten Eggvstersteine wieder hinge-
leitet habe, und versichert, daß das von Dorow über diese
Felsmassen in der Z. G. Cotta'schen Buchhdlg. angekündigte
Werk**) am Ende des Zabres >8rZ noch nicht erschienen sey.
Diesem leztern müssen wir widersprechen, weil im August
1823 den Subscribenteu bereits das Werk zugeschickt worden
war und es seitdem auch bald in den Buchhandel kam, wie
die öffentlichen Ankündigungen es bezeugen.

Hr. Clvstermeier erkennt am Eggvsterstein allein nur
christliche Altertbümer, will vom heidnischen Kultus
nichts daran finden und gibt als Zweck feiner Schrift
an: „daß er eö der wahren Geschichte der Eggvstersteine
schuldig zu sevn glaube, verhüten zu müssen, daß die
schon vorhandenen Erdichtungen nicht auch noch mit ei-
ner neuen Legende von einem Heidentempel und Heiden-

*) Der Eggostcrstn» im Fürsteuchum Lippe von C. <5.
Closterincicr. t.'-.30, 1814. s.

»») Denkmale germanischer und römischer Zeit in ben rbei-
nisch- westpbülischen Provinzen. Bon Dr Dorow. ister
Band 4. mit 86 K unser - nnd Steindruckiafeln. Stutt-
gart i» der I. <3. Cotta'schen Buchvandlung, iSs3.

altar, und von dem Hauptsitze des deutschen Lichtdicn-
stes am Eggvstersteine vermehrt werden." Um nun das
historisch zu Erweisende von willkürlichen Annahmen oder
vorgeblichen Sagen unterscheiden zu können, bestieg im
September i8rZ Hr. Clvstermeier mit Hrn. Krücke diese
Felsmassen!

Was ben Namen anbelangt, so hat Hr. C. sehr
Recht, die Herleitung von den Elstern zu verwerfen und
dagegen diejenige von dem Bergrücken — Eggo — vor-
zugsweise anzunehmen. Zn einer uns befreundeten sehr
alten Familie Wcstphalens hat sich urkundlich die Benen-
nung Äsen eg ge für diesen Bergrücken erhalten, wor-
aus wohl später der Name Osning entstanden sepn
kann, den Clvstermeier diesem ganzen Waldgebirge bep-
legt, und welchen Namen übrigens auch die Ardennen in
Urkunden haben. Da C. —S. rg selbst eingesteht, daß uns
heidnische und christliche Nachrichten über den Stein
fehlen, so darf keine Nachricht zurückgewiesen werden,
welche auch nur einen Schimmer von Aufklärung gewährt.
Asenegge könnte also außer Waldbergrücken auch Berg
der Äsen (Götter, Helden aus Odins Lehre) bedeuten.
Hrn. Dorow tadeln wir jedenfalls, daß er Erternsteine
und nicht Eggvstersteine geschrieben hat, selbst wenn die
Steine auch von Ostar, Eastar, Eostra (-o-tr«» rup-,)
ihren Namen herleiten könnten, welches D. anzunehmen
scheint; indem er jedoch die abenteuerliche Ansicht eben-
falls bekämpft, als könne die Namenöherleitung von
den Elstern gemacht werden.

Zn den Abschnitten §. 5. bis §. 9. Seite rZ bis 45,
wo Clvstermeier von der vermeintlichen Verehrung heid-
nischer Gottheiten am Eggvstersteine spricht, diese Ansicht
bestreitet und mit großer Zuversicht zurückweiset, dürfte
gerade ein Hauptbeweis für diese Annahme zu finden
sepn und daher „die vernünftige Kritik" ihr allerdings
Glauben bevmessen können, eben so viel Glauben wenig-
stens als der entgegengesezten Mevnung, welche auch nur
aus willkürliche Annahmen — und dazu »och späterer
Schriftsteller als die von heidnischem Kultus am Stein
beruht, — wie solches Clvstermeier mit großer Klarheit
und durch Aufführung aller vorhandenen Quellen bewei-
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