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das Schicksal in den Fall gebracht, Zeuge mancher Ver-
änderungen zu sepn; er hat die Zerstörung großer und
herrlicher Denkmale gesehen und ihm war die Möglichkeit
gegeben. Manches dem Untergange zu entreißen. Die
Aufgabe war ihm dargeboten, er betrachtete sie als eine
heilige Schuld gegen seine knnstliebenden Vor-Vvrdern,
sie entsprach seiner Neigung und selbst gewissen Forderun-
gen und Zufälligkeiten der Localität, er nahm sie an und
pollzog sie mit Liebe und Eifer.

Die Periode der Verachtung und der Zerstörung
alter Kunstdenkmale ist vorüber. Auch die kurze Mode
übermäßiger, dem wahren Kunststudium mehr schädlicher
als nutzbringender Lobpreisung bat ein Ende genommen.
3n freundlicher Klarheit liegen die Schätze vor den Au-
gen des Forschers. Die politischen Stürme legen sich;
in milde Gesinnung zerrinnet der Kampf der Partepen;
das unter der Aegide des allgemeinen Friedens wieder-
aufblühende Leben bietet Muße und bereitet neue freu-
dige Entwicklungen. Wohl dem Einzelnen, der sich selbst
bezeugen kann, nach Kräften vorgearbeitet zu haben die-
ser schöneren Zeit.

Und während unter seines Jubelköniges ruhmgckrön-
ter Regierung Bayern viel des Großen und Herrlichen
erlebt hat; während des Großen und Herrlichen viel
ihm noch bereitet wird; während Fremde, Spuren
Zojähriger Kriege suchend, in dem weiten Reiche und
seinen Städten nur rege Thätigkcit, geläuterten Kunst-
sinn und glorreiche Denkmale finden, während deut-
scher Boden dem edlen Geiste eines Prinzen aus Wil-
telbachs Stamme ein Monument verdankt, darob die
alte 'Roma und Hellas schönste Zeiten stolz gewesen
wären; während Männer von Ihm geliebt und erkohren
bildender und bauender Kunst neue Blüthen bereiten;
während schon jezt Hauptstadt wie Provinzen sich nicht
nur todter Sammlungen, sondern auch freper Kunst-
schulen erfreuen; während neue Kunstrichtung beginnt
sich nach allen Seiten zu verbreiten; während alles dem
Vaterlaude eine neue mediccische Aera verkündet: Wohl
auch dem kleinen entlegenen GebietSlheile, der würdig
einstimmen kann in den allgemeinen Aufschwung, durch
Tbat und Werk dem Reisenden sagend, auch hier wurde
gerettet, gesammelt, gepflegt, geschaffen, auch hier ist
Marimilian Joseph's-Land.

L.

Aus Italien.

Zwep, im Jahre i5ii von Leonardo da Vinci
geschriebene Briefe, von denen der eine an Karl d'Am-

boise, Lieutenant des Königs Ludwig XU., der andere
an einen Präsidenten gerichtet ist, sprechen von zwey
Bildnissen der Madonna von ungleicher Größe, die der
gedachte Künstler angefangcn, einem großen Theile
nach ausgeführt, und Ludwig dem Zwölften, in dessen
Ermanglung aber derjenigen Person bestimmt batte,
die Hr. v. Amboi sc dazu auscrseheu würde. Diese
zwey Gemälde, die man verloren glaubte, sind, das
eine in der Gallerie Albani zu Nom, das andere
in dem Cabinette des Ingenieurs Johann Tarozzi,
zu Florenz wiederaufgesundcu worden. Mlle. Patin,
in ihrem Werke über auserlesene Gemälde von bekann-
ten Meistern, liefert ein geäztes Blatt, welches eine
Madonna mit ihrem Kinde vorstellt, das, als Symbol
von Frankreich, eine Lilie in der Hand hält. Dieses
sehr liebliche Gemälde schreibt sie dem Leonardo da
Vinci zu, der es für Franz den Ersten verfertigt ba-
den soll. Ihren ferneren Berichten zufolge hätte die-
ser Fürst eS für einige Holbeiu'sche Arbeiten an Hein-
rich VIII. vertauscht. Unter dem Protektorate Crom-
wells wäre dasselbe aus England wieder nach Frankreich
und in die Hände eines Privatmannes übergegange»,
lange nachher endlich durch den Vater der Mlle. Patin
den Po'rnchat'schen Erben abgekauft und von demselben
nach Padua, wo er ein Profefforat erhalten hatte,
versezt ivorden. Von da an batte man von dem frag-
lichen Gemälde keine Spnr mehr; auch weiß Niemand,
auf was Weise es in die Gallerie Albani gekommen
ist. Mengs gab ihm, wie Lanzi meldet, vor allen
Stücken dieser Gemälde-Sammlung den Vorzug. Das
zweyte Gemälde, welches der oben genannte Tarozzi,
im Jahre 1810, zugleich mit andern kostbaren Stücken
an sich gekauft hat, gehörte dem Nonnenkloster von
Santa Marta, dessen Bewohnerinnen einen un-
gemein großen Werth darauf sezten und cs mit beson-
derer Sorgfalt aufbewahrten. Inzwischen batten sie
doch Cvpien davon nehmen lassen. Zwey derselben be-
finden sich gegenwärtig in Toscana; eine dritte, die
zu Bergamo zu sehen ist, soll die Arbeiteines sehr
geschickten Malers, Cesare da Sesto, seyn. Daß daS
Original durch Vermächtniß in die Hände jener Kloster-
frauen gekommen sey, erhellet aus einem eigenhändigen
Aufsatze einer adeligen, aus der berühmten Familie
Asfaitati abstammenden Dame, Constantia Ca-
tar ini, welche in dem Kloster von Santa-Marta
den Schleper genommen batte. An der Rückseite des
auf Nußbaumholz gemalten Stückes ist noch die einge-
brannte Namens-Cbiffer, Ottavio Affaitati, be-
merkbar. Bevor dasselbe ein Eigenthum dieser Familie
wurde, hatte eS dem in der Geschichte Italiens berühm-
te» Peter Martpr zugehört.
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