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Von der Majolica von Urbino fanden sich die Werk-
stätten einzigzn Fermignano, wo imJahrei5Z4 Maestro
No vigo von Urbino, ein Mann von Talenten, berühmt
war, so wie auch Alfonfo Patanazzi, der seine
Arbeiten mit A. P. zu bezeichnen pflegte. Von einem
Vincen z o Patanazzi, der um das Jahr 1620 blühte,
sieht man verschiedene schöne Arbeiten; ich weiß jedoch
nicht, ob er ein Sohn des Alfonso war. Alle aber wurden
in dieser Kunst von dem berühmten Orazio Fontana

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von Urbino übertroffen, der seine Arbeiten mit c> P

F

bezeichnet^ Um das Jahr 1Z40 fing er an sich anszu-
zcichnen und starb um das Jahr >5üo. In der oben er-
wähnten Handschrift des Piccolpasso wird außerdem noch
einiger Künstler auf folgende Art erwähnt: „In Corfu
haben gearbeitet ein Giovanni Tiseo und die Gebrü-
der Luzio und Alessandro Gatti della Torre
von Du raute; zu Antwerpen ein Guido di S a v i n 0,
der die Kunst dorthin brachte, nndTimoteo Viti (der
unstreitig Tim0Leo della Vita sepn muß)."

Gegen das Jahr 1538 ließ Guidobaldo der Zweyte,
Herzog von Urbino, in diesen Werkstätten nach Gemälden
und Kupferstichen von Raffael und andern großen Mei-
stern jener Zeit copiren und daher kommt cs, daß man
auf dieser Majolica so viele Gegenstände sieht, die ganz
oder doch nur mit wenigen Veränderungen, den Logen
und Zimmern von Raffael gleichen, nur den Veränderun-
gen, die mau auf den Gemälden und Skizzen findet.
Daher schreibt sich auch unstreitig der von dem Herrn von
Scheib, in seinem Werke, welches den Titel Kiremon
führt, Th. 2. S. 3l6 begangene Jrrthum, wenn er
spricht „Raffael fand schon als ein Jüngling, so geschickt
er auch war, Lästerer seines Namens, indem sie ihn i l
B 0 ccalaj 0 d' U rb i n 0, den Töpfer von Urbino nannten,
weil er aus irdenes-Geschirr vonFaeuza malte, und cs darin
so hoch brachte, daß man heute noch dergleichen Schaalen
und Schüsseln von seinem Pinsel für unschätzbar hält."
Was den Raffael gegebenen Bevnameu betrifft, so that
dies Malvasia in seiner Felsina Pittrice, *) wie
er jedoch dazu kam, weiß uh nicht zu sagen, indem er
selbst in der Folge dem Drucker die Schuld davon bep-
maß; wie dem übrigens auch sey, so kann man darüber
mehrere Schriften sowohl gegen als für Malvasia nach-

*) Wo man T. r. po£. 4,:t US: „Etwas so hohes ,m& e»
IkU'CHCo- jh wagen, das, glaube im, wurde nie i» die rar-
sichtige. um. nicht zu sagen., uiedrigx Idee eines urbinati-
scheu Töpfers zu ko»»»ru gewagt vabcu." Diese abge-
schmackten Worte wurde» jedoch bald in folgende verändert r
„Etwas f» hohes unir erhabenes zu wage» , das. glaube
ich, würde me- iu die gelehrte und fruchtbare Idee des gro-
hen Raffael gekommen. sehn.."

lesen. *) Gewiß ist, daß Rafael nie auf Majolica mal-
te, vielmehr werden wir sehen, daß diese Kunst einzig
nach dem Tode jenes großen Malers ihre Vollkommen-
heit erreichte. Zwar behauptet der Herr von Hcinccke, **)
daß einer seiner Verwandten Guido Dnrantino eine
Werkstatt zu Urbino besaß und daß vielleicht Raffael in
seiner Jugend daselbst arbeitete, allein abgesehen davon,
daß die Sachen, die man von ihm oder vielmehr nach
seinen Skizzen, Zeichnungen und Kupferstichen auf die-
sem unächte« Porcellan erblickt, sämmtlich nach den »0»
ihm zu Rom verfertigten Arbeiten gebildet sind, gibt auch
Niemand irgend einen Beweis über diesen angeblichen
Verwandten und alle von mir in dieser Hinsicht angestelltr
Nachforschungen sind durchaus unfruchtbar geblieben. So
ist cs amh gewiß eine tbörichte Idee, daß die bekannte
Fornarina, die Geliebte Rafael's, die Tochter eines Ver-
fertigers von Vasen und Tischgeräthe gewesen st» und daß
sich Rafael in einer Schäferstmide dazu hergegeben, der-
gleichen Sachen zu malen. Sonderbar ist es gleichfalls,
daß man über diese so berühmt gewordene Geliebte durch-
aus keine genaue Kunde hat; inzwischen bin ich mehr als
überzeugt, daß das berühmte Bild, unter welchem der
Name von R. Morghen steht, eine ganz andere Person
barstellt. Was dieses Mißverständnis veranlaßt haben
konnte, ist, daß Skassa eile dal Colle viel für diese Fa-
briken arbeitete und da cs immer in Italien Sitte ivar,
Personen mit ihrem Taufnamen zn benennen, so hätte
daraus der Mißbrauch, oder vielmehr der Betrug entste-
hen können, jene Arbeiten für Werke des berühmten Raf-
fael auszugeben. Der Abbate G i a» n a u b r e a L a z z a r i,
ein bekannter Maler und gelehrter Mann, der die Werke
von Rafael viel studirtc, behauptet, daß ei» großer Theil
dieser Majoliken, obwohl nicht von Rafael selbst gemalt,
doch als Skizzen desselben und seiner Schüler betrachtet
werden müssen, indem. Ln ff oli. ein Majolica-Maler,
viele Zeichnungen nach Rafael von M. Antonio und an-
dern zum Gebrauch der Fabrik gesammelt hatte. Ferner
zcichucten sich aus; der schon genannte Raffaelle dal

*) Osservazionr sopra il Liiiro della Felsina pittriec
per difcsa di Rafaelle ole. d* D. Vinconxo Vit-
torin. Komi 1703. 4. Lottere familiäre in difesa
dcl Conto Ccsarc Malvasia etc. per G i 0. Pietro
Zanottr. Bologna I 72Z. S. Außerdem noch «in. tn-
kcrcssantcr Brief Zanetti's an Bottari über diesen Gegen-
stand in den Letter». Piltoriche T. HI. pag. Z70 ic<j.
W i lt cf c t ut a u u. »011 der Fähigkeit btt Empfindung des
Schöne» in der Kunst S. 5 . scheint nicht davon unterrichtet
gewesen ;>t scuu, wie nachdrücklich Malvafla die Beschul-
digung von flcn adgelelmv, als »ade er Raffael, durch den
Spottnamen des TbpstrS von Urbino herabwürbigen
wollcid.

**y, S. Nachrichten- von Kunst und Knnstfachen.
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