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Abrede stellen kennen, daß viele der hier gegebenen Bil-
der in geistreicher Erfindung, sinniger Ausführung und
technischer Vollendung sich als Werke trefflicher Meister
bewähren, und durch ihre Tiefe und Innigkeit das Ge-
müth mächtig anregen; überall ist der Begriff würdig auf-
gefaßt, undkeinem fremden Zwecke geopfert. In den meisten
offenbart sich eine klare, kindliche Naturanschauung, ohne
welche die Kunst zum bloßen Spiele, zur Affektation und
Grimasse werden muß. Für die Geschichte der vaterlän-
dischen Malerey enthält diese Sammlung die bedeutsam-
sten Denkmäler in einer Folge, aus welcher sich der hi-
storische Gang, den die deutsche Kunst genommen, voll-
ständig Nachweisen läßt. Was nun aber das lithographi-
sche Verdienst angeht, so stellt sich das Werk, bey seinem
großen Umfange, als das Trefflichste dar, was in dieser
Art noch zu Tage gefordert worden. Strirner, von
welchem die meisten Blätter herrühren, hat schon früher
in München glänzende Beweise geliefert, wie sehr er sich
deö Geheimnisses der neuen Erfindung bemächtigt habe.
Die Lithographie wird, wie jede andre Kunst, durch tech-
nische Mittel und Fertigkeiten bedingt, welche sich nur all-
mählig finden und aneignen lassen. Das Korn des Steins,
die Beschaffenheit der chemischen Tusche oder der Kreide,
deren nian sich zum Zeichnen bedient, der Auftrag der
Farbe, das Aetzen und besonders der Druck, hängen, niehr
oder weniger, von Kenntnissen ab, zu welchen der Künst-
ler nur durch angcborne Sagacitat und vielfache Versuche
gelangt. Betrachter man die Boisseröe - Strirnersche
Sammlung nach der Zcitfolge, in welcher die einzelnen
Hefte erschienen sind, so wird es augenblicklich sichtbar,
welche Fortschritte der Lithograph in seiner Kunst gemacht.
Die Töne zeigen sich immer reiner und harmonischer, die
Härten verschwinden, nnd Geist und Charakter der altdeut-
sche» Schule treten bestimmter und lebendiger hervor.
Zwar zeigt sich schon in den früher» Blättern, wie z. B.
in der Veronica, Barbara, im heil. Christoph k., eine
ungemeine Einsicht in daö Technische, und mehr noch
leuchtet daraus jener fromme, empfängliche Sinn hervor,
der das Wesen der allen Meister und die ganze Vedeut-
sanikeit ihrer Kunst zu erhaschen weiß. Aber in der
Welt innerer und äußerer Anschauungen wird man nur
nach nnd nach ganz heimisch, und je mehr unsre Zeit
jener Vergangenheit entfremdet ist, in welcher die deutsche
Maleren ihre schönen Blüten trieb, desto schwerer wird
es uns, die Eigenthümlichkeit desselben zu begreifen, und
das Abgeschiedene gleichsam wieder ins Leben zu rufen.
Auf dem "Punkte, den Strirner je;t erreicht, muß es ihm
möglich werde», die.ssanvtbilder der Boisseräe'schen Samm-
lung, z. B. den Tod der Jungfrau :e., auf eine Weise
zu geben, welche den Anforderungen und Erwartungen des
Publikums genügt, nnd den bleibenden Werth der ganzen
Unternehmung fest begründet. Wir werden nicht erman- i

geln, unfern Bericht über die fernern Leistungen des ach-
tungswerthcn Lithographen in diesen Blättern fortzusetzen,
und bekannt mit dem Eifer, den Einsichten und der Be-
harrlichkeit der Unternehmer, sprechen wir die Ueberzen-
gung ans, daß das Werk nicht, wie so viele andere, in
seinem Fortgange ermatten, sondern mit jeder Lieferung
an achtem Kunstwerth gewinnen werde.

— der.

Kunstlitcratur.

Handbuch für Genial besam ml er und die-
jenigen, welche Bildergallcricn besuche». Oder:
Lerikon der Maler und Malerey. Ent-
haltend die Geschichte dieser Kunst und ihrer ein-
zelnen Zweige; die Entstehung und Geschichte
der Schulen; Nachrichten von den verschiedenen
Malcrakadcmicn und Bildergallcricn, den vorzüg-
lichsten Künstlern und den merkwürdigsten Ge-
mälden älterer und neuerer Zeit, auch Erklärung
der gewöhnlichsten Kunstausdrücke. — Nach
Sulzer, Pcrncty, Walpolc, Vasari, Fueßly,
Fiorillo, Orloff, Hagedorn, Weise und andern
bewährten Schriftstellern. Quedlinburg und Leip-
zig, 1824, bey Gottfried Baffe. 8.

Schon der sehr weitläufige Titel gibt hinlänglich z>,
erkennen, was in dem Buche zu suchen ist. Gegen den
Plan haben wir nichts einzuwenden; vielmehr scheint er
uns vortrefflich, und die Ausführung ein wahres Be-
dürfniß für die Kunstliebhaber in Deutschland zu sepn.
Denn nicht jedem erlauben Muße und Verhältnisse,
sämmtliche Werke über diesen Gegenstand sich anzuschaf-
fen und zu studiren. Doch scheint der Vcrf. seinen Plan
nicht ganz berücksichtiget zu haben, da mehrere Artikel in dem
Werke Vorkommen, welche nicht dahin gehören. Z. B.
S. 18x, kleine Meister. Mit diesem Namen bezeichnen
die Franzosen Künstler, welche ihren größten Fleiß auf
kleine Blätter verwendet haben. Diesen Ausdruck wen-
det man wohl bey Kupferstick,en einiger altdeutscher Mei-
ster an, aber nicht l>ev Gemälden, datier dieser" Artikel,
wie auch jener S. i'3, Reinecke de Fuchs re. nicht in
ein Handbuch für Gemäldesammler gehören. Auch stößt
man auf mehrere Artikel, welche zur Belehrung für
Kunstliebhaber sehr wenig bcvtragen können, sondern
mehr dir der Kuriositäten interessiren, als S. 11; und
181, die Anzeige der Meister, welche mit den-Fußzehen
malen konnten. S. in Hnnbemaler; hier werden die
englischen Künstler Bjvng, Milron, Reinagie, ge-
nannt. S. lyr geschieht Envähnnng von mehre reu Mei-
Register
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