Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
herrscht in Cnlmbach große Vollendung, und endlich
von Hans Scheufelin, dem Rubens seiner Schule,
sehen wir hier 29 große Bilder ausgestellt, worunter
eines in Wasserfarbe, von 6 Schuh 1 Zoll Hohe und
13 Schuh Breite.

Die baierische Schule hatte ihren Sitz in Lands-
hut, und au den Ufern des Inns. Unter den Klöstern
soll Benediktbeuern vorjüglich mit Werken aus dieser
Schule bereichert gewesen seyn. Der Styl derselben ist
verwandt mit dem Style der Nürnberger Schule, aber
ein düsterer Ernst, kurze stumpfige Figuren und ein
Mangel alles anmuthigen Reizes bezeichnen ihren Cha-
rakter. Die Gallerie zu Wallcrstein bewahrt aus dieser
Schule einen Altar von Ulrich Meier aus Landshut
mit der Jahrzahl i5io, mehrere Bilder von Heinrich
Ostendorfer, von Hans Olmendorf, von Hans
Miclich, von Hans Schöpfer,*) und von unbe-
kannten Malern. In der Gallerie zu Schleißheim sind
Reihen von Bildern aus dieser Schule, insbesondere von
Hans Olmendorf, von Gabriel Meirelkirchen u. A.

Die vierte oberdeutsche Schule ist die Schule des
Lukas Kran ach. Sie steht abgesondert und mit ei-
genthümlicheu bekannten Kennzeichen; daß aber hier nicht
von Einem Meister, sondern von einer ganzen Schule
die Rede seyn kann, wird uns von jedem zugegeben wer-
den, der nur irgend den Bildern dieses Stylcs eine genaue
Aufmerksamkeit gewidmet hat. Die Menge dieser Bil-
der , ihre verschiedenen Eigenschaften, selbst die Copicn
aus jener Zeit, lassen leicht den Meister von dem
Schüler und dem Nachahmer unterscheiden. Es ist viel-
leicht hier, wie bey den Augsburger Holbeinen, eine
ganze Familie Kranach durch zwcy oder drey Generatio-
nen, von welchen der berühmte Meister Lukas, der zu
Weimar >553 starb, hervorging, und die Schule hob und
berühmt machte. Die Wallcrstcinische Gallerie stellt zwey
und zwanzig Tafeln aus dieser Schule auf, die in ihren
Eigenschaften so verschieden sind, daß sie wohl eine
Schule, aber nicht einen Meister beurkunden. Neben
drey Madonnen-Bildern von vorzüglichem Range zeichnet
sich die Bekehrung des Apostels Paulus aus,
ein Bild von 3 Schuh 6z Zoll Höhe und Z Schuh 4 Zoll
Breite. Paulus in blankem Stahlharnisch gekleidet,
stürzt auf einem hellbraunen, reich gezäumten Pferde zu
Boden, und hebt die Hände gen Himmel, von welchem
ein Strahl, und in demselben Christus der Herr in Wol- ,
kcn erscheint. Zwölf Krieger zu Pferde, alle in blanken
reichen Harnischen und Panzerhemden, den Zug beglei-
tend, kommen über den Sturz ihres Führers in eine

*y Das Monogramm 00» Hans Schöpfer, ein Schöpstöfel
mir den Buchstaben H. S. wird öfters mit jenem des
Hans Schcufekin verwechselt.

Unordnung, welche dem Zuschauer verschiedene Gruppen
darbietet. Im Hintergründe Wald, und in der Mitte
auf Bergen in vollem Lichte die Stadt Damaskus. Im
Vordergründe das Zeichen des Malers mit der Jahr-
zahl 1S4Y.

Wenn wir nach dieser hier gegebenen Beschreibung
die Aufstellung der Wallersteinischen Gallerie übersehen,
so finden wir in derselben und in den gegenwärtigen Er-
örterungen Grundlinien und Anfangspunkte einer Ge-
schichte der altdeutschen Malercy, vorzüglich von Ober-
deutschlqnd. Wollten wir weiter eingehen, so wäre noch
Vieles zu erörtern über die Verhältnisse der Schulen ge-
geneinander, und über Meister und Schüler selbst; allein
hier scy es genug, diese Zusammenstellung den Kunst-
verständigen vorzulegen, damit geprüft und erwogen wer-
den möge, ob dieser Weg sich bewähre, und ob auf dem-
selben die Lösung der großen Ausgabe in der deutschen
Kunstgeschichte könne errungen werden. Die Macht der
Hypothese ist bekannt, und oft sind, wie der größte
Geschichtschreiber der Kunst sagt, Mu thmaß u»geu
durch spätere Entdeckungen zur Wahrheit
geworden.

Berit n.

Unser Büsching in Breslau, der in der vaterländi-
schen Alterthumskunde nicht den geringsten Umstand un-
beachtet läßt und eben daher schon so viel Licht auf diesen
dunklen Weg unsres Wissens gebracht, hat aus den
Schlesischen Provinzial-Blattern, Mai ,8:3 den Aufsatz:
„Die Alterthümer des Zobtenberges", beson-
ders abdrncken lassen; eine Abhandlung, welche in den
Händen jedes Alterthumsforschers seyn sollte. Diese
Schrift ist vorzüglich den Höhle» des Zobtenberges ge-
widmet, welche für Wohnungen der uralten Einwohner
Schlesiens gehalten werden; auch ich möchte diese Ansicht
nicht bezweifeln und Hrn. Büsching auffordern sich nähere
Notizen über ähnliche Höhlen zu verschaffen, welche man
noch in Liefland findet, — um so durch Vergleichungen
mehr Beweismittel für seine Behauptung zu erhalten.

Sehr unvollständige Nachricht über diese Liefländischen
Vcrgböhlen gibt das Werk: Versuch über die Alrerrhümer
Lieflands und seiner Völker, besonders der Letten, von
I. L. Börger. Riga 1778. 8. Die beygcfügte Abbildung
der Höhlen ist vielleicht vorläufig zu einer Vergleichung
ausreichend. Seile 71 sagt Hr. Börger folgendes: „Von
dem Ufer der Salis merke ich folgendes an. Das rechte
Ufer, oder südliche, ist an vielen Stellen bergigt. Eine
Meile mm dem Burtneekscr See liegt das Gut Kolberg:
hart an diesem Fluß, und Salisburg gegenüber. Gleich
hinter dem Hofe lieget ein Berg, auf welchem eine alte
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen