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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Maas, Max: Archäologische Nachlese, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0198
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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXV. Jahrgang 1913/1914 Nr. 25. 13. März 1914

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ARCHÄOLOGISCHE NACHLESE.
Von Dr. Max Maas, München.
HI.*)

Sehr ergebnisreich waren auch die Ausgrabungen
der Amerikaner in der Nekropole von Sardes auf
dem andern Ufer des Paktolos. Mehr als zweihundert
Kammergräber lagen in drei bis sechs Reihen in
den Abhang gelrieben übereinander und waren durch
enge Wege zugänglich gemacht. Die Gräber waren
mehrfach belegt; es finden sich Grabbeigaben, welche
der mykenischen Keramik ähneln, bis zu solchen aus
dem ersten vorchristlichen Jahrhundert. Auch eine
Menge Statuetten und Masken aus verschiedenen
Perioden, ferner hervorragender Goldschmuck, der auf-
fallend an den etruskischen erinnern soll, wurden ge-
funden. Der ganze ältere Schmuck ist von kapitaler
Bedeutung nicht nur für die lydische und griechische
Kunst, sondern auch für Etrurien und seine Bezie-
hungen zu Lydien (s. auch Kunstchronik 1911/12,
Sp. 292). —

Während bei Georg Karo, wie wir schon oben
bemerkt haben, alle interessanten Nachrichten und Be-
richte über die Tätigkeit in Griechenland und dem
griechischen Kulturgebiete zusammengelaufen sind, so
daß der Archäologische Anzeiger oftmals mit einer
Erstveröffentlichung auftreten kann, wo die offiziellen
Berichte anderer Institute und archäologischer Gesell-
schaften noch gar nicht erschienen sind, scheint der erste
Sekretär des römischen Institutes R. Delbrück ganz
und gar auf die offiziellen, bereits erschienenen Be-
richte angewiesen. In dem 45 Spalten umfassenden
Bericht, den Delbrück dem Archäologischen Anzeiger
über Italien zur Verfügung gestellt hat, ist daher von
bedeutenden Ereignissen im archäologischen Felde aus
Italien kaum etwas vorhanden, was nicht durch wissen-
schaftliche oder Zeitungsnachrichten außerhalb Italiens
den an der Archäologie Italiens Interessierten bereits
bekannt geworden ist. Ob die Sekretäre und Vor-
stände der anderen archäologischen in Rom vertretenen
Institute gerade so ängstlich sind, es mit den eifer-
süchtigen Italienern nicht zu verderben? Jedenfalls
haben große englische Zeitungen und Zeitschriften
(»The Times« z. B.) Berichte, welche zweifellos von
autoritativer Seite herrühren, und welche eine vor-
sichtige Auswahl aus den — oftmals von den italieni-
schen Ausgräbern selbst in italienische Zeitungen ge-
gebenen— stets allerdings etwas übertriebenen Berichten
geben. Auch deutsche Korrespondenten von Zeitungen
und Kunstzeitschriften in Rom haben die deutschen
Leser schon oft lange Zeit vorher mit Ausgrabungs-
resultaten und Funden bekannt gemacht, ehe sie im

*) Vergl. Nr. 14 und 16.

Archäologischen Anzeiger aus der offiziellen Literatur
wiedergegeben sind. Delbrücks Bericht ist daher fast
ausschließlich Auszug aus offiziellen Ausgrabungs-,
Museums- und localen Publikationen, aus denen an
dieser Stelle hauptsächlich das wiederholt werden soll,
was schwer zugänglichen Publikationen entnommen ist.

In Como wurde in dem Zimmer eines Hauses
ein spätantikes Mosaik freigelegt, das in Musterung
und Farbe an die Mosaiken des Theoderichpalastes
in Ravenna, in bezug auf das geometrische Ornament
an die Rückseiten der Holztüren von S. Sabina er-
innert. — Bei der an dieser Stelle schon erwähnten
eingehenden Untersuchung des Baukomplexes von
S. Lorenzo in Mailand, vorläufig der nördlich an-
stoßenden Kapelle von S. Aquilino, ist von allgemeinem
Interesse, daß S. Lorenzo und S. Aquilino im 5. Jahr-
hundert in einem Guß gebaut worden sind. Die
Hypothese, daß S. Lorenzo ein umgebauter Palast
oder Thermensaal war, ist damit endgültig abgelehnt.
— Aus einer Publikation von Grenier über die etrus-
kische und voretruskische Zeit Bolognas ist das Er-
gebnis mitteilenswert, daß, was die Bevölkerungsver-
hältnisse betrifft, im 9. Jahrhundert aus Mittelitalien
kommende Umbrier sich in Bologna, diesem Knoten-
punkt natürlicher Straßen, niedergelassen haben, daß
dann im 6. Jahrhundert die Etrusker gekommen wären,
später die Völker und die Ansiedlung verschmolzen,
und daß endlich die Gallier in der ersten Hälfte des
4. Jahrhunderts Bolognas sich bemächtigten. In dieser
Publikation von Grenier sind die Kultur Bolognas,
der Städte und Häuser, der Nekropolen, der gewerb-
lichen Erzeugnisse, des griechischen Handels und Im-
ports, überhaupt alle einschlägigen Verhältnisse auch
im Vergleich mit anderen italienischen Kulturen aus-
führlich behandelt. — Über die wichtigen Ausgra-
bungen auf dem Palatin in Rom, über die wir an
den verschiedensten Stellen schon so Verschiedenartiges
gelesen haben, konnte Delbrück wegen Ausbleibens
der amtlichen Berichterstattung nur weniges, bereits
Bekanntes mitteilen. — Über eine kleine ländliche An-
siedlung auf einem Hügel gleich hinter Ponte di
Nona an der Via Prenestina ist zu bemerken, daß
die Anlage mit den auf römischen Landschaftsbildern
dargestellten Gebäudegruppen übereinstimmt. Eine
Kneipe, ein spätkaiserliches Kurbad, vielleicht eine
Schola, ein Heiligtum mit einer Kapelle und Klein-
funde, Kurvotive aus dem Ende der Republik, sind
identifiziert. — Neues über Ostia ist dem Bericht
nicht zu entnehmen, ebensowenig über Pompeji.
Aus Lokroi ist neu die Ausgrabung einer Nekropole
des 8. Jahrhunderts, wo die Toten familienweise in
Kammergräbern, rechteckigen Räumen mit flachen
Bänken und Vorraum bestattet sind. Diese Nekropole
 
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