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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Rogge, Theodor: Portugiesische Fayencefliesen (Azulejos)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0012

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PORTUGIESISCHE FAYENCE-FLIESEN (AZÜLEJOS).

Eine Anzahl auf große Raumverhältnisse be-
rechnete Fliesen habe ich in der Kirche des zum
Teil in Trümmer gesunkenen Schlosses zu Palmella
getroffen. Das großartige, auf einem Felskegel ma-
lerisch gelegene Bauwerk stammt in einzelnen seiner
Teile aus der Zeit der Mauren, die sich da oben
lange Zeit hindurch verzweifelt gewehrt haben. Von
den Türmen und Plattformen des Schlosses hat
man eine entzückende Aussicht nach Norden hin
über den rio Tejo und Lissabon, nach Süden über
Setubal und den rio Sado auf den Ozean, der im

und bestehen aus einer Kontur in Blau mit zwei
Tönen derselben Farbe schattirt. Das in dem aus
dem Vierpass konstruirten Teil enthaltene Ornament
erinnert an romanische Vorbilder, die hier in dieser
Kirche ganz gut angebracht erscheinen. Die Bor-
düren jedoch werden zum Teil aus Blattreihungen
gebildet, die echte Renaissancemotive sind.

Dasselbe Dessin habe ich noch an verschiedenen
anderen Orten des Landes gefunden, so z B. auch
in der Kathedrale von Portalegre in Alemtejo. Die
Zusammenstellung ist hier eine etwas andere, wie man

Fig. 3. System aus dem Palaeco da Bacallioa zu Azeitäo (15Ü5).

Sonnenschein wie flüssiges Silber aufleuchtet. Na-
mentlich die Kirche ist arg zerfallen, von den Ge-
wölben stehen nur noch einige Kreuzrippen uud
durch die offenen Fenster streicht der Wind, der
unten am Abhang des Berges die Orangenhaine von
Setubal geküsst. Die Kirche ist romanischen Ur-
sprungs, sie wurde augenscheinlich während der
Renaissance restaurirt und die Wände im Innern
der Kirche auf geschmackvolle Weise mit Azulejos
bekleidet.

In Fig. 2 teile ich das über den Fenstern an-
gewandte System der Verkleidung mit. Die Ornamente
sind entweder auf blauem oder gelbem Grunde gemalt

aus dem Quadrat links auf der Farbentafel ersehen
kann. Noch ein anderes Muster erhält man, wenn
je zwei Halbkreise des Vierpasses aneinandergefügt
werden. Auf solche Weise ergeben sicli unendlich
viele Variationen, die jedoch von kundiger Hand her-
gestellt werden müssen, da das Zusammenfügen,
namentlich der Ecken, oft Schwierigkeiten bereitet.
In Spanien, z. B. in Toledo, mussten nach den
städtischen „ordenanzas" des 15. Jahrhunderts die
betreffenden Töpfer ein Examen in Bezug auf das
Zusammenfügen der Platten bestehen, ohne welches
die Ausübung des Gewerbes nicht gestattet wurde.
Einige andere hübsche Dessins aus der Kathe-

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