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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0174

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Französischer Fächer. Louis XVI. Besitzerin: Frau Fritz Friedländer, Berlin.
(Von der Ausstellung aus der Zeit Friedrich's des Großen.)

KLEINE MITTEILUNGEN,

BUCHERSCHAU.

Die Ausstellung von Kunstwerken aus dem Zeit-
alter Friedrich's des Grossen zu Berlin. Berlin,
O. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1893. 4°. Mit 22 Licht-
drucken und Textbildern.
Die Kunstgeschichtliche Gesellschaft in Berlin veran-
staltete im April, Mai und Juni 1S92 eine Ausstellung von
Kunstwerken aus dem Zeitalter Friedrich's des Großen in
Berliner Privatbesitz. Die Ausstellung war durch mancherlei
Beiträge aus den Schätzen der königlichen Schlösser und
aus Privatsammlungen reich beschickt worden und bot ein
vielseitiges Bild der fremden und heimischen Arbeiten, die
unter dem .großen König in Berlin entstanden sind oder
seinem Geschmack ihre Einführung verdanken. Ober die
einzelnen Gruppen der Ausstellung haben Mitglieder der
Gesellschaft in dem „Jahrbuch der königlich preußischen
Kunstsammlungen" Berichte geliefert, und um die Anregung
der Ausstellung auch auf weitere Kreise wirken zu lassen,
hat der Vorstand der Gesellschaft diese Aufsätze zu einer
Erinnerungsschrift vereinigt. Der'gediegen ausgestattete Band
enthält 22 Lichtdrucktafeln und eine Reihe von Abbildun-
gen in Zinkätzung nach den hervorragendsten Gegenständen
der Ausstellung. Nach einer Einleitung von W. Bode giebt
P. Seidel nach gründlichen archivalischen Forschungen zwei
Studien über Friedrich den Großen als Sammler von Ge-
mälden und Skulpturen und über das Biklhaueratelier Fried-
rich's des Großen und seine Inhaber. Das Mobiliar behandelt
R. Graul, Silber- und Goldschmiedekunst Fr. Sarre. Gehei-
mer Rat K. Lüders hat langjährige Beobachtungen in einem
Aufsatz über die Berliner Porzellanmanufaktur niedergelegt.
Die ausgestellten Porzellane der Meißener Manufaktur be-
handelt W. von Seidlitz, die französischen Porzellane, welche
in einigen guten Beispielen von Vincennes und Sevres ver-
treten waren, bespricht R. Stettiner, der auch an der Ent-
stehung des ganzen Werkes verdienstlichen Anteil hat. Mit
Erlaubnis der Verlagsbuchhandlung können wir einige der

Textillustrationen beifolgend reproduziren. Man darf der
Kunstgeschichtlichen Gesellschaft für ihre ferneren Versuche
zur Hebung des Verständnisses für ältere Kunst besten Erfolg
wünschen.

Die Vierlande bei Hamburg. 50 Lichtdrucke von Karl
Oriese. Mit einer geschichtlichen Einleitung und erläu-
terndem Text von Dr. F. Voigt. 1894. Druck und Verlag
von Karl Griese, Hamburg.
Dass alles, was einst deutsche Gaue und Stämme an Klei-
dung und Hausrat, an Bauart der Hütten, Sprache, Sitten
und Gebräuchen charakteristisch von einander schied, im
Absterben und Entschwinden begriffen ist, wer von den Freun-
den des Vaterlandes hätte dies nicht schmerzlich bedauert?
Unaufhaltsam, rückhaltlos vollzieht sich dieser Prozess. Und
mit ihm geht ein gut Stück deutscher Kulturgeschichte,
deutschen Gemüts verloren. So mancher, der, gedankenlos
oder geldhungrig, das letzte „Altertum" hingiebt, ahnt nicht,
dass damit auch ein Stück Geschichte, ein Stück Seele seines
Hauses für immer dahingeht. Was nicht in Museen und
Kunstsammlungen wandert, das nimmt gewöhnlich — und
auch das ist eine Satire auf unsere Zeit! — in jene Prunk-
wohnungen seinen Weg, wo alles andere eher, als deutsche
Art und Sitte gepflegt wird. Das treue kernige Bayernvolk
des Hochlandes ausgenommen, ist heute jeder Gau ängstlich
bestrebt, es den Städtern gleich zu thun. Überall in Deutsch-
land tritt uns diese betrübende Erscheinung entgegen. Ob
man über die nordfriesischen Inseln oder durch den alten
Wasgau wandert, über die öde Eifel oder durch den grünen
Spessart zieht, im Riesengebirge oder Thüringer Wald, Rhön
oder Schwarzwald — es bleibt sich gleich. Alles drängt
gleichsam nach Eintönigkeit, nach Aufhebung jeder Eigen-
art. Man ist nicht mehr stolz auf der Väter Erbe. Darin
liegt die Wurzel alles Übels. Späteren Zeitgenossen noch
ein getreues Bild dessen zu geben, was einst die Vierlande,
dieser Gemüse-, Obst- und Blumengarten Hamburgs, dein
 
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