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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Ubisch, Edgar von: Bemerkungen über die Aufstellung von Sammlungsgegenständen kunstgewerblicher Art
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0173

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BEMERKUNGEN ÜBER DIE AUFSTELLUNG VON SAMMLUNGSGEGENSTÄNDEN. 161

c) Anbringung der Inventarnummern.

Vor allem ist anzustreben, dass jedes Stück, be-
züglich jeder lose Teil eines Stückes seine feste In-
ventarnummer habe, die mit ihm so fest zu verbin-
den ist, dass nur besondere absichtliche Maßnahmen,
nie der Zufall sie beseitigen kann. Somit muss jeder
Gegenstand seine Nummer selbst tragen, sei es dass
dieselbe ihm aufgeschrieben oder, wo dies nicht
möglich ist, mittelst eines kleinen, mit unauslösch-
licher Tinte beschriebenen Pergamentblättchens an-
gebunden wird.

Dies ist um so notwendiger, als jede plötzlich
einmal erforderlich werdende Bewegung der Samm-
lung unfehlbar zu einer Unordnung führen müsste,
welche den Versuch einer späteren Feststellung der
Nummern, der späteren Feststellung des Vorhande-
nen, sowie den sicheren, juristischen Nachweis des
Fehlenden fast zur Unmöglichkeit machen müsste.
Aber auch bei einer mit Muße vorgenommenen Um-
stellung würde die bloß provisorische Anbringung
der Inventarnummern doch nicht die erforderliche
vollkommenste Sicherheit bieten.

Die Arbeit kann von jedem Zeichner, der mit
dem Spitzpinsel zu schreiben versteht, leicht und in
wenig Zeit ausgeführt werden. Am geeignetsten
dazu ist gute chinesische Tusche, kurz vor der Be-
nutzung mit Siccativ gemischt. Die Zusammenstel-
lung ist einfach, die schnell getrocknete Inschrift
nur durch chemische Mittel zu beseitigen. Schwarze
Farbe bleibt für solche Numerirung erfahrungsgemäß
die günstigste. Bei dunklem Grund, z. B. Eisen, wo
die Bezeichnung in schwarzer Farbe nicht die er-
forderliche Deutlichkeit haben würde, kann Saturn-
rot mit Siccativ angewendet werden.

(sang de boeuf) Baumwollenstoft' (da Wollenstoft' von den
Motten leidet) als der beste Hintergrund. Auch Dunkelreseda
wirkt günstig. Für besonders kostbare Stücke ist dunkel-
blauer oder auch dunkelbrauner Sammet zu empfehlen; für
kleine Goldsachen schwarzer oder weißer Sammet als Unter-
lage. Schreiende Farben sowie andererseits die ins Braune
gebrochenen sind durchaus zu vermeiden. Soweit es sich
um den Hinter- oder Untergrund für einzelne Stücke handelt,
sind die beiden folgenden Regeln zu beachten: 1) dass helle
Gegenstände von dunklem Grunde sich abzuheben haben
und umgekehrt; 2) dass für den Grund möglichst die Kom-
plementärfarbe zu der des Gegenstandes zu wählen ist, also
'ür einen roten Gegenstand grüner, für einen blauen gelber
Grund und umgekehrt. Weiße Gegenstände heben sich gut
von mattem Schwarz ab, das seinerseits eine grau-blaue
Einfassung erhalten kann.

Aus praktischen Gründen empfiehlt es sich wei-
ter, der Nummer an jedem Gegenstande immer mög-
lichst denselben Platz zu geben, z. B. unten rechts.
Als die deutlichste Schrift ist die Rundschrift zu
empfehlen, welche auch möglichst kleine Zahlen
gestattet.

Unpraktisch, ja gefährlich ist es, eine doppelte,
etwa noch eine Katalognummer an den Gegenständen
selbst anzubringen. Stücke, die zusammengehören
und namentlich aufbewahrt werden, erhalten eine
und dieselbe Nummer und werden nur durch einen
hinzuzusetzenden Buchstaben unterschieden, also
G32a, G32b, 632c u. s. w.

d) Bezettelung.

Jeder ausgestellte Gegenstand oder jede Gruppe
gleichartiger Gegenstände hat ein Etikett (ein Er-
läuterungstäfelchen) zu erhalten. Darauf ist anzu-
geben: Name und Zweck des Gegenstandes oder der
Gruppe, Name des Verfertigers, des Entstehungs-
ortes, Material, Dekor und Technik, Entstehungszeit
und etwaige historische Beziehungen zu früheren
Besitzern. Endlich auch etwa auf den Gegenständen
befindliche Bezeichnungen wie Namen, Jahreszahlen,
Marken u. s. w.

Auf diese Weise wird der Beschauer am besten
für das Betrachten und Studiren der Gegenstände
gewonnen. Namentlich der einfachere Mann, der
mit Katalogen nicht umzugehen weiß und gewöhn-
lich auch schon die Ausgabe für den Katalog ver-
meidet, wird dadurch zum Studium angeregt werden,
während er jetzt den Masse von Gegenständen teil-
nahmslos gegenübersteht und nur für besonders ins
Auge fallende Merkwürdigkeiten mehr ein naives
Erstaunen als wirkliches Interesse empfindet.') Vor-
bildlich ausgeführt ist eine solche Bezettelung an
dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.

1) Zu Etiketten, auch Aufschriften in allen Größen eig-
nen sich am besten mattschwarze Täfelchen von Karton
oder Blech, die mit mattem Gold beschrieben und durch
eine ebensolche schmale Linie eingefasst werden. Bei un-
günstigen Lichtverhältnissen bleibt freilich nichts anderes
übrig, als die schwarze Schrift auf weißem Grunde beizu-
behalten. Die Täfelchen können auf kleinen pultförmigen
metallenen Ständern oder auch auf dreiseitigen schwanen
Holzklötzchen befestigt werden, die neben den Gegenstand
zu stellen sind. Am besten ist es, wenn sie gleich an der
Vorderseite des Gestells, die dann abzuschrägen ist, befestigt
werden können.

Kunstgewerbeblatt N F V II I

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