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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0175

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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Besucher boten au Sonderart, an Reichturn des Kunsthand-
werks in der Ausstattung der Häuser, Kirchen, aus diesem
Wunsche heraus ist obiges Werk jüngst erschienen. Auch
das echte Vierlanden geht in seiner Eigenart dem Unter-
gange entgegen. Am Messberge zu Hamburg konnte man
sich noch vor einigen Jahren an den schmucken Trachten
der Frauen und Mädchen freuen. Heute fällt die Tracht
schon auf, und noch ein paar Jahre weiter, dann wird die
Brunnengestalt die einzige Vierländerin am Messberge sein,
welche noch die Tracht der Vorfahren zeigt. Der Text des
Werkes gieht eine eingehende Schilderung der Geschichte
der merkwürdigen Kolonieen der Vierlande, der Entstehung
der einzelnen Deiche, der Rechtsverhältnisse und politischen
Wandlungen bis in die Neuzeit. Auch Herr Voigt lässt die
Frage offen, ob die erste Besiedelung der fetten Marschen
von Niederländern oder Friesländern erfolgte. Es bleibt
auch nicht ausgeschlossen, dass aus dem alten Bardengau,
insbesondere der Bardowiker Gegend, ein Zuzug erfolgte.
Vielleicht hat sogar Bardowik selbst, nachdem Heinrich der

dem Hamburger wird es von Interesse sein, jedem, der für
das Wesen deutschen Volkstums Gefühl und Verständnis
besitzt, wird es eine rechte Herzensfreude bereiten.

______ (Tgl. Rdschau.)

Deutsche Kunstgewerbezeichner. Ein Adressbuch
deutscher Künstler, die sich mit Entwerfen kunstgewerb-
licher Gegenstände befassen. Nebst beigegebenen Probe-
entwürfen, herausgegeben von Artur Seemann. Ziceitc
Reihe. Leipzig, Artur Seemann. M. 4.—. (Teil I und II
geb. M. 9.—.)

Dem ersten Teile dieses nützliehen Werkes, der im Ok-
tober erschien, ist der zweite nunmehr gefolgt und wird
wohl allen Besitzern der I. Reihe willkommen sein. Er
umfasst ebenfalls 100 Entwürfe der verschiedensten Art.
Die Urheber sind in allen Teilen Deutschlands verstreut von
Breslau bis Crefeld, von Bozen bis Itzehoe; auch auswärtige
Deutsche, in Moskau und Kopenhagen, haben zu dem Werke
beigetragen. Aus München haben sich diesmal 10 Teil-

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Rose Pompadour-Vasen von 1757 und 1763 aus den Königlichen Schlössern.
(Von der Ausstellung aus der Zeit Friedrich's des Großen.)

Löwe es bis in den Grund zerstört und über das Portal der
Münsterruine sein „Vestigia leonis" einmeißeln ließ, einen
Teil der Ansiedler geliefert. Für die Auswahl der Aufnahme
der Lichtdruckbilder ist WHin Im Weimar, der kunstsinnige
Assistent am Hamburgischen Museum für Kunst und Ge-
werbe, Berater und Führer gewesen. Ihm verdankt dieses
Werk auch die originelle Zeichnung des Titelblattes, sowie
eine Reihe Abbildungen von Schmuckgegenständen und Haus-
rat der Vierlande. Zur Zeit ist Weimar vielleicht der beste
Kenner der Vierlande, der in jedem Hause dieser Marsch-
dörfer bekannt ist und schon manchen unbekannten Schatz
daselbst den Sammlungen des Hamburger Museums über-
mittelte. So führt er uns denn auf die Dielen, in die Wohn-
räume und Scheunen der Bauernhäuser und Käthen, in die
Bäuerlich so schlichten Kirchen, die im Innern eine so köst-
liche Fülle von Werken der Schmiedekunst, Holzschnitzerei
und Intarsienarbeit bergen. Er zeigt uns das Volk in seinem
Feierstaat, beim Einbringen der Ernte, bei Arbeit und Ge-
sang. Dazwischen sind stimmungsvolle Landschaftsbilder
eingestreut, den Reiz des Werkes zu erhöhen. Nicht nur

nehmer gemeldet, dabei bekannte Namen, W. Lindenschmidt,

/•.'. l'iKjcr u. a.; aus der Reichshauptstadt liguriren 14 Künst-
ler; auch hier finden wir wohlbekannte Größen, E. Doepler
d.j., Max Koch und einige vortreffliche jüngere Künstler,
von denen wir zwei Entwürfe als Proben hier beigeben.
Die einzelnen Entwürfe werden wohl verschiedenartige Be-
urteilung finden, doch soll das Werk ja keine Vorlagensamm-
lung mustergültiger Leistungen, sondern ein Nachschlage-
werk für allerlei Geschmacksrichtungen sein, in dem jeder
Suchende einen brauchbaren Nachweis findet. Wie sich her-
ausstellt, hat der I. Teil des Werkes bereits manchem Künst-
ler Aufträge zugeführt, und dieser Umstand dürfte allein
schon hinreichen, die Verdienstlichkeit des Werkes zu er-
weisen. — Bemerken möchten wir aber noch, dass uns bei
der Durchsicht des II. Teils mitunter der Gedanke aufge-
stiegen ist, als hätten die Künstler nicht eben das aus-
geführt, was ihnen leicht fällt, sondern das, was ihnen viel
Mühe macht. Es ist ja eine bekannte Erscheinung, dass die
Dinge, die dem Urheber besonders schwer fallen, von diesem
gerade als außerordentliche Leistung angesehen werden. So

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