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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Das badische Kunstgewerbe in Chicago
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0067

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DAS BAD1SCHE KUNSTGEWERBE IN CHICAGO.

50

L

zur Vermählung widmeten.
Insbesondere ist es hier
der große in Karlsruhe
gefertigte Tafelaufsatz, der
mit seinem künstlerisch
vollendeten figuralen und
ornamentalen Schmucke
mit zu dem Besten ge-
hörte, was Chicago über-
haupt an Silberarbeiten
aufzuweisen hatte. Daran
schließen sich eine Reihe
weiterer Prunkgefäße, die
meist als Ehrenpreise des
Großherzogs von Baden
zu Wettrennen oder zu
sonstigen Festlichkeiten
gespendet wurden. Alle
diese Arbeiten haben in
Prof. //. Oötx ihren künst-
lerischen Erfinder und Lei-
ter, während bei der Aus-
führung die Professoren
IL Volx, Rud. Mayer und
A". Wfibhii. ferner die
Hofjuweliere L. Paar. /..
Bertseh in Karlsruhe, K.
Heister in Mannheim und
X. Trübner in Heidelberg
beteiligt sind. Von dem
letzteren war überdiesnoch
eine besondere Kollektion
Silberarbeiten ausgestellt,
die in ihrer vielseitigen
Behandlung vontüchtigem
Können Zeugnis giebt.
Dass sich in Baden über-
haupt die Silberschmiede-
kunst zu solch erfreulicher

Höhe emporschwingen
konnte, ist ein Verdienst
des kunstsinnigen Landes-
fürsten Großlierzog Fried-
rich . der seit Jahren zur
Entwickelung dieses Ge-
bietes zahlreiche und in-
teressanteAufgaben stellte.
Die Ciselirfachklassen der
Karlsruher und Pforzhei-
mer Kunstgewerbeschulen
haben wesentlich zur Er-

ziehung tüchtiger Hilfskräfte, Modelleure wie Cise-
leure, beigetragen. Auch einige reizende Fächer waren
als Keminiscenzen der ehedem, so gelungenen Karls-
ruher Fächerausstellung (1891) hier vertreten. In
Bronze enthielt dieser Raum nur eine einzige, dabei
aber gute Arbeit, einen Ehrenschild, welchen der
badische Militärvereinsverband seinem hohen Protek-
tor zu dessen Regierungsjubiläum gewidmet hatte.
Einige aus gleichem Anlasse entstandene Adressen
waren in kostbaren Mappen untergebracht, welche von
den Hof buchbindern /■.'. SchoU in Durlach, K. Feigk r
und K. Schick in Karlsruhe ausgeführt wurden. Die-
selben sowie mehrere Truhen, Ofenschirme etc. zeigen,
dass in Baden sowohl die Lederpressung und der Leder-
schnitt wie auch die farbige Ledermosaik mit Ver-
ständnis gepflegt werden. Auch in farbiger Leder-
tapete hatte J. A. Peclit in Konstanz wirkungsvolle
Arbeiten ausgestellt.

Originell waren zwei gemalte Adressen, die in
zierliche Holzschreine gefasst eine sehr reiche Wir-
kung erzielten. Sie haben Prof. Götz und die Möbel-
fabriken .1. Qehrig und B. Grothües in Karlsruhe
als Urheber. Juwelier L. Bertsch in Karlsruhe zeigte
durch einige reizende Figuren die wohlthuende Ver-
bindung des Elfenbeins in Goldfassung.

Unsere Illustrationen bringen zwei Ansichten
dieses ersteu Pavillons, die leider der Farbe ent-
behren, welche eine sehr gelungene und noble war.
Die Grundstimmungen sind lichtes und dunkleres
Kupferrot und Schwarz, nebst Gold und Silber.
Mit dem rötlichen Sammet der Wände steht das
tiefere Rot der inneren Schrankbezüge, mit dem
schwarzen Marmor der Pilaster die schwarze Farbe
der polirten Schränke, mit dem Gold der Stuck-
ornamente und Kapitale und den als Wandschmuck
verwendeten Silberschilden das Edelmetall inner-
halb der Schränke im harmonischen Einklänge.
Diese Farbenwirkung wurde noch durch einige präch-
tige persische Teppiche gesteigert, die in diesem
Räume aufgelegt waren; dazu kam noch die An-
wendung vergoldeter Palmen und Festons, die auf
rötlichem Hintergrunde eine sehr effektvolle Wirkung
erzielten.

Die nun folgende Koje, ein reizendes Rokoko-
boudoir, wurde vom Hoflieferant j. L. Distelhorst
in Karlsruhe gefertigt. Wände und Möbelstoffe
waren in rötlichem geblümten Damast, die Möbel
selbst in licht polirtem Ahornholz, reich eingelegt
und sämtliche Verzierungen in vergoldeter Bronze
gehalten. Dazu kam eine transparent gemalte Decke
mit Stuckfries, ein venetianischer Lüster sowie ver-
 
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