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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Czihak, Eugen von: Bemaltes Schmiedeeisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0094

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BEMALTES SCHMIEDEEISEN.

das Handwerksmäßige. Ebenso häufig sind bemalte
eiserne Wirtshaus- oder Zunftschilde, welche sich mit
ihren mannigfaltigen Zutliaten in vielen Gegenden
an der ursprünglichen Stätte ihrer Verwendung er-
halten haben.

In der 1(392 erbauten Josephskirche zu Grüssau
in Schlesien befindet sich über der Emporenbrüstung
ein in hübschen Mustern aus Eisendraht hergestelltes
Geflecht, dazu bestimmt, die dahinter befindlichen
Mönche den Blicken der Laien zu entziehen. In
diesem Drahtgeflecht sind, um eine noch bessere
Deckung zu gewähren, in regelmäßigen Abständen
aus Eisenblech ausgeschnittene Apostel- und Heiligen-
figuren angebracht, welche vollständig bunt bemalt
sind. Dass die Farbe hier notwendigerweise zu
Hilfe genommen werden musste, um die gewollte
Darstellung überhaupt zu ermöglichen, liegt auf der
Hand. Ähnlich ist es bei den Gittern des 16. Jahr-
hunderts, deren flache, in Türkenköpfe, Masken u.dergl.
auslaufende innere Volutenendigungen stets eine Be-
malung erheischten, um der nur in den Umrissen
gegebenen Bildung zu Hilfe zu kommen. Aber auch
bei plastisch ausgebildeten Figuren, die sich, aller-
dings viel seltener, an Schmiedewerken des 17. und
18. Jahrhunderts finden, wurde die Bemalung an-
gewendet. Ich habe sie z. B. bei der Reinigung
eines dem Anfang des 18. Jahrhunderts angehörigen
Grabkreuzes im Museum schlesischer Altertümer fest-
stellen können; die zum Vorschein gekommenen Far-
ben waren Rot, Grün und Gold. Bemalte schmiede-
eiserne Grabkreuze finden sich mehrfach in Tirol
und Steiermark, z. B. in Zell am See, auf dem Fried-
hof zu Leoben. Überhaupt hat sich in diesen Gegenden
mehrfach bemaltes Schmiedeeisen in der ursprüng-
lichen Verfassung erhalten. In dem Schlosse Velthurns,
der Sommerresidenz der Bischöfe von Brixen, das
1580 bis 1587 von Fürstbischof Freiherrn von Spaur
erbaut wurde, sind schmiedeeiserne Thürbänder mit
herrlicher Renaissancebemalung in größerer Zahl
zu sehen. Bei einer Studienreise, welche die
Studirenden der Wiener Kunstgewerbeschule im
Jahre 1874 unter Professor Storck's Leitung dorthin
machten, wurden von einem der Teilnehmer einige
zwanzig verschiedene Thürbänder farbig aufge-
nommen. ') Ein besonders schönes Stück zeigt Rot,
Grün und Gelbbraun als Bemalung der Blätter und
Ranken sowie ein ungemein feines „maureskes* Linien-

1) Diese, sowie einige der folgenden Angaben ver-
danke ich der Güte des Direktors der Königlichen Kunst-
mid Kunstgewerlieschule zu Breslau, Herrn Professor //. Kühn.

Ornament im Geschmack P. Flötner's. (Siehe die Tafel.)
Zu Möbelbeschlägen dürfte die Verwendung bemalter
Bänder auch heute noch zu empfehlen sein; blanke, aus-
geschnittene Beschläge haben bekanntlich den Übel-
stand, dass sich das Putzmittel leicht in die Ver-
tiefungen hineinsetzt und von dort schwer zu ent-
fernen ist.

Einzig in seiner Art ist der bemalte schmiede-
eiserne Ofen auf Schloss Rötheistein bei Admout in
Steiermark. Das Schloss, dem Benediktinerstift Ad-
mont gehörig, ist von Abt Urban 1655 erbaut worden.
Der Ofen steht in dem sogenannten Prälatenzimmer;
er ruht auf hohen Füßen und besitzt einen eigenarti-
gen, gegliederten Aufbau, der oben in einen dampf-
dom-ähnlichen Aufsatz endigt. Die Rundstäbe und
Gliederungen sind teilweise rot und vergoldet; die
Gesimse zeigen ein aufgemaltes Blattschema. Das
in Eisenblech ausgeschnittene Ornament und die
Rippen des Aufsatzes sind vergoldet. Auf dem
unteren Ofenkörper ist eine rote Cartouche, auf dem
oberen Engelsköpfe mit Flügeln erkennbar. Braun
ist bei der strahlenförmigen Endigung und den Buch-
staben verwendet.

Im Stift Admont selbst sollen noch zwei ähnliche
Ofen sein, denen später der übliche Überzug mit
weißer Kalkfarbe zu Teil wurde.

In der Stadtkirche zu Graz haben sich früher
Barockgitter mit Bemalung in Blau und Gold befunden.

In Schlesien besitzt die Pfarrkirche zu Schömberg,
Kr. Landeshut, ein 1682 errichtetes, der Josephskirche
zu Grüssau verwandtes Bauwerk, einen schmiede-
eisernen Kronleuchter von vorzüglicher Arbeit, eben-
solche Wandarme und Abschlussgitter, alles in be-
malten und vergoldeten Barockformen. Ein Wand-
arm, jetzt im Museum schlesischer Altertümer zu
Breslau (Kat. Nr. 291, 88), wird in einem der nächsten
Hefte abgebildet werden. Die ungemein schwung-
volle Linienführung und flotte Schmiedetechnik, die
dieses Stück auszeichnet, wird durch die Bemalung
mit einem zarten Rosa und Hellblau, sowie durch
Vergoldung wirkungsvoll gehoben. Überhaupt ist
gerade bei Beleuchtungskörpern die Bemalung des
Schmiedeeisens früher als eine Notwendigkeit, zur
Erhöhung der Lichtwirkung, empfunden worden.

Im vorgenannten Museum befindet sich (Kat. Nr.
9992 a bis f) eine Anzahl von VVandleuchtern die wohl
erst um die Mitte des 18. Jahrhundert entstanden sein
dürften. Bemerkenswert und für die Zeit charakte-
ristisch sind die durchaus naturalistischen Bildungen
der Blätter, Ranken und Blüten; ebenso naturalistisch
ist die Bemaluu«; mit schimmernden Lackfarben.
 
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