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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Schlie, Friedrich: Aus der kunstgewerblichen Abteilung des grossherzoglichen Museums zu Schwerin, [4]: Alte mecklenburgische Fayencen aus der Zeit der Arcanisten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0096

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88

AUS DEM GROSSHERZOGLICHEN MUSEUM ZU SCHWERIN.

schritt SOLI DEO GLORIA ANNO 1779 zu be-
zeichnen. Sie saß bis vor kurzem in der alten
Appelstädt'schen Werkstatt (Rostockerstr. 24) über
einer Nebenthür und beweist, dass der alte Meister
über eine sehr schöne milchweiße Zinnglasur von
großer Feinheit und Weiche verfügte und das Ko-
baltblau unter derselben in allen Nuancen zu be-
handeln wusste. Ein Henkeltopf, eine Kanne und
zwei Teller stammen gleichfalls aus den Händen der
sehr wohlhabenden Nachkommen Appelstädt's und
sind durch diese als Arbeiten aus der alten Werkstatt
bezeugt. Höchst wahrscheinlich gehört auch eine klei-
nere Platte dahin, welche dem Museum von anderer

Außer dieser Platte ist der versinterte Tassen-
satz von Groß-Stieten bei -Wismar, wovon früher
bereits die Rede war, zu erwähnen und eine Butterdose
in Form einer Ente, welche durch ihre doppelte Be-
zeichnung (auf der Innenseite des Deckels und auf
der Unterseite des Gefäßes) als Produkt der Fabrik
zu Stieten beglaubigt ist. Die Inschrift lautet in
Kursivschrift:

V: H:

Grof: Statten

Chelij

9

Butterdose. Fayence aus Groß-Stieten.

Seite geschenkt ist, aus Schwerin stammt und mit
ihrer Aufschrift von einem Brennversuch mit Kobalt-
blau unter der Glasur Zeugnis giebt. Die Aufschrift
lautet:

Die glasur ist von den Kuchen da viel
Meister gut drunter. Dass Plau ist von
den Pesten Gräfenauer Copolt 1704
d 26 May
welches oft verglihet.
In der That ist auf den vier Ecken auch eine
Probe von dem Verglühen der Kobaltfarbe gegeben,
die dort aufgemalten Kreuze sind (sicher mit Deckung
des übrigen Teils der Platte) einem weiteren Scharf-
feuer ausgesetzt gewesen und dadurch zum Übergang
in ein schmutziges halbverbrannt erscheinendes Gelb-
griin gebracht worden.

So auf der Unterseite. Die im Deckel unterscheidet
sich nur dadurch, dass statt der arabischeu Zahl 9
die römische Zahl XVI gesetzt ist. Das Stück ist
kein Kunstprodukt ersten Ranges, aber doch recht
gut. Die Glasur ist manganviolett gefärbt und in
den Tiefen dunkler gehalten, als auf den hervor-
stehenden Flächen des Gefieders der Ente.

Nachdem Dr. Crull in Wismar diese Ente schon
in den Mecklenb. Jahrb. XXXII (1807), S. 155 ff. be-
sprochen hat, giebt er jetzt in einem Briefe an den
Verfasser dieser Zeilen weitere Nachrichten über
den Arcanisten Chelij. Ich teile sie hier wört-
lich mit:

.Arn 31. März 1753 schloss der Kammerherr
von Bülow zu Gr.-Stieten bei Wismar einen Kon-
trakt behufs Anlegung einer Porzellanfabrik da-
 
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