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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Quaglio, Eugen: Aus der Werkstatt des Theatermalers
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0134

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AUS DER WERKSTATT DES THEATERMALERS.

bemalte Leinwandflächen überdeckt, auf welchen
z. B. bei Straßen und Wäldern die Licht- und Schat-
lenpartieen, der übrigen Dekoration entsprechend,
geinalt sind.

Bis Ende der dreißiger Jahre unseres Jahr-
hunderts war bei der deutschen Bühne das ,,ge-
sclilossene Zimmer" noch nicht augewendet worden.
Erst im Jahre 1S:>!) hat der Hoftheatermaler Simon
Quaglio in München das geschlossene Zimmer von
Paris hur am Müucheuer Hoftheater eingeführt, an
dem mau sich bis dahin, wie allerwärts, stets mit

Schränken, Borten mit darauf gestelltem Geschirr,
Fenster- und Thürgardinen u. s. w. auf die Leinwand
gemalt wurden, wird jetzt meist vermieden, im Zim-
mer etwas anderes zu malen, als was direkt zur
Wanddekoration gehört und sozusagen niet- und
nagelfest ist; zur übrigen Ausschmückung werden
nur plastische Gegenstände verwendet. Öfen, Ka-
mine, Bogeiilaibungen, Dickungen an Fenstern und
Thüren, Nischen und Erker, alles wird plastisch
dargestellt. Das berühmte Ensemble der „Meiningei"
hat an diesen Neuerungen einen großen Anteil,

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Grundriss des Entwurfes vou D. Marot.

dem Coulissenzimmer begnügt hatte. Heute kann
man sich im Konversationsstücke eine Dekoration
ohne geschlossene Wände gar nicht mehr denken.

Bei Zimmern wird in vielen Fällen statt der
Soffitten der geschlossene Plafond angewandt. Leider
aber bietet derselbe immer noch zu große Schwierig-
keiten, um allgemein verwendet zu werden, schon
wegen des Transportes und der Aufbewalirnng dieser
großen Rahmen und der misslichen Beleuchtungs-
verhältnisse.

Während früher in den Zimmerdekoratituicii
• ■ine Menge von Ausstattungsgegenständen, Bildern,

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Grundriss der Dekoration zum Burghof im 11. Akte des Lobeugrin

allerdings zum Leidwesen derer, die nun alle diese,
meist ziemlich umfangreichen Inventarstücke in den
ohnehin meist überfüllten Magazinen unterzubringen
haben, während sie früher, so hübsch auf die Lein-
wand gemalt, gar keinen besonderen Raum bean-
spruchten.

Durch das Streben nach größerer Naturwahrheit
der Handlung und der Dekoration haben die Schwie-
rigkeiten auch beim Entwürfe der letzteren bedeu-
tend zugenommen.

Zuerst müssen die scenischen Erfordernisse in
Betracht gezogen werden; die für die Darsteller er-
 
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