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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Bode, Wilhelm von: Moderne Kunst in den Vereinigten Staaten von Amerika, [2,2]: Eindrücke von einem Besuche der Weltausstellung zu Chicago - Die Architektur und das Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0150

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MODERNE KUNST IN DEN VEREINIGTEN STAATEN VON AMERIKA.

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hat er einen oder mehrere eigene Räume mit Wand-
schränken, die allen seinen Bedürfnissen gerecht
werden. Die Wohnzimmer sind jedes mit verschie-
denen Gruppen von Sitzgelegenheiten, um kleine
oder größere Tische herum, ausgestattet, in denen
der Amerikaner die größte Mannigfaltigkeit liebt. Zu
keiner anderen Zeit und in
keinem anderen Laude hat
Man es so verstanden, dem
Körper in jeder Lage die
richtige Unterstützung, die
angenehme Erholung zu ge-
währen. Das ist das erste
Erfordernis für jeden ameri-
kanischen Stuhl, vom Ar-
beitssessel bis zum Schaukel-
stuhl; danach richtet sich
die Konstruktion, richtet sich
die Form desselben, welche
dem Zweck entsprechend
ebenso mannigfach als ori-
ginell gestaltet ist. Wie der
Schaukelstuhl, so sind die
Ehrensessel, die das Ehepaar
selbst an der Tafel benutzt,
eine spezifisch amerikanische
Erfindung; letztere freilieh
nach dem Vorgang der alt-
■ranzösischen und italieni-
schen Sitte. Ebenso originell
sind die Tische und allerlei
kleinere Möbel, die zur Be-
quemlichkeit des amerika-
nischen Lebens wesentlich
beitragen.

Im Anscliluss an die
Holztäfelungen hat die üb-
rige Wand- und Deckende-
koration des modernen ame-
rikanischen Hauses einen
durchaus originellen Charak-
ter. Die Räume sind regel-
mäßig hell, aber (mit Aus-
nahme derKanimern,welchen ^^^^^^^^^^^
man helle, weiße oder weißlich polirte Stuck wände giebt
und aus denen man aus hv^ienisclieii Gründen alle Gar-
unien oder sonstige Staubfänger fortlässt) dabei doch
auf eine feine mannigfaltige farbige Wirkung berech-
net- Am kräftigsten ist die Farbenwirkung regel-
mäßig in der .Mall". In den reicheren neuen Privat-
näusern wie in den großen Hotels pflegt liier neben

der Holztäfelung ein Wandbelag von farbigem Marmor
oder von prächtigen Halbedelsteinen aufzutreten, über
dem die Wand mit Goldmosaik bekleidet ist, das
nicht selten auch die Decken schmückt. Zusammen
mit dem großen, meist tieffarbigen Kamin aus den
prächtigsten Steinen, mit den Treppen mit ihren

Marmorstufen und dem
zierlichen Holz- oder
Marmorgeländer, mit
den farbigen Glasfen-
stern und den bunten
Leuchtkörpern macht
dieser Raum, namentlich
abends bei Licht einen
überraschend glänzen-
den Eindruck, an den
wir in Europa nicht ein-
mal in einem öffent-
lichen Prachtbau ge-
wöhnt sind. In den
Wohnzimmern pflegtdie
Wand jetzt aus einer
Stuckbekleidung von
heller Färbung mit zier-
lichen kleinen, flachen
Mustern zu bestehen,
über der ein breiter Fries
den Abschluss gegen die
Decke bildet. Diese ist
entweder gleichfalls aus
Stuck und dann regel-
mäßig in ähnlicher Weise
wie die Wand mit einem
bescheidenen Muster de-
korirt, oder (in einfache-
ren Häusern) mit einer
anspruchslosen Papier-
tapete bedeckt, die ein
kleines sternenart iges
oder blumiges Streumus-
ter zeigt. Die Tapete so-
wohl wie die Stoffbe-
kleidung findet im mo-
^^^^^^^^^^^^^^^ dernen amerikanischen
Hause als Wandbekleidung eine weil weniger all-
o-emeine Verbreitung als in Europa. Wo sie vor-
kommen, sind helle Töne und blumige Muster in
reinen oder matten Farben die Regel. Die kräf-
tigste Farbennote «riebt auch in den Zimmern der
Kamin an, der aus den seltensten Steinen gebildet
und, namentlich im Esszimmer, nicht selten zu

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Beleuchtungskörper mit 7 Lichtpunkten
 
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