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ÜBER ECHTE BRONZEN UND PATINA.
wie ein etwa vollständiges Überarbeiten und eine
glatte bearbeitete Oberfläche Vorbedingung für die
allmähliche Bildung einer guten Patina ist. Dem
Ansetzen von Ruß- und Schmutzteilen bei Denk-
mälern im Freien ist die nicht überarbeitete Bronze-
oberfläche, wie sie ein guter Denkmalguss in ge-
treuer Wiedergabe des Kunstmodells bieten soll,
nicht förderlicher als eine glatt bearbeitete Metall-
fläche, da auch im letzteren Falle ein eigentliches
Glätten oder Poliren ausgeschlossen ist. Das allmäh-
liche Fortschreiten der Patinabildung nennt man
das „Wachsen" der Patina. Jede Auftragung von
Farbstoff, soweit es sich um die allein Wert habende
„echte Patina' handelt, ist dabei ausgeschlossen und
Hirtenknabe.
Bronze von P. Stotz in Stuttgart, modellirt von Professor Kühne
in Wien.
zu verurteilen. — Es ist ein Irrtum, zu glauben,
dass die namentlich bei alten Bronzen so gerühmte
„schöne Patina* nur in einer grünen Tönung der
Oberfläche bestände, die gelb- oder rotbraunen Tö-
nungen sind mindestens ebenso reizvoll und bewahren
meistens noch eine glattere Oberfläche als erstere;
für Bronzen neuerer Kunst ist die braune Patina in
der Regel die schönere und beliebtere.
Die ausgegrabenen Bronzen der Alten sowie
die aus gutem Metall hergestellten Denkmäler im
Freien zeigen, wahrscheinlich durch das an der Ober-
fläche infolge des Kohlensäuregehalts der Luft ge-
bildeten kohlensauren .Kupferoxyds", meistens eine
grüne Tönung; bei den im Freien stehenden Denk-
mälern indes nur dann, wenn die Luft des Auf-
stellungsortes nicht zu sehr durch Schwefel- und
Kohlendünste etwa benachbarter großer Feuerungs-
anlagen oder sonstige Ablagerungen verunreinigt ist.
Dergleichen Einflüsse bewirken leider in den meisten
Fällen der Neuzeit die Ablagerung von feinen Ruß-
und Schmutzteilen auf der Bronzeoberfläche, ver-
hindern dadurch die natürliche Entwickelung des
schönen braunen oder grünen Edelrostes und ver-
leihen dem ganzen Bildwerke ein mattes, stumpfes,
fast schwarzes Ansehen.
Welche äußeren Einflüsse außer einer reinen,
aber etwas feuchten Atmosphäre der Bildung einer
schönen Patina besonders förderlich sind, hat mit
Sicherheit noch nicht festgestellt werden können,
doch das steht fest, dass die Bildung eines schönen
Edelrostes bei den im Freien aufgestellten Bronzen
von vornherein dann verhindert wird, wenn der Bronze-
schmelzung zum Zweck des leichteren Gießens und
Bearbeitens Zink beigesetzt wurde; alle derartig ver-
setzte Bronzemischungen erhalten unter den Witte-
rungseinflüssen im Freien erfahrungsmäßig bald eine
matte, schwarze, fast rauhe Oberfläche. Es wird
daher in neuerer Zeit durchweg die Forderung ge-
stellt, dass für im Freien aufzustellende Bronzedenk-
mäler nur eine xinkfreie Bronzeschmelzung zu ver-
wenden ist. In der Regel besteht solche Denkmal-
bronze aus 90 bis 95% Kupfer und 10 bis 5°/0 Zinn.
Etwaige andere Zusätze, wie z. B. Mangan, Selen,
Aluminium, Phosphor u. s. w., haben nur den Zweck,
die Festigkeit oder Dichtigkeit der Bronze zu er-
höhen. Das Schwarzwerden von Denkmälern im
Freien verhindert die sogenannte Phosphorbronze
nicht; bei Aluminiumbronze sind die Versuche noch
nicht abgeschlossen, doch scheint diese von etwas
günstigerem Einfluss zu sein. (Für kunstvolle Bron-
zen ist nur die Erhöhung der Dichtigkeit, d. h. die
ÜBER ECHTE BRONZEN UND PATINA.
wie ein etwa vollständiges Überarbeiten und eine
glatte bearbeitete Oberfläche Vorbedingung für die
allmähliche Bildung einer guten Patina ist. Dem
Ansetzen von Ruß- und Schmutzteilen bei Denk-
mälern im Freien ist die nicht überarbeitete Bronze-
oberfläche, wie sie ein guter Denkmalguss in ge-
treuer Wiedergabe des Kunstmodells bieten soll,
nicht förderlicher als eine glatt bearbeitete Metall-
fläche, da auch im letzteren Falle ein eigentliches
Glätten oder Poliren ausgeschlossen ist. Das allmäh-
liche Fortschreiten der Patinabildung nennt man
das „Wachsen" der Patina. Jede Auftragung von
Farbstoff, soweit es sich um die allein Wert habende
„echte Patina' handelt, ist dabei ausgeschlossen und
Hirtenknabe.
Bronze von P. Stotz in Stuttgart, modellirt von Professor Kühne
in Wien.
zu verurteilen. — Es ist ein Irrtum, zu glauben,
dass die namentlich bei alten Bronzen so gerühmte
„schöne Patina* nur in einer grünen Tönung der
Oberfläche bestände, die gelb- oder rotbraunen Tö-
nungen sind mindestens ebenso reizvoll und bewahren
meistens noch eine glattere Oberfläche als erstere;
für Bronzen neuerer Kunst ist die braune Patina in
der Regel die schönere und beliebtere.
Die ausgegrabenen Bronzen der Alten sowie
die aus gutem Metall hergestellten Denkmäler im
Freien zeigen, wahrscheinlich durch das an der Ober-
fläche infolge des Kohlensäuregehalts der Luft ge-
bildeten kohlensauren .Kupferoxyds", meistens eine
grüne Tönung; bei den im Freien stehenden Denk-
mälern indes nur dann, wenn die Luft des Auf-
stellungsortes nicht zu sehr durch Schwefel- und
Kohlendünste etwa benachbarter großer Feuerungs-
anlagen oder sonstige Ablagerungen verunreinigt ist.
Dergleichen Einflüsse bewirken leider in den meisten
Fällen der Neuzeit die Ablagerung von feinen Ruß-
und Schmutzteilen auf der Bronzeoberfläche, ver-
hindern dadurch die natürliche Entwickelung des
schönen braunen oder grünen Edelrostes und ver-
leihen dem ganzen Bildwerke ein mattes, stumpfes,
fast schwarzes Ansehen.
Welche äußeren Einflüsse außer einer reinen,
aber etwas feuchten Atmosphäre der Bildung einer
schönen Patina besonders förderlich sind, hat mit
Sicherheit noch nicht festgestellt werden können,
doch das steht fest, dass die Bildung eines schönen
Edelrostes bei den im Freien aufgestellten Bronzen
von vornherein dann verhindert wird, wenn der Bronze-
schmelzung zum Zweck des leichteren Gießens und
Bearbeitens Zink beigesetzt wurde; alle derartig ver-
setzte Bronzemischungen erhalten unter den Witte-
rungseinflüssen im Freien erfahrungsmäßig bald eine
matte, schwarze, fast rauhe Oberfläche. Es wird
daher in neuerer Zeit durchweg die Forderung ge-
stellt, dass für im Freien aufzustellende Bronzedenk-
mäler nur eine xinkfreie Bronzeschmelzung zu ver-
wenden ist. In der Regel besteht solche Denkmal-
bronze aus 90 bis 95% Kupfer und 10 bis 5°/0 Zinn.
Etwaige andere Zusätze, wie z. B. Mangan, Selen,
Aluminium, Phosphor u. s. w., haben nur den Zweck,
die Festigkeit oder Dichtigkeit der Bronze zu er-
höhen. Das Schwarzwerden von Denkmälern im
Freien verhindert die sogenannte Phosphorbronze
nicht; bei Aluminiumbronze sind die Versuche noch
nicht abgeschlossen, doch scheint diese von etwas
günstigerem Einfluss zu sein. (Für kunstvolle Bron-
zen ist nur die Erhöhung der Dichtigkeit, d. h. die