ÜBER ECHTE BRONZEN UND PATINA.
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Vermeidung schwammiger Stellen von Wert; für
diesen Zweck pflegt man der Schmelzung unmittel-
bar im Ofen oder im Tiegel eine gewisse Menge
Phosphor zuzusetzen, um beim Guss die Bildung
von Metalloxyden zu vermeiden.)
Für kleinere in geschlossenen Räumen aufzu-
stellende Bronzen ist eine Zinkbeimengung ohne
jeden Nachteil; die z. B. in Neapel und Rom käuf-
lichen, sogenannten italienischen und pompejanischen
Bronzen, desgleichen die meisten Pariser Bronzen
sind sogar in der Regel nur in gewöhnlichem Mes-
sing gegossen und künstlich, d. h. mit Auftragen
von Farbstoffen (Wachs- und Lackfarbe) patinirt.
Bei derartig künstlich, unter Verwendung decken-
der Farbenstoffe patinirten Bronzen geht der Reiz
des „Echten" vollständig verloren, der echte
Stoff ist unnütz verwendet, jeder andere wert-
lose, wenn nur bildsame Stoff (Zink, Gips, Masse)
leistet genau dasselbe; er lässt sich auch mit
Deckfarben, wie jene Bronzen, bemalen, nur
zeigt er dem Sachverständigen Lüge statt Wahr-
heit, und von einem wahren Kunstwerk ist hier
wie dort keine Rede mehr.
Zur Bildung einer schönen natür-
lichen Patina lediglich durch Einwir-
kung der Luft ist meistens eine sehr
lange, oft nach Jahrhunderten zählende
Zeit erforderlich; man unterstützt oder
ersetzt daher diese natürliche Bildung,
namentlich bei kleinereu Kunstbronzen
mit Hilfe von Beizen, teils aus Säuren-
und Salzlösungen, teils aus Pflanzen-
säften bestehend, mit welchen man
nach Belieben die Bildung von braunen
oder grünen Tönen beschleunigen kann.
Haupterfordernis dabei bleibt aber, dass
diese Bronzetönung eine wirklich echte,
natürliche, auf chemischer Veränderung
der Bronzeoberflächenschicht bestehen-
de ist, und dass dabei jede
Anwendung von aufgetrage-
ner Farbe ausgeschlossen
bleibt; die modernen Pari-
ser Bronzen mit den tief
braunen und roten Tönun-
gen sind meist mit aufge-
bürsteten Farben getönt,
daher in der Farbe nicht
echt und widerstandsfähig
und das sogenannte „Narfi-
wachaen" der Patina, d. h.
die mit der Zeit noch zunehmende und immer reizvoller
werdende, die Freude am Besitz stetig erhöhende Ver-
änderung der natürlichen Metalltönung wirklich ech-
ter Bronzen ist bei ihnen ganz ausgeschlossen.
Ifignon.
Bronze von Marbedienne in I'aris, modellirt von E. AlZELlN.
Kaufhaus von H Ilirsclnvald in Berlin.)
(Aus dem Holienzollern-
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Vermeidung schwammiger Stellen von Wert; für
diesen Zweck pflegt man der Schmelzung unmittel-
bar im Ofen oder im Tiegel eine gewisse Menge
Phosphor zuzusetzen, um beim Guss die Bildung
von Metalloxyden zu vermeiden.)
Für kleinere in geschlossenen Räumen aufzu-
stellende Bronzen ist eine Zinkbeimengung ohne
jeden Nachteil; die z. B. in Neapel und Rom käuf-
lichen, sogenannten italienischen und pompejanischen
Bronzen, desgleichen die meisten Pariser Bronzen
sind sogar in der Regel nur in gewöhnlichem Mes-
sing gegossen und künstlich, d. h. mit Auftragen
von Farbstoffen (Wachs- und Lackfarbe) patinirt.
Bei derartig künstlich, unter Verwendung decken-
der Farbenstoffe patinirten Bronzen geht der Reiz
des „Echten" vollständig verloren, der echte
Stoff ist unnütz verwendet, jeder andere wert-
lose, wenn nur bildsame Stoff (Zink, Gips, Masse)
leistet genau dasselbe; er lässt sich auch mit
Deckfarben, wie jene Bronzen, bemalen, nur
zeigt er dem Sachverständigen Lüge statt Wahr-
heit, und von einem wahren Kunstwerk ist hier
wie dort keine Rede mehr.
Zur Bildung einer schönen natür-
lichen Patina lediglich durch Einwir-
kung der Luft ist meistens eine sehr
lange, oft nach Jahrhunderten zählende
Zeit erforderlich; man unterstützt oder
ersetzt daher diese natürliche Bildung,
namentlich bei kleinereu Kunstbronzen
mit Hilfe von Beizen, teils aus Säuren-
und Salzlösungen, teils aus Pflanzen-
säften bestehend, mit welchen man
nach Belieben die Bildung von braunen
oder grünen Tönen beschleunigen kann.
Haupterfordernis dabei bleibt aber, dass
diese Bronzetönung eine wirklich echte,
natürliche, auf chemischer Veränderung
der Bronzeoberflächenschicht bestehen-
de ist, und dass dabei jede
Anwendung von aufgetrage-
ner Farbe ausgeschlossen
bleibt; die modernen Pari-
ser Bronzen mit den tief
braunen und roten Tönun-
gen sind meist mit aufge-
bürsteten Farben getönt,
daher in der Farbe nicht
echt und widerstandsfähig
und das sogenannte „Narfi-
wachaen" der Patina, d. h.
die mit der Zeit noch zunehmende und immer reizvoller
werdende, die Freude am Besitz stetig erhöhende Ver-
änderung der natürlichen Metalltönung wirklich ech-
ter Bronzen ist bei ihnen ganz ausgeschlossen.
Ifignon.
Bronze von Marbedienne in I'aris, modellirt von E. AlZELlN.
Kaufhaus von H Ilirsclnvald in Berlin.)
(Aus dem Holienzollern-