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DAS HAMBURGISCHE MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE.
Dessertteller vom Service Friedrieh's des Großen.')
Teller von Delffter Fayence mit vielfarbiger Scharffeuermalerei. >)
Schale aus rotem Sti-inzeug. Alte Arbeit.')
1. Aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.
der alten Hansastadt. Lehrreich und anschaulich ist
auch der Rückblick über die Geschichte der deutschen
Fayence auf S. 390 geschrieben. Der Entwicklungsgang
der Fayence ist im ganzen und großen mit dem
Jahre 1800 zu Ende. Zwei jüngere Kinder, Porzellan
und Steingut, sind der Mutter — denn so kann die
Fayence in mehr als einer Beziehung, unbeschadet der
älteren Vaterrechte, welche das chinesische Porzellan
besitzt, genannt werden — über den Kopf gewachsen,
und eine Wiederauferstehung hat sie bis jetzt nicht bei
uns erlebt.
Was die Meißener Porzellanfabrik betrifft, so hört
man, dass noch eine Fülle ungehobener Urkundenschätze
in den sächsischen Archiven ruhen, die auf ihren
Bearbeiter warten. Der wird sich hoffentlich finden.
Wie sehr aber trotzdem der Bestand unseres Wissens
durch die Brinckmann'schen Darlegungen von S. 391 bis
416 bereits gewonnen hat, das wird jeder erkennen, der
sie mit dem überaus dürftigen Material unserer Hand-
bücher vergleicht. In dieser Beziehung müssen aber den
archivalischen Studien in Zukunft noch genaue Beschrei-
bungen und Katalogisirungen der in den Schlössern unserer
deutschen Fürsten und vielfach auch in den Händen wohl-
habender Privater sich befindenden zahlreichen und wert-
vollen Schätze aus den beiden ersten großen Perioden
der Meißener Fabrik vor Marcolini mehr als bisher zu
Hülfe kommen. Wer irgend einmal so einen Mei-
ßener Schatz unvermutet unter die Hände bekommen
hat, der wird wissen, wieviel auf diese Art zu gewinnen
ist. Wer hat z. B. nur einmal die zahlreichen Fünf-
sätze alter Vasen mit Herold'schen Chineserieen gründ-
licher angesehen, die, anderer Schätze aus Meißen zu
schweigen, in den Schlössern zu Berlin, Potsdam und
Charlottenburg aufgestellt sind? Auch die Schlösser der
sächsischen Herzogtümer, besonders die in "Weimar und
Eisenach, sollen eine Fülle köstlichsten Materiales ent-
halten. Es wird kaum ein Fürsten- und Grafenschloss
in Deutschland geben, in dem nicht darnach zu fragen
und gewiss auch Antwort zu bekommen sein wird. Was
aber von Meißen gilt, das gilt auch für die im Privat-
besitz sich befindenden Schätze aus anderen Porzellan-
fabriken, wie Wien, Höchst, Nymphenburg, Ludwigsburg,
Frankenthal, Fürstenberg u. s. w. Arbeiten der oben an-
gedeuteten Kategorie sind jetzt um so mehr am Platz,
als, wie es die trefflichen Einleitungen des Brinckmann-
schen Buches zu den einzelnen Fabriken darthun, in
archivalischer Beziehung vielfach bereits aufs beste vor-
gearbeitet worden ist. Übrigens bietet die Geschichte
dieser zum größten Teil an Entkräftung gestorbenen
Fabriken bisweilen ein eigenartiges, halb lustiges, halb
trauriges Bild, das, bei aller Teilnahme für Missverständ-
nisse und unausgesetztes Tappen klassischer Geister in
ägyptischer Finsternis, doch auch den Humor heraus-
fordert, den der Autor in nüchterner und trockener Er-
zählung der Thatsachen wirksam und oft zwischen den
DAS HAMBURGISCHE MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE.
Dessertteller vom Service Friedrieh's des Großen.')
Teller von Delffter Fayence mit vielfarbiger Scharffeuermalerei. >)
Schale aus rotem Sti-inzeug. Alte Arbeit.')
1. Aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.
der alten Hansastadt. Lehrreich und anschaulich ist
auch der Rückblick über die Geschichte der deutschen
Fayence auf S. 390 geschrieben. Der Entwicklungsgang
der Fayence ist im ganzen und großen mit dem
Jahre 1800 zu Ende. Zwei jüngere Kinder, Porzellan
und Steingut, sind der Mutter — denn so kann die
Fayence in mehr als einer Beziehung, unbeschadet der
älteren Vaterrechte, welche das chinesische Porzellan
besitzt, genannt werden — über den Kopf gewachsen,
und eine Wiederauferstehung hat sie bis jetzt nicht bei
uns erlebt.
Was die Meißener Porzellanfabrik betrifft, so hört
man, dass noch eine Fülle ungehobener Urkundenschätze
in den sächsischen Archiven ruhen, die auf ihren
Bearbeiter warten. Der wird sich hoffentlich finden.
Wie sehr aber trotzdem der Bestand unseres Wissens
durch die Brinckmann'schen Darlegungen von S. 391 bis
416 bereits gewonnen hat, das wird jeder erkennen, der
sie mit dem überaus dürftigen Material unserer Hand-
bücher vergleicht. In dieser Beziehung müssen aber den
archivalischen Studien in Zukunft noch genaue Beschrei-
bungen und Katalogisirungen der in den Schlössern unserer
deutschen Fürsten und vielfach auch in den Händen wohl-
habender Privater sich befindenden zahlreichen und wert-
vollen Schätze aus den beiden ersten großen Perioden
der Meißener Fabrik vor Marcolini mehr als bisher zu
Hülfe kommen. Wer irgend einmal so einen Mei-
ßener Schatz unvermutet unter die Hände bekommen
hat, der wird wissen, wieviel auf diese Art zu gewinnen
ist. Wer hat z. B. nur einmal die zahlreichen Fünf-
sätze alter Vasen mit Herold'schen Chineserieen gründ-
licher angesehen, die, anderer Schätze aus Meißen zu
schweigen, in den Schlössern zu Berlin, Potsdam und
Charlottenburg aufgestellt sind? Auch die Schlösser der
sächsischen Herzogtümer, besonders die in "Weimar und
Eisenach, sollen eine Fülle köstlichsten Materiales ent-
halten. Es wird kaum ein Fürsten- und Grafenschloss
in Deutschland geben, in dem nicht darnach zu fragen
und gewiss auch Antwort zu bekommen sein wird. Was
aber von Meißen gilt, das gilt auch für die im Privat-
besitz sich befindenden Schätze aus anderen Porzellan-
fabriken, wie Wien, Höchst, Nymphenburg, Ludwigsburg,
Frankenthal, Fürstenberg u. s. w. Arbeiten der oben an-
gedeuteten Kategorie sind jetzt um so mehr am Platz,
als, wie es die trefflichen Einleitungen des Brinckmann-
schen Buches zu den einzelnen Fabriken darthun, in
archivalischer Beziehung vielfach bereits aufs beste vor-
gearbeitet worden ist. Übrigens bietet die Geschichte
dieser zum größten Teil an Entkräftung gestorbenen
Fabriken bisweilen ein eigenartiges, halb lustiges, halb
trauriges Bild, das, bei aller Teilnahme für Missverständ-
nisse und unausgesetztes Tappen klassischer Geister in
ägyptischer Finsternis, doch auch den Humor heraus-
fordert, den der Autor in nüchterner und trockener Er-
zählung der Thatsachen wirksam und oft zwischen den