206
KLEINE MITTEILUNGEN.
AUS WERKSTATTEN.
Der Niedergang der Porxellanmanufaldur zu Sevres. —
Herr Auscher, der zehn Jahre als Ingenieur hei der Por-
zellanmanufaktur zu Sevres angestellt gewesen ist, hat kürz-
lich in einer Eingabe an den Minister für öffentlichen
Unterricht und bil-
dende Künste den
Stab über diese
weltberühmte An-
stalt gebrochen. In
einem vernichten-
den Urteile weist er
nach, dass nicht
alles in der Natio-
nalakademie für ke-
ramische Kunst so
sei, wie es sein soll-
te. Viele Leute ha-
ben diese Thatsache
allerdings schon vor
Jahren erkannt und
zum Teil aufgedeckt,
aber die Kritiken,
welche gegen diese
berühmte Staatsan-
stalt laut geworden
sind, sind niemals
so rückhaltlos, so
streng und so be-
stimmt ausgedrückt
worden, als es ge-
genwärtig durch
Auscher geschehen
ist. Gestützt auf
amtliche Urkunden,
hebt dieser als ganz
besonders schädi-
gend den verwickel-
ten Betrieb hervor,
dann die zahllosen
Einrichtungen und
Verfügungen, deren
Mängel und deren
Zusammenhangs-
losigkeit nicht we-
nig dazu mit bei-
getragen haben, den
raschen Niedergang
der Manufaktur zu
fördern. Auscher
kommt zu dem Er-
gebnis , dass der
Staat in der Erzeu-
gung von Kunst-
gegenständen eben
nicht glücklich ist.
Hier ein typisches Beispiel für das finanzielle Gebahren,
das in Sevres herrschend ist. Ein Artikel, in der Manu-
faktur zu 25 Frank geschätzt, kostet dem Staate aber in
Wirklichkeit C5 Frank, und würde er in einer Privat-
fabrik gekauft, so würde er bei gleicher Güte ungefähr
nur 4—5 Frank kosten. Es ist dies wohl ein bedeutsames
Ergebnis. Man könnte nun vielleicht einwenden, dass die
Leistungen der Manufaktur im allgemeinen besser seien! —
Ofenkachel im Kunstgewerbemuseum in
von 11. E
Nicht ein Jota, sagt der Kritiker, und während er den wirk-
lich feinen Arbeiten einiger bedeutender Meister volle Ge-
rechtigkeit widerfahren lässt, kann er andererseits nur die
Erklärung abgeben, dass die meisten der dortigen Künstler
an großer Erfindungsarmut leiden. In Kürze, seit Anfang
des gegenwärtigen Jahrhunderts, haben die an die Manu-
faktur von Sevres
von dem Staat ge-
währten Zuschüsse
insgesamt über
47000000 Frank be-
tragen. Angesichts
der Schwäche der
Erzeugnisse — so-
wohl nach Qualität
wie nach Quantität
— nimmt Auscher
an, dass das Land
die Leistungen der
Manufaktur nicht
im Verhältnis zu
den aufgewendeten
Summen finden kön-
ne und es brauche
kaum versichert zu
werden, dass sehr
viel Leute in Frank-
reich dieser Meinung
seien. Das Fortbc-
stehen der Manufak-
tur zu Sevres ist
lange bedroht ge-
wesen; dieser letzte
Schlag kann mög-
licherweise der Gna-
denstoß für die alt-
berühmte Anstalt
werden, die aber
altersschwach ge-
worden ist und sich
überlebt hat.
(Leipziger Tage-
blatt.)
TECHNISCHES.
Wahl der Farben
an Häuserfassaden.
In den im Verlage
von A. Ilartleben in
Wien erscheinenden
,,Neuesten Erfindun-
gen und Erfahrun-
gen" giebt S. Korn-
mann einige prak-
tische Winke für die
Wahl der Farben an
Iliiuserfassaden,
denen wir folgendes entnehmen: Es ist wohl bekannt,
dass, je holler ein Objekt, dasselbe desto deutlicher erkenn-
bar aus der Ferne ist; alle hellen Farben fallen mehr ins
Auge als dunkle und rücken die Gegenstände scheinbar
naher und lassen sie größer erscheinen. Der Anstrich der
meisten neuen Häuser ist entweder zu hell oder zu düster;
dann sollte man in den höhei'en Etagen in einem anderen
Tone oder auch Farbe ausführen. In diesem Falle ermüdet
Karlsruhe; aufgenommen und gezeic
WEBBECK.
KLEINE MITTEILUNGEN.
AUS WERKSTATTEN.
Der Niedergang der Porxellanmanufaldur zu Sevres. —
Herr Auscher, der zehn Jahre als Ingenieur hei der Por-
zellanmanufaktur zu Sevres angestellt gewesen ist, hat kürz-
lich in einer Eingabe an den Minister für öffentlichen
Unterricht und bil-
dende Künste den
Stab über diese
weltberühmte An-
stalt gebrochen. In
einem vernichten-
den Urteile weist er
nach, dass nicht
alles in der Natio-
nalakademie für ke-
ramische Kunst so
sei, wie es sein soll-
te. Viele Leute ha-
ben diese Thatsache
allerdings schon vor
Jahren erkannt und
zum Teil aufgedeckt,
aber die Kritiken,
welche gegen diese
berühmte Staatsan-
stalt laut geworden
sind, sind niemals
so rückhaltlos, so
streng und so be-
stimmt ausgedrückt
worden, als es ge-
genwärtig durch
Auscher geschehen
ist. Gestützt auf
amtliche Urkunden,
hebt dieser als ganz
besonders schädi-
gend den verwickel-
ten Betrieb hervor,
dann die zahllosen
Einrichtungen und
Verfügungen, deren
Mängel und deren
Zusammenhangs-
losigkeit nicht we-
nig dazu mit bei-
getragen haben, den
raschen Niedergang
der Manufaktur zu
fördern. Auscher
kommt zu dem Er-
gebnis , dass der
Staat in der Erzeu-
gung von Kunst-
gegenständen eben
nicht glücklich ist.
Hier ein typisches Beispiel für das finanzielle Gebahren,
das in Sevres herrschend ist. Ein Artikel, in der Manu-
faktur zu 25 Frank geschätzt, kostet dem Staate aber in
Wirklichkeit C5 Frank, und würde er in einer Privat-
fabrik gekauft, so würde er bei gleicher Güte ungefähr
nur 4—5 Frank kosten. Es ist dies wohl ein bedeutsames
Ergebnis. Man könnte nun vielleicht einwenden, dass die
Leistungen der Manufaktur im allgemeinen besser seien! —
Ofenkachel im Kunstgewerbemuseum in
von 11. E
Nicht ein Jota, sagt der Kritiker, und während er den wirk-
lich feinen Arbeiten einiger bedeutender Meister volle Ge-
rechtigkeit widerfahren lässt, kann er andererseits nur die
Erklärung abgeben, dass die meisten der dortigen Künstler
an großer Erfindungsarmut leiden. In Kürze, seit Anfang
des gegenwärtigen Jahrhunderts, haben die an die Manu-
faktur von Sevres
von dem Staat ge-
währten Zuschüsse
insgesamt über
47000000 Frank be-
tragen. Angesichts
der Schwäche der
Erzeugnisse — so-
wohl nach Qualität
wie nach Quantität
— nimmt Auscher
an, dass das Land
die Leistungen der
Manufaktur nicht
im Verhältnis zu
den aufgewendeten
Summen finden kön-
ne und es brauche
kaum versichert zu
werden, dass sehr
viel Leute in Frank-
reich dieser Meinung
seien. Das Fortbc-
stehen der Manufak-
tur zu Sevres ist
lange bedroht ge-
wesen; dieser letzte
Schlag kann mög-
licherweise der Gna-
denstoß für die alt-
berühmte Anstalt
werden, die aber
altersschwach ge-
worden ist und sich
überlebt hat.
(Leipziger Tage-
blatt.)
TECHNISCHES.
Wahl der Farben
an Häuserfassaden.
In den im Verlage
von A. Ilartleben in
Wien erscheinenden
,,Neuesten Erfindun-
gen und Erfahrun-
gen" giebt S. Korn-
mann einige prak-
tische Winke für die
Wahl der Farben an
Iliiuserfassaden,
denen wir folgendes entnehmen: Es ist wohl bekannt,
dass, je holler ein Objekt, dasselbe desto deutlicher erkenn-
bar aus der Ferne ist; alle hellen Farben fallen mehr ins
Auge als dunkle und rücken die Gegenstände scheinbar
naher und lassen sie größer erscheinen. Der Anstrich der
meisten neuen Häuser ist entweder zu hell oder zu düster;
dann sollte man in den höhei'en Etagen in einem anderen
Tone oder auch Farbe ausführen. In diesem Falle ermüdet
Karlsruhe; aufgenommen und gezeic
WEBBECK.