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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Jessen, P.: Joseph Sattler, ein deutscher Zeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0035

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26

JOSEF SATTLER, EIN DEUTSCHER ZEICHNER.

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Vereine gegründet, in Berlin, in London, in Paris.
Diese Modeforui hat im Anfang manches Lächeln
erregt. Wer aber die Wirksamkeit des Berliner
Vereins verfolgt hat und seine gut ausgestattete
Zeitschrift mit ihren vortrefflichen Nachbildungen
alter und neuer Bücherzeichen best, wird sich nicht
verhehlen, dass hier auf engem Gebiete ein Stück
recht nützlicher Arbeit geleistet wird.

Wir Deutsche haben es so nötig, den Besitz
eines Buches und seine äußere Form schätzen zu
lernen. Wer Bücher besitzt, sollte sie als sein eigen
kennzeichnen, schon um den beliebten Unarten un-
getreuer Entleiher zu begegnen. Man wird ein Buch
mit größerer Achtung in die Hand nehmen und
sicherer zurückgeben, wenn durch ein sichtbares
Merkmal erkennbar ist, dass der Besitzer es wert
hält; auch die Erben werden geneigt sein, ein künst-
lerisches Eigenzeichen zu ehren. Zu einem ordent-
lich gehaltenen Buche stimmt es schlecht, wenn
der Besitzer seinen Namen auf das Titelblatt schreibt
oder gar stempelt. Es ist also höchst erwünscht,
wenn die alte Sitte, ein geschmackvoll gezeichnetes
Blättchen in den Deckel zu kleben, neu belebt wird,
und dazu haben die Sammler und Liebhaber recht
erfolgreich beigetragen. Zumal in Deutschland und

England sind heute eine Reihe tüchtiger Künstler
für Bücherzeichen thätig, ja ein Teil der besten
modernen Erfindung und Phantasie ist gerade in
diesen Besitzermarken niedergelegt worden.

Solche Ex libris bietet hier Josef Sattler. Er
bindet sich nicht an die altertümelnde Wappenmode,
die sich für den heutigen Bürger nicht ohne Kün-
stelei schickt, auch nicht an das Monogramm, das
geistloseste und armseligste aller Eigenzeichen; son-
dern er weiß meist aus der Neigung, dem Beruf,
der Persönlichkeit des Besitzers ein Motiv zu schaf-
fen, das sich als Bild sofort dem Auge einprägt
und somit ein wirkliches Sinnbild zu heißen ver-
dient: ein bezeichnendes Tier, ein eigentümlicher
Kopf, ein Figürchen, ein Gerät, ja oft nur ein or-
namentales Motiv, ein Schriftband, ein Rahmen,
jedes einzelne aber so eigenartig gefügt, dass es als
Ganzes ohne weiteres im Gedächtnis haftet. Hier
ist ein Zug, der den alten Meistern nahe verwandt
ist; jeder heutige Ornamentist kann daran lernen.
Von den alten Meistern geht insbesondere Satt-
ler's Zeichenkunst aus. Er selbst bekennt sich durch
Worte und Werke als Dürer's fleißigen Schüler und
führt in der That einen so eigentümlichen Strich,
zugleich entschlossen und weich, kernig und bewegt,
wie ihn nur die besten deutschen Zeichner lehren
können. Seinen Bauernkrieg hat er dem „Meister
Rudolf Seitz" gewidmet. Auch dem Hans Baidung
Grien hat er manche Wirkung abgesehen, vor allem
die geschickte Benutzung der weißen Lichter in den
helldunklen oder farbigen Blättchen, die zugleich
von feiner koloristischer Anlage und Phantasie zeu-
gen. Diese farbigen
Bilder sind von der
Buchdruckerei C.
Wolf & Sohn in
München in guter
Photolithographie re-
produzirt worden. Der
Verlag J. A. Star-
gardt, dem die wür-
dige Ausstattung der
Publikation zu danken
ist, veröffentlicht so-
eben eine neue Zeich-
nung Sattler's als
Titel zu dem inhaltreichen Merkbuch des Ritters
Hans von Schweinichen ') und hat uns gütigst er-

1) Merkbuch des Hans von Schweinichen. Zum ersten-
mal herausgegeben von Dr. Konrad Wutke. Berlin, Verlag
von J. A. Stargardt, 1895.
 
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