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DAS HAUS DES DEUTSCHEN REICHSTAGES
Harmonie eingeht. Vielleicht wird in späterer Zeit die
Patina als harmonisirendes Element eine Versöhnung
zwischen Malerei und Holzwerk bewirken.
Die Gestaltung der Wandvertäfelung und des Büffets
ergiebt sich zur Genüge aus den beigefügten Abbildungen.
Streng genommen, lässt sich eigentlich von Täfelwerk
in diesem Falle nicht reden. Unter Täfelwerk ist eine
Bekleidung der Wand mit Holztafeln, die zwischen höl-
zerner Umrahmung als vertiefte Felder eingelassen sind,
zu verstehen. Das Holz bietet eben in glatter Fläche
hohen Reiz und gewährt in solcher schlichten Behand-
lung eine Wandbekleidung, die in ihrer Buhe wohl-
thuend wirkt und mithin einen trefflichen Hintergrund
für die übrige Ausstattung eines Raumes abgiebt. Aus-
gezeichnete Beispiele weisen besonders die Hallen eng-
lischer Königs- und Edelsitze auf. Von einer solchen
schlichten Durchbildung des Täfelwerkes hat Wallot zu
Gunsten einer reicheren architektonischen Durchbildung
im Charakter der Renaissance abgesehen. Über der
Postainentfläehe ragen Pilasterpaare empor; sie tragen
Architrav, Fries und Gesims mit niedriger, für die Ein-
ordnung der Heizungsgitter benutzter Attika. Zwischen
den Pilasterpaaren öffnen sich tabernakelartig ausge-
bildete Nischen, aus denen die blanken Cuivre-poli-Wand-
arme der Beleuchtungskörper, die ebenso wie die mäch-
tigen, von dem Gewölbe herabhängenden Kronleuchter
für Glühlicht einge-
richtet sind, hervor-
springen. Die Be-
nutzung einer Nische
zu solchem Zweck
entspricht nicht recht
ihrer eigentlichen,
auf Figurenschmuck
hinweisenden Be-
stimmung. Immerhin
bildet aber diese
Wandvertäfelung
eine prächtige archi-
tektonischeLeistung.
Nur steht sie zu un-
vermittelt dem be-
weglichen Mobiliar
des Raumes gegen-
über: es fehlt das
feste Gestühl, das
organisch mitderVer-
täfelung der Wand
verbunden ist und
gleichsam ein Binde-
glied zwischen ihr
und den Tischen mit
den um sie gruppirten
Menschen bildet.
Obelisk auf dem Austrittspodest der Treppe zur Bibliothek. Modellirt von Professor 0. LESSING, Berlin.
Schmiedeeisernes Treppengeländer, ausgeführt vom Hafkunstschlosser Paul Marcus, llerliu.
DAS HAUS DES DEUTSCHEN REICHSTAGES
Harmonie eingeht. Vielleicht wird in späterer Zeit die
Patina als harmonisirendes Element eine Versöhnung
zwischen Malerei und Holzwerk bewirken.
Die Gestaltung der Wandvertäfelung und des Büffets
ergiebt sich zur Genüge aus den beigefügten Abbildungen.
Streng genommen, lässt sich eigentlich von Täfelwerk
in diesem Falle nicht reden. Unter Täfelwerk ist eine
Bekleidung der Wand mit Holztafeln, die zwischen höl-
zerner Umrahmung als vertiefte Felder eingelassen sind,
zu verstehen. Das Holz bietet eben in glatter Fläche
hohen Reiz und gewährt in solcher schlichten Behand-
lung eine Wandbekleidung, die in ihrer Buhe wohl-
thuend wirkt und mithin einen trefflichen Hintergrund
für die übrige Ausstattung eines Raumes abgiebt. Aus-
gezeichnete Beispiele weisen besonders die Hallen eng-
lischer Königs- und Edelsitze auf. Von einer solchen
schlichten Durchbildung des Täfelwerkes hat Wallot zu
Gunsten einer reicheren architektonischen Durchbildung
im Charakter der Renaissance abgesehen. Über der
Postainentfläehe ragen Pilasterpaare empor; sie tragen
Architrav, Fries und Gesims mit niedriger, für die Ein-
ordnung der Heizungsgitter benutzter Attika. Zwischen
den Pilasterpaaren öffnen sich tabernakelartig ausge-
bildete Nischen, aus denen die blanken Cuivre-poli-Wand-
arme der Beleuchtungskörper, die ebenso wie die mäch-
tigen, von dem Gewölbe herabhängenden Kronleuchter
für Glühlicht einge-
richtet sind, hervor-
springen. Die Be-
nutzung einer Nische
zu solchem Zweck
entspricht nicht recht
ihrer eigentlichen,
auf Figurenschmuck
hinweisenden Be-
stimmung. Immerhin
bildet aber diese
Wandvertäfelung
eine prächtige archi-
tektonischeLeistung.
Nur steht sie zu un-
vermittelt dem be-
weglichen Mobiliar
des Raumes gegen-
über: es fehlt das
feste Gestühl, das
organisch mitderVer-
täfelung der Wand
verbunden ist und
gleichsam ein Binde-
glied zwischen ihr
und den Tischen mit
den um sie gruppirten
Menschen bildet.
Obelisk auf dem Austrittspodest der Treppe zur Bibliothek. Modellirt von Professor 0. LESSING, Berlin.
Schmiedeeisernes Treppengeländer, ausgeführt vom Hafkunstschlosser Paul Marcus, llerliu.