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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0158

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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waren und Liköre aller Art auf. Noch sei erwähnt, dass die
Engländer viele praktische Einrichtungs- und Bekleidungs-
gegenstände brachten, die wohl gut gearbeitet waren, aber
jeglichen Geschmacks entbehrten. Diese Abteilung verdiente
das Prädikat mittelmäßig. Der Vortragende gab noch eine
Reihe interessanter Einzelheiten zum besten und schloss
unter lebhaftem Beifall. Der Vorsitzende E. Rumsch brachte
dann noch eine Reihe von Mitteilungen vor. Bei einer der-
selben klagte Herr Martin Kimbcl, dass in Breslau ein Ge-
werbehaus, oder Ahnliches fehle; man solle in dieser Rich-
tung energisch vorgehen. Der Vorsitzende weist jedoch darauf
hin, dass man zur Zeit auf den Ausbau und die zeitgemäße
Umgestaltung der hiesigen Kunstgewerbeschule hinwirke und
auch momentan thätig vorgehe. Es möchte auch damit eine
gute Vorbildersammlung für Kunstgewerbe verbunden sein.
Es sei also angebracht, dass man jetzt alle Kräfte auf
diesen Punkt richte, und dann werde man weiter sehen.

Die Sitzung vom 13. März nahm insofern eine größere
Bedeutung in Anspruch, als in derselben die seit Jahren er-
hobene Forderung des Vereins bezüglich einer umfassenden
und praktischen Kunstgewerbeschule für Breslau und Schle-
sien einer öffentlichen Erörterung unterzogen wurde. Eine
große Anzahl Vertreter der verschiedenen Zweige des Kunst-
gewerbes, der Künstler und der Presse waren der ergangenen
Einladung gefolgt. Der Oberpräsident von Schlesien, Durch-
laucht Fürst Hatxfeld-Traclienbcrg, hatte sein Nichterscheinen
entschuldigt, jedoch dem Vereine seine Sympathie versichert.
Von seite der königl. Regierung war Herr Regierungs- und
Schulrat Sperber beauftragt, der Versammlung beizuwohnen.
Von seite des Magistrats war Herr Stadtbaurat Pliiddemann
erschienen und zwar in Vertretung des Herrn Oberbürger-
meisters Bender. Der Vorsitzende Herr H. Rumsch leitete mit
einem längeren Vortrage die Sitzung ein. Das Thema lautete:
„Nutzen der Kunstgewerbeschulen mit Bezug auf die Not-
wendigkeit der Umgestaltung derselben am hiesigen Platze."
Der Redner gab einen historischen Überblick über die Ent-
wicklung des kunstgewerblichen Unterrichtswesens in Preußen,
wobei er besonders die Schulen in Berlin und Magdeburg
einer eingehenden Würdigung unterzog. Indem er in treffen-
der Weise den Nutzen solcher Institute betonte, namentlich
ihre Erfolge darlegte und die an solchen Orten aufgewen-
deten Mittel erwähnte, ging er auf die in Breslau bestehende
Anstalt ein. In anschaulicher Weise schilderte er die Mängel
derselben. Die Kunstgewerbeschule genüge den an sie zu
stellenden Ansprüchen in keiner Weise. Sie sei finanziell
schlecht dotirt und räumlich sehr beschränkt, trotzdem der
Schülerandrang sehr groß sei. Redner fordert im Namen des
Kunstgewerbevereins den Ausbau der Schule durch Errich-
tung von Fachklassen und Anstellung tüchtiger Künstler als
Lehrer. Dadurch würde dem heimischen aufblühenden
Kunstgewerbe bedeutend genützt werden. Eine umfassende
Vorbildersammlung hätte rieh der Schule anzuschließen. Mit
lebhaften Beifall wurden diese l'/j stündigen Ausführungen
aufgenommen. In der hierauf folgenden Debatte gab im
Namen des Herrn Regierungspräsidenten Excellenz Dr. von
Eeydebrand u. d. Lasa dessen Vertreter die Erklärung ab,
dass er der Förderung einer umfassenden Kunstgewerbeschule
sympathisch gegenüber stehe, dass aber das Nichtvorhanden-
sein der nötigen Mittel für diesen Zweck der Grund sei, warum
noch nichts geschehen. Er sei bereit zu Uran, was möglich
sei. Er wolle jedoch nicht, dass man etwa auf Kosten der
vorhandenen Kunstschule die Kunstgewerbeschule fördere.
Er sei der Ansicht, dass der Staat auch ideale Aufgaben
habe, diese dürfen bei Lösung praktischer und materieller
Fragen nicht zurückgestellt werden. Kunsttischler .1/. Kimbt I

betont, dass das Kunstgewerbe genau so hohe Ideale wie die
Kunst zu pflegen habe, und bedauert das Fehlen jeglicher
Einrichtung zum Nutzen des Kunstgewerbes. Er tritt ent-
schieden für eine ausgebildete Kunstgewerbeschule ein. Die
hiesige Kunstschule biete dem Kunstgewerbe keinen prakti-
tisehen Nutzen. Von seiten des Vertreters des Magistrats
wurde die Erklärung abgegeben, dass auch die Stadtverwal-
tung die Bestrebungen nach Hebung des heimischen Kunst-
gewerbes unterstütze. Für die hiesige Kunst- und Kunstge-
werbeschule sei eine räumliche Trennung sehr zu wünschen,
außerdem sei die Unterstellung der letzteren unter das Han-
delsministerium notwendig. Die Stadt habe auch zu einem
Neubau Bauplatz zur Verfügung und würde auch Bauzuschuss
geben, sei aber nicht in der Lage, sich auf weitere Ausgaben
zu verpflichten. Herr Dr. Fiedler, Direktor der Baugewerk-
schule, sprach im Namen des schlesischen Zentral-Gewerbe-
vereins, dass dieser den Kunstgewerbe verein in seinen Forde-
rungen nach jeder Richtung und mit allen Kräften unter-
stützen werde. Nach einem Schlusswort des Vortragenden,
welcher ein Resume aus der Debatte zog und den Vertretern
von Regierung und Magistrat für ihre Anteilnahme dankte,
wurde die vom Vorstand aufgestellte Resolution genehmigt.
Diese betont, dass die bestehenden Missstände einer dringen-
den Abhilfe bedürfen, dass die Kunstgewerbschule zeitgemäß
erweitert werden solle, damit sie praktischen Nutzen erziele.
Die Resolution wird zur Kenntnis der maßgebenden Stellen
gebracht und zugleich mit einem Verhandlungsbericht an
das Ministerium für Handel und Kultus übersendet. — Im
preußischen Landtage brachte Abgeord. Bergrat Gotlicin die
am hiesigen Ort bestehenden Missstände ebenfalls zur Sprache.
Von seiten des Kultusministeriums wurde eine Erklärung
dahin abgegeben, dass eine befriedigende Lösung baldigst zu
erwarten sei. — An den Provinziallandtag für Schlesien hatte
der Verein eine Bitte um Bewilligung von 1000 M. auf ein
Jahr, zu Ausstellungs- und Wettbewerbungszwecken, gerichtet.
Nach warmer Befürwortung durch den Referenten der Finanz-
kommission, Herrn Geh. Justizrat Freund, wurde diese Bitte
genehmigt mit dem Zusatz, dass wenn der Landtag im näch-
Jahre nicht versammelt sein sollte, weitere 1000 Mk. bewilligt
werden. — Die Sitzung vom 27. März war Fachzwecken ge-
widmet. Herr Maler Göttlich Schieder sprach über das Werk
von II. Havard: „l'eeuvre de Galland" und verlas verschiedene
Stellen in deutscher Übersetzung. Herr Zeichner Panliny
sprach über das Werk: Möbel im Empirestil von Remond
und empfahl dasselbe einer allgemeinen Würdigung. Der
Vortrag vom 13. d. M. wird in Form einer Denkschrift in
Druck gelegt und mit allen Verhandlungen hierzu sowrie den
Äußerungen der Presse und einiger Körperschaften an sich
dafür Interessirende versendet. G. S.

Dresden. Kunstgewerbeverein, Am 17. Januar sprach
lli'ir Professor Dr. C. Gurlitt über „die Wandlungen <lcs Ge-
schmacks in den letzten 2ö Jahren". Seit dem deutsch fran-
zösischen Kriege hat sich die Kunstproduktion in 25 Friedens-
jahren außerordentlich gesteigert. Sind die überaus zahl-
reichen Kunstwerke auch vielfach nicht zu billigen vom
Standpunkte des Kritikers, so doch von dem der Nation, denn
es ist nur wünschenswert, dass immer mehr Kunstfreude
ins Volk getragen werde. — Epochemachend war zunächst
Makarts großes Gemälde: Die sieben Todsünden, welches,
im Jahre 18(19 in Berlin ausgestellt, einerseits heftigen Wider-
spruch erregte, andererseits begeisterten Beifall erntete. In
der Folge errang die Makartstimmung, die Freude an der
wieder erwachten Farbigkeit, den Sieg. Die Makartstimmung
kennzeichnet sich durch den tiefen Ton, den bräunlichen
Schimmer, der die satten Farben harmonisch band. In der

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