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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0162

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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kleineres Gerät, mehrflammige Girandolen, Leuchter, Vasen,
Schreibzeuge, Toilettenspiegel etc., die an die Stilformen des
18. Jahrhunderts sich anschließend, auf die künstlerische
Durchbildung der besten Arbeiten jener Zeit abzielen. Die
Stücke, in deren Art vielfach andere, vornehmlich für das
Königliche Schloss ausgeführt wurden, sind sämtlich ver-
käuflich. In der anderen Ausstellung sind italienische Auf-
nahmen und Studien von R. Hendorf, einem ehemaligen
Schüler des Museums vereinigt. Die Motive entstammen zu-
meist der Landschaft um Rom und der der neapolitanischen
Küsten. Ausgeführt sind die Blätter zumeist in Aquarell,
einige in Bleistift, andere wieder, im Hinblick auf dekorative
Verwendung für Fayencemalerei etc. blau in blau.

Parts. Die Beteiligung des Kunstgeircrbes im Salon des
Champs-Elysees. Für die im J. 1S95 im Salon des Champs-
Elysees, d. h. im alten Industriepalast abzuhaltende Kunst-
ausstellung ist beschlossen worden, eine Erweiterung durch
Angliederung einer Abteilung für die dekorativen Künste
eintreten zu lassen. Es verdient hervorgehoben zu werden,
dass das Kunstgewerbe als geschlossene, in sich selbständige
Abteilung auftreten soll, die in äußerlichem Zusammenhang
steht mit den Sammlungen des Musee des arts decoratifs,
die bekanntlich im Obergeschoss des Industriepalastes unter-
gebracht sind. Die in der neuen Abteilung zur Aufstellung
gelangenden Kunstwerke sollen nach gewissen malerischen
Grundsätzen aufgestellt werden. Ihre Urheber sind den
Künstlern der Abteilungen für Malerei, Bildhauerei und
Architektur völlig gleichgestellt. Diese Gleichstellung hat
in den französischen Kunstkreisen allgemeine Aufregung
hervorgerufen und man meint, dass wohl der Ausdruck
„dekorative Künste" in Ermangelung eines anderen, besseren
noch eine Zeitlang beibehalten wurde, dass aber die wirk-
liche Einheit der Kunst der Form und der Kunst der Farbe
bereits eine Thatsache wäre. Angesichts dieser Mitteilungen
müssen wir auf die prinzipielle räumliche Trennung der
Werke der dekorativen Kunst von denen der sogen, hohen
Kunst einen besonderen Wert legen, und wenn es gestattet
wäre, hier nur die Nutzanwendung auf die einheimischen
Verhältnisse, insbesondere die Beteiligung des Kunstgewerbes
an den Kunstausstellungen in Berlin und München zu ziehen,
so möchten wir meinen, dass sich nach dem gescheiterten
Versuch, der in Berlin im vergangenen Jahre unternommen
wurde, auch hier die grundsätzliche räumliche Trennung
empfehlen möchte. Schon aus der einfachen Notwendigkeit,
die der Kampf ums Dasein für die Werke des Kunstgewerbes
ergiebt. Ausgenommen vielleicht die in verhältnismäßig
großen Formen und glühenden Farben gemalten prächtigen
Erzeugnisse der Berliner Porzellanmanufaktur werden die
meisten Werke der dekorativen Kunst bei ihrer Gegenüber-
stellung mit den Werken der Malerei z. B., die nach Farben-
gebung, äußerein Umfang, Formengröße u. s. w. keinenGrenzen
unterworfen sind, die aber für das Kunstgewerbe als sich
auf architektonischen Grundsätzen aufbauend mit notwen-
diger Strenge gezogen sind, eine Einbuße an Wirkung er-
leiden , und zudem wird der Gesamteindruck eines Aus-
stellungssaales nicht einmal gewinnen, es sei denn, dass der
heterogene Charakter, der sich in den meisten Fällen durch
Zusammenstellung von Kunstgewerbe und Malerei oder Bild-
hauerei ergiebt, durch vorsichtige Auswahl ä la Lenbach
auf beiden Gebieten beseitigt wird. Das aber wird nur in
den allerseltensten Fällen möglich sein, wenn ganz besonders
günstige Bedingungen vorwalten. Also man überlasse das
Kunstgewerbe sich selbst und suche nicht zu seinen Gunsten
eine Anleihe bei Malerei und Bildnerei herauszuschlagen,
die sich meistens in das umgekehrte Verhältnis verwandelt.

Dass Maler und Bildhauer allmählich auf den Geschmack
gekommen sind, den magazinartigen Eindruck einer Kunst-
ausstellung möglichst zu unterdrücken, ist begreiflich. Sie
trachten die Wirkung ihrer Werke zu erhöhen; dazu ist
ihnen jedes Mittel recht. Dazu aber muss sich das Kunst-
gewerbe zu gut fühlen. Auch in dieser Beziehung kann
vielleicht in Paris gelernt werden. Hier ist der Vorschlag
gemacht worden, gleichzeitig mit der Kunstausstellung und
in denselben Räumen eine Ausstellung für Gartenkunst ab-
zuhalten. Giebt es einen glücklicheren Gedanken, als eine
nach künstlerischen Gesichtspunkten geordnete Gartenkunst-
ausstellung mit einer Kunstausstellung zu vereinigen, voraus-
gesetzt, dass die Oberleitung einem Komitee vorbehalten
bleibt, welches aus Künstlern unter Zuzug von Gärtnern
besteht, die beide über feines künstlerisches Empfinden ver-
fügen? Kann man sich eine glücklichere gegenseitige Ein-
wirkung denken, als von Pflanzen und Blumen auf die Werke
der Bildnerei und Malerei und umgekehrt? Und werden
nicht für die Kunstausstellung durch eine solche Beteiligung
der Gartenkunst die Ausgaben wesentlich ermäßigt und doch
zwei Fragen mit einer Klappe geschlagen? Wir meinen,
der Vorschlag wäre mindestens einer eingehenden Er-
wägung wert und noch ist vollkommen Zeit genug, den
Gedanken in glänzendster Weise in die That umzusetzen.

ALBERT HOFMANN.

VOM KUNSTMARKT.

Paris. Auf den Kunstversteigerungen der letzten Tage
erlangte besonders eine Anzahl Stücke altchinesischen Por-
zellans hohe Preise. So zwei große Cylindervasen, grün,
mit Familiendarstellungen und zahlreichen Personen verziert,
1000 Fr., eine große runde Wasserschale, rosa, mit Fong-
hoang-Verzierungen, 1050; eine große Wasserschale (oder
Becken) derselben Gattung, mit Landschaften auf blauem
Grunde, 1500; drei Gefäße mit Deckeln und zwei Trink-
hörner, Rosaporzellan, mit Blumenzweigen auf tiefblauem
Grunde, 2700; zwei große Vasen, Rosaporzellan, mit Blumen-
körben und Zweigen auf tiefblauem Grunde und Vergol-
dungen, 4100; zwei Gefäße mit Deckeln, rosa, mit blühen-
den Hecken, fruchtbeladenenBäumen u. s. w. verziert, 3400Fr.;
drei Hörner, rosa, mit blühenden Zweigen verziert, 1120;
zwei Gefäße mit Deckeln, rosa, mit Felsen, Vögeln und
Blumen, 1010 Fr. Außerdem etliche Nummern ähnlicher
Stücke, auch Schüsseln in europäischem Stil, aber von ge-
ringerer Größe und einfacheren Stiles, die 200 bis 500 Fr.
erzielten. Verhältnismäßig billig wurden eine Anzahl vor-
züglicher, moderner Möbel, meist im Stil Ludwigs XIV.,
zugeschlagen. So ein Wandtischchen mit Platte aus algie-
rischem Onyx, schöne Schnitzerei, 1005; ein ähnlicher Tisch
1350: eine Schlafzimmereinrichtung in geschnitztem Nuss-
baumholz, Stil Ludwig XV., 2400 Fr. Glasschrank, Lud-
wig XVI., 1270 Fr. Die anderen Möbel dieser Gattung, auch
Stühle und Sessel, erzielten 140 bis 000 Fr. Die Bronzesachen
sind ebenfalls nicht sehr hoch gegangen. Eine Gruppe,
Aneas von seinem Vater Anchises gerettet (Barbedienne),
schöne helle Patina, 1)10 Meter hoch, 1709 Fr. Augustus,
nach der Antike (Barbedienne) 1 Meter hoch, 1100; eine
Flachrunde von Jean Goujon (Barbedienne) 1360 Fr. Zwei
große Leuchter, fein ziselirt und vergoldet, 1300 Fr. Unter
den anderen versteigerten Stücken sei auch eine Harfe aus
der Zeit des ersten Kaiserreichs erwähnt, von Sebastien Erard
angefertigt, die mit 820 Fr. bezahlt wurde. (Voss. Ztg.)
 
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