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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Luthmer, Ferdinand: Antiquitäten in der modernen Hauseinrichtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0203

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ANTIQUITÄTEN IN DER MODERNEN HAUSEIN RICHTUNG.

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des Raumes und seiner architektonischen Ausstattung
allmählich die vier Glasschränke ansehen, welche ihn
möhliren, so sind wir starr. Da ist auf Spiegelglas-
Gestellen alles aufgehäuft, was es Seltenstes und Kost-
barstes unter den echtesten Meisterwerken der Keramik,
der Glaskunst, der Waffen, der Elfenbein- und Email-
arbeiten bei allen Völkern giebt." —

Ähnlich wie es hier geschildert ist, sehen wir auch
bei anderen großen Sammlern die Spiegelglas-Vitrinen
— um so schöner, je weniger sie selbst durch ihren
Aufbau den Blick von dem Inhalte ablenken — als vor-
nehmste Bäumdekoration benutzt. Die Elek-
trizität hat Gelegenheit gegeben, dieselben
mit unsichtbaren Lichtquellen zu versehen,
die durch einen Druck auf den Umschalter das
ganze Innere wie in eigenem Liebt erstrahlen
lassen. Gestattet es diese Anordnung, die
Sammlungsschränke mehr im Hintergrande der
Zimmer zu verteilen, so bleiben die hellsten
Plätze in den Fensternischen für flache Schau-
kasten vorbehalten, welche Bijouterien, kleine
Elfenbeinskulpturen, Emailgemälde, geschnit-
tene Steine und Ähnliches aufnehmen. Größere
Bronzen, Terrakotta- und Porzeüangrnppen,
kostbare alte Poterien aus Ostasien finden
daneben in freier Aufstellung ihre schickliche
Verteilung im Salon, dem trotz der Fülle von
Kunstwerken dennoch der Charakter des wohn-
lichen Raumes gewahrt bleiben wird.

So wird die schickliehe Verteilung der
Sämmlungsstücke bei einem Liebhaber ersten
Ranges eine nicht ganz leichte, aber immer
eine der lohnendsten Aufgaben des Dekora-
teurs sein. Wirkliche Schwierigkeiten er-
wachsen erst da, wo man nicht ins Volle
-reifen kann und sich mit den Voreingenom-
menheiten des Sammlers abfinden muss. Sehr
häufig wird der letztere seine Objekte nach
andern, als dekorativen Gesichtspunkten zu
gruppirenwünschen. Dem dekorirenden Künst-
ler wird es schwerhalten, die Grundsätze des
guten Geschmacks, die allein einen Erfolg
versprechen, zur Geltung zu bringen, lue
beiden wichtigsten, die. in diesem Falle kein
Abweichen gestatten sollten. Bind: nur voll-
kommen erhaltene Stücke, keine Scherben zur
dekorativen Aufstellung zu verwenden, und
den auszustattenden Räumen unter allen Um-
standen den Stempel des bewohnbaren und be-
wohnten aufzudrücken Durch nichts wird
'l'-'i' unleidliche Museums-Eindruck, welchen
häufig die, Wohnräume von Sammlern machen.
•»ehr befördert, als durch das Zuviel der Ob-
jekte, durch wahlloses Anhäufen wertloser
Btttcke neben den wertvollsten. Mag ein Mu-

seum von belehrendem und vorbildlichem Charakter sich mit
der Notwendigkeit abfinden, neben stattlichen Sammlungs-
stücken auch unscheinbare Objekte und selbst Eudera
aufzustellen, um den geschichtlichen Entwicklungsgang
einer bestimmten Technik zu zeigen: der Privatsammler,
der etwas auf die kunstschöne Erscheinung seines In-
terieurs hält, sollte dies grundsätzlich vermeiden! —

Das Gleiche gilt für die Anbringung alter Bilder,
Stiche und Handzeichnungen, welche im übrigen den-
selben Geschmacksgesetzen, wie diejenige moderner
Schildereien unterliegt, Dass man keine „alten Schinken"

Leuchter, in .Silber getrieben von Lazarus Poskn Wwe., Berlin.

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