KLEINE MITTEILUNGEN.
189
Besitz den Besuchern des Museums vorgeführt worden.
Jede neue Ausstellung dieser Art zeigte aber doch, dass
dieser Besitz im Vergleich zu dem Reichtum einiger pri-
vaten Sammlungen weit zurückblieb Der Großmut des
Fräulein Ebba Tesdorpf verdankt das Museum, dass es
jetzt über eine solche Sammlung verfügt, der an Zahl
der Blätter nur wenige, an Bedeutung für die Darstellung
des Stadtbildes in den letzten Jahren unseres Jahrhunderts
keine andere Sammlung gleichzustellen ist. Fräulein Ebba
Tesdorpf hat ihre gesamte Sammlung, GOO Tesdorpf sehe Hand-
zeichnungen und 5000 andere Blätter, dem Museum ver-
macht. Nach der Herausgabe des illustrirten Führers galt
es, die Ordnung der Sammlung mit den Ortsangaben im
Führer, die mehrfach der bestehenden Anordnung hatten
vorauseilen müssen, in Einklang zu bringen. Zugleich wurde
in jedem Zimmer der Sammlung auf einem beweglichen
Pultgestell ein Abdruck des Führers zur Benutzung für die
Besucher ausgelegt. Hinweise auf die Seitenzahlen des
Führers an den Schauschränken und einzelnen hervorragen-
den Gegenständen einerseits, Nachweise der in der Nähe
ausgestellten Altsachen auf in dem Buche befestigten Lese-
zeichen anderseits sollen für jeden wissbegierigen Besucher
den gedruckten Führer und die Sammlung in lebendiger
Wechselbeziehung erhalten.
-u- Leipzig. Nach dem Jahresbericht des Kimslgeiccrbe-
Musewms :/i Leipzig 1894 ist der Bau des Grassi-Museums
so weit vorgeschritten, dass im Juni d. J. mit der Über-
siedelung begonnen werden kann. Die Anstalt wurde im
Herbst 1873, im Hinblick auf den für das deutsche Kunst-
gewerbe wenig schmeichelhaften Ausfall der Wiener Welt-
ausstellung, von der Gemeinnützigen Gesellschaft begründet
und am 25. Oktober 1874 in der „alten Post" am Thomas-
Kirchhof eröffnet. Hat der Museums-Verein auch nicht
alles erreichen können, was er erstrebt hat, so hat er
doch trotz der knappen Mittel, die ihm zu Gebote standen,
ein stetiges Fortschreiten zu verzeichnen gehabt. Die Zahl
der Mitglieder und der Besucher entspricht freilich noch
keineswegs der Bedeutung Leipzigs, viele Städte, die sich
weder an Einwohnerzahl, noch an Wohlstand und an Kunst-
sinn mit Leipzig messen können, haben es darin überflügelt.
In beiden Richtungen glaubt man auf den Einzug in das
neue stattliche Heim große Hoffnungen setzen zu können.
Den seither benutzten Räumen fehlte es vor allem an Licht
und Wärme, auch reichten sie trotz wiederholter Ver-
größerung nicht aus; die Sammlungen kamen hier nur un-
vollständig und in sehr mangelhafter Weise zur Geltung,
viele wertvolle Sachen mussten in der Verborgenheit ruhen.
Die Sammlungen, die in ihrer Gesamtheit mit 500000 M.
gegen Feuer versichert sind, umfassen rund 12600 Stück,
nicht eingerechnet ist hierbei der Stadtschatz aus 55 Stück
bestehend.' Die Bibliothek zählt rund 700 Bände, die Vor-
bildersammlung 10000 Blatt, die Ornamentstich-Sammlung
13000 Nummern. In der Erwerbung kostbarer Prunkstücke
der Sammlungen mit größeren Anstalten zu wetteifern, ver-
bot die Knappheit der Mittel; anderseits hat dieselbe zu
desto sorgfältigerer Auswahl genötigt, und so die Samm-
lungen vor der Gefahr der Häufung von Mittelgut bewahrt,
trotz der Vermehrung der Mitgliederzahl aber haben sich
''"'jährlichen Einnahmen vermindert. Es wurden, um die
Anstalt ins Leben rufen zu können, zu Anfang eine Anzahl
Kroßerer Beitrage gewährt, die später durch den Tod oder
Wegzug jener Förderer wegfielen oder im Laufe der Zeit
herabgesetzt wurden. Während sich im Jahre L874 bei einer
Mitgliederzahl von 75 der durchschnittliche Beitrag auf
1,11 M. berief, beträgt er für 1S94 bei 217 Mitgliedern nur
noch 15 M. Dagegen haben sich die Ausgaben bedeutend
vermehrt. Der Rechnungs-Auszug für 1894 zeigt in Einnahme
und Ausgabe 25 327,75 M. Die Sammlungen sind von
5718 Personen besucht worden, gegen 5400 im Vorjahr, die
Bibliothek und Vorbildersammlung ist an 171 Abenden von
1237 Personen benutzt worden, gegen 1056 im Vorjahr.
Der Damen-Kursus für kunstgewerbliches Zeichnen wurde
im Sommerhalbjahr 1894 von 16, im Winterhalbjahr 1894/95
von 17 Schülerinnen besucht. Die Übungen beginnen mit
den einfachsten geometrischen (mäandrischen) Formen, leiten
dann zu maurischen Flechtbändern über, woran sich die
krummlinigen Bandformen anschließen, und führen so zu
selbständigen Reihungen und Eckbildungen weiter. Damit
verbinden sich Übungen in Farbengebung und Entwicklung
stilisirter Blatt-, Blüten- und Blumenformen. Die geübteren
Schülerinnen liefern Entwürfe für eingelegte Arbeiten, Holz-
malereien, Bucheinbände, Vorsatzpapiere, Drucke auf Blech-
arbeiten, für Buchstickereien und Spitzen, für Atzungen auf
Metall und Stein. Einige Schülerinnen haben sich auch mit
der Erzeugung der Muster alter Stoffe aus der Textil-Samm-
lung des Museums beschäftigt, eine lehrreiche Arbeit, die
zugleich der Sammlung zu statten gekommen ist.
PREISVERTEILUNGEN.
In der Konkurrcnzdes Vereins um Entwürfe xueinem Glas-
fenster, welches für Herrn Kommerzienrat Julius Fintsch aus-
geschrieben war, haben erhalten: je einen ersten Preis (zu
250 M.) Otto Gussmann und H. Phieler, je einen zweiten
Preis (zu 100 M.) F. Willi. Mayer, Karl Schröder und Richard
Waller. Mit lobender Erwähnung wurden bedacht: Georg
Tippel, (ieorg Senftleben, August Glaser (München), Richard
Böhland, Richard Waller, Gerhard Haenisch, Anton Hansen,
Bruno Drabig und Marie Ludwig. Von den belobigten Ent-
würfen wurden diejenigen der drei zuerst genannten Ver-
fasser zum Preise von je 75 M. durch Herrn Kommerzienrat
Pintsch angekauft.
<2t_^ B LECH E RS C H AU-
Sammlung von Öfen in allen Stilarten vom XVI. bis
Anfang des XIX. Jahrhunderts, ausgewählt und heraus-
gegeben von Adalbert Roeper unter Mitwirkung und einem
Vorwort von Hans Bosch, IL Dh-ektor des Germanischen
Museums zu Nürnberg. 60 Foliotafeln in Lichtdruck, im
Kunstverlage von Jos. Albert, München, 1895. In Mappe
40 M.
Welche Verbesserungen und Änderungen hat unser Ofen
nicht schon in den letzten Jahrzehnten erfahren, und trotz
aller Erfindungen auf dem Gebiete des Heizwesens behauptet
unser guter deutscher Kachelofen noch heute den Ehrenplatz
unter allen Ofen, wenn auch die böse Periode der „stilvollen"
Einrichtungen viel an ihm gesündigt hat. Welche vorbild-
liche Bedeutung diese Ofentypen aus vier Jahrhunderten auch
beute noch besitzen, wird jeder finden, der die meist gut
gelungenen Abbildungen durchmustert. Es ist noch so wenig
auf diesem Gebiete publicirt worden, dass man eine so reich-
haltige Sammlung von Vorbildern meist süddeutscher Her-
kunft nur mit Freude begrüßen und jedem, der auf diesem
speciellen Gebiete Anregung sucht, aufs wärmste empfehlen
kann.
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Besitz den Besuchern des Museums vorgeführt worden.
Jede neue Ausstellung dieser Art zeigte aber doch, dass
dieser Besitz im Vergleich zu dem Reichtum einiger pri-
vaten Sammlungen weit zurückblieb Der Großmut des
Fräulein Ebba Tesdorpf verdankt das Museum, dass es
jetzt über eine solche Sammlung verfügt, der an Zahl
der Blätter nur wenige, an Bedeutung für die Darstellung
des Stadtbildes in den letzten Jahren unseres Jahrhunderts
keine andere Sammlung gleichzustellen ist. Fräulein Ebba
Tesdorpf hat ihre gesamte Sammlung, GOO Tesdorpf sehe Hand-
zeichnungen und 5000 andere Blätter, dem Museum ver-
macht. Nach der Herausgabe des illustrirten Führers galt
es, die Ordnung der Sammlung mit den Ortsangaben im
Führer, die mehrfach der bestehenden Anordnung hatten
vorauseilen müssen, in Einklang zu bringen. Zugleich wurde
in jedem Zimmer der Sammlung auf einem beweglichen
Pultgestell ein Abdruck des Führers zur Benutzung für die
Besucher ausgelegt. Hinweise auf die Seitenzahlen des
Führers an den Schauschränken und einzelnen hervorragen-
den Gegenständen einerseits, Nachweise der in der Nähe
ausgestellten Altsachen auf in dem Buche befestigten Lese-
zeichen anderseits sollen für jeden wissbegierigen Besucher
den gedruckten Führer und die Sammlung in lebendiger
Wechselbeziehung erhalten.
-u- Leipzig. Nach dem Jahresbericht des Kimslgeiccrbe-
Musewms :/i Leipzig 1894 ist der Bau des Grassi-Museums
so weit vorgeschritten, dass im Juni d. J. mit der Über-
siedelung begonnen werden kann. Die Anstalt wurde im
Herbst 1873, im Hinblick auf den für das deutsche Kunst-
gewerbe wenig schmeichelhaften Ausfall der Wiener Welt-
ausstellung, von der Gemeinnützigen Gesellschaft begründet
und am 25. Oktober 1874 in der „alten Post" am Thomas-
Kirchhof eröffnet. Hat der Museums-Verein auch nicht
alles erreichen können, was er erstrebt hat, so hat er
doch trotz der knappen Mittel, die ihm zu Gebote standen,
ein stetiges Fortschreiten zu verzeichnen gehabt. Die Zahl
der Mitglieder und der Besucher entspricht freilich noch
keineswegs der Bedeutung Leipzigs, viele Städte, die sich
weder an Einwohnerzahl, noch an Wohlstand und an Kunst-
sinn mit Leipzig messen können, haben es darin überflügelt.
In beiden Richtungen glaubt man auf den Einzug in das
neue stattliche Heim große Hoffnungen setzen zu können.
Den seither benutzten Räumen fehlte es vor allem an Licht
und Wärme, auch reichten sie trotz wiederholter Ver-
größerung nicht aus; die Sammlungen kamen hier nur un-
vollständig und in sehr mangelhafter Weise zur Geltung,
viele wertvolle Sachen mussten in der Verborgenheit ruhen.
Die Sammlungen, die in ihrer Gesamtheit mit 500000 M.
gegen Feuer versichert sind, umfassen rund 12600 Stück,
nicht eingerechnet ist hierbei der Stadtschatz aus 55 Stück
bestehend.' Die Bibliothek zählt rund 700 Bände, die Vor-
bildersammlung 10000 Blatt, die Ornamentstich-Sammlung
13000 Nummern. In der Erwerbung kostbarer Prunkstücke
der Sammlungen mit größeren Anstalten zu wetteifern, ver-
bot die Knappheit der Mittel; anderseits hat dieselbe zu
desto sorgfältigerer Auswahl genötigt, und so die Samm-
lungen vor der Gefahr der Häufung von Mittelgut bewahrt,
trotz der Vermehrung der Mitgliederzahl aber haben sich
''"'jährlichen Einnahmen vermindert. Es wurden, um die
Anstalt ins Leben rufen zu können, zu Anfang eine Anzahl
Kroßerer Beitrage gewährt, die später durch den Tod oder
Wegzug jener Förderer wegfielen oder im Laufe der Zeit
herabgesetzt wurden. Während sich im Jahre L874 bei einer
Mitgliederzahl von 75 der durchschnittliche Beitrag auf
1,11 M. berief, beträgt er für 1S94 bei 217 Mitgliedern nur
noch 15 M. Dagegen haben sich die Ausgaben bedeutend
vermehrt. Der Rechnungs-Auszug für 1894 zeigt in Einnahme
und Ausgabe 25 327,75 M. Die Sammlungen sind von
5718 Personen besucht worden, gegen 5400 im Vorjahr, die
Bibliothek und Vorbildersammlung ist an 171 Abenden von
1237 Personen benutzt worden, gegen 1056 im Vorjahr.
Der Damen-Kursus für kunstgewerbliches Zeichnen wurde
im Sommerhalbjahr 1894 von 16, im Winterhalbjahr 1894/95
von 17 Schülerinnen besucht. Die Übungen beginnen mit
den einfachsten geometrischen (mäandrischen) Formen, leiten
dann zu maurischen Flechtbändern über, woran sich die
krummlinigen Bandformen anschließen, und führen so zu
selbständigen Reihungen und Eckbildungen weiter. Damit
verbinden sich Übungen in Farbengebung und Entwicklung
stilisirter Blatt-, Blüten- und Blumenformen. Die geübteren
Schülerinnen liefern Entwürfe für eingelegte Arbeiten, Holz-
malereien, Bucheinbände, Vorsatzpapiere, Drucke auf Blech-
arbeiten, für Buchstickereien und Spitzen, für Atzungen auf
Metall und Stein. Einige Schülerinnen haben sich auch mit
der Erzeugung der Muster alter Stoffe aus der Textil-Samm-
lung des Museums beschäftigt, eine lehrreiche Arbeit, die
zugleich der Sammlung zu statten gekommen ist.
PREISVERTEILUNGEN.
In der Konkurrcnzdes Vereins um Entwürfe xueinem Glas-
fenster, welches für Herrn Kommerzienrat Julius Fintsch aus-
geschrieben war, haben erhalten: je einen ersten Preis (zu
250 M.) Otto Gussmann und H. Phieler, je einen zweiten
Preis (zu 100 M.) F. Willi. Mayer, Karl Schröder und Richard
Waller. Mit lobender Erwähnung wurden bedacht: Georg
Tippel, (ieorg Senftleben, August Glaser (München), Richard
Böhland, Richard Waller, Gerhard Haenisch, Anton Hansen,
Bruno Drabig und Marie Ludwig. Von den belobigten Ent-
würfen wurden diejenigen der drei zuerst genannten Ver-
fasser zum Preise von je 75 M. durch Herrn Kommerzienrat
Pintsch angekauft.
<2t_^ B LECH E RS C H AU-
Sammlung von Öfen in allen Stilarten vom XVI. bis
Anfang des XIX. Jahrhunderts, ausgewählt und heraus-
gegeben von Adalbert Roeper unter Mitwirkung und einem
Vorwort von Hans Bosch, IL Dh-ektor des Germanischen
Museums zu Nürnberg. 60 Foliotafeln in Lichtdruck, im
Kunstverlage von Jos. Albert, München, 1895. In Mappe
40 M.
Welche Verbesserungen und Änderungen hat unser Ofen
nicht schon in den letzten Jahrzehnten erfahren, und trotz
aller Erfindungen auf dem Gebiete des Heizwesens behauptet
unser guter deutscher Kachelofen noch heute den Ehrenplatz
unter allen Ofen, wenn auch die böse Periode der „stilvollen"
Einrichtungen viel an ihm gesündigt hat. Welche vorbild-
liche Bedeutung diese Ofentypen aus vier Jahrhunderten auch
beute noch besitzen, wird jeder finden, der die meist gut
gelungenen Abbildungen durchmustert. Es ist noch so wenig
auf diesem Gebiete publicirt worden, dass man eine so reich-
haltige Sammlung von Vorbildern meist süddeutscher Her-
kunft nur mit Freude begrüßen und jedem, der auf diesem
speciellen Gebiete Anregung sucht, aufs wärmste empfehlen
kann.