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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Zur Wiener Dekorationsmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0013
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ZUR WIENER DEKORATIONSMALEREI.

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SO

rationsmalerei ergiebt sich die
Verpflichtung des Künstlers nicht
so sehr zu einer Beschränkung
als zu einem Erheben ins Große,
Monumentale. Details versinken
und werden entwertet, so fein
sie auch sein mögen; nur große
Züge wirken. Aber auch die Mo-
tive müssen klar sein und groß,
auch sie haben sich dem deko-
rativen , monumentalen Zwecke
zu unterordnen. Dass diese Auf-
fassung sich bei unseren jüngeren
Kräften wieder zu größerer Klar-
heit herausgebildet hat, scheint
einer ihrer bedeutendsten Vorzüge
zu sein, es ist ein höchst be-
achtenswerter Fortschritt gegen-
über den Meistern der halbvcr-
gangenen Periode. Ein Blick auf
die Wahl der Stoffe und deren
Behandlung lehrt dies deutlich.
Vor allem sind in den Hin-
tergrund getreten die rebusar-
tigen Allegorien, an deren Deu-
tung man früher gerne seinen
Scharfsinn übte, ebenso über-
wuchern nicht mehr, wie ehedem,
die mythologischen Sujets. Wenn
man zum Verständnisse eines
Kunstwerks, und vor allem eines
dekorativen, erst eines eigenen
Schlüssels bedarf und ihn müh-
sam suchen muss, so verliert man
über dem Suchen und Raten allen
reinen ursprünglichen Genuss.
Damit ist nicht gesagt, dass
diese Bilder gar nichts vorstellen
sollen, nur einleuchtende Motive
werden verlangt, die ohne viel
Auslegung sofort zu verstehen
sind. Dies gilt eigentlich für jede
Art der Malerei, für Dekorations-
bilder aber in erster Linie. In
der That herrscht jetzt in der
Dekorationsmalerei die Darstell-
ung historischer Vorgänge vor.
Noch waltet auch hier nicht völlige
Klarheit, es werden vielfach zu
konkrete Motive gewählt und es
werden Geschichtsbilder daraus
mit allem Beiwerk, welches die
gelehrte Forschung aufgedeckt
hat, gemalte Vorträge aus der
Kulturgeschichte. Andererseits
 
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