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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0021
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KLEINE MITTEILUNGEN.

Da der Inhalt der erwähnten Broschüre indessen verschie-
denen der Herren nicht bekannt geworden war, so referirte
Herr Rumsch kurz über ihren Inhalt und ersuchte die Ver-
sammlung sich im Sinne seines Antrags der Regierung gegen-
über auszusprechen. Die Versammlung vermochte jedoch
vor eingehender Prüfung der Angelegenheit und ihrer Einzel-
heiten dem ausgesprochenen Wunsche nicht zu willfahren
und empfahl die Übertragung des Antrags auf die Tages-
ordnung des nächsten Delegirtentages. Nachdem der ge-
schäftliche Teil der Zusammenkunft erledigt war, vereinigte
zufolge der Einladung des Dresdener Vereins ein fröhliches
Festmahl die Delegirten und einige Gäste im kgl. Belvedere.
Ernste und heitere Ansprachen würzten die culinarischen Ge-
nüsse, und der Vorschlag des Herrn Hofrats Oraff, einen
telegraphischen Gruß an den Begründer des Delegirtentags
Professor E. v. Lange in München abzusenden, fand lebhaften
Beifall. Die Begrüßung weckte in München ein freundliches
Echo. Die heiter gesellige Zusammenkunft wurde von allenTeil-
nehmern als ein willkommenes Nebenprodukt des Delegirten-
tages empfunden; denn in jenen zwanglosen Zwiegesprächen
bilden sich jene „Imponderabilien" aus, von denen Bismarck
so gern spricht und die im Kunstgewerbe so nötig sind, als
anderswo. Das ward nicht nur hier, sondern auch bei dem
sich anschließenden genussreichen Ausflüge nach Loschwitz
jedem der Teilnehmer deutlich. Am darauffolgenden Tage
erblickte man die Teilnehmer, deren Reihe sich schon etwas
gelichtet hatte, in den Sammlungen des Grünen Gewölbes
und der kgl. Gemäldegalerie. Gegen zwölf Uhr führte das
Dampfross die Delegirten nach Meißen, woselbst eine Be-
sichtigung der kgl. Porzellanmanufaktur unter der liebens-
würdigen Führung des Herrn Bergrats JBrwrmemarvn, und des
artistischen Leiters Professor Sturm stattfand. Gegen vier
Uhr vereinigte ein frohes Mahl die Beteiligten auf der
Albrechtsburg. Eine Wanderung durch die dunkelnden
Straßen Meißens und die Bewunderung der Illumination des
im Sedanfestschmucke prangenden Städtchens bildet den
lichtvollen Abschluss der Zusammenkunft des 1. Septembers,
um deren genussreichen Verlauf sich besonders Herr Seyffcrt
als Vergnügungsrat verdient machte.

-u- Frankfurt a. M. Dem Jahresbericht des Mittel-
deutschen Kunstgewerbevereins für das Jahr 1894 entnehmen
wir folgendes: Vom 1. bis 21. April fand im Hörsaal der I'oly-
techn. Gesellschaft die Ausstellung der Schülerarbeiten statt,
welche dazu beitrug, eine richtige Würdigung der Kunst-
gewerbeschule in der Bürgerschaft zu verbreiten. Da für
die Studien-Exkursion der Fachschüler in dem Berichtsjahre
ein weiteres Ziel gewählt worden war, so musste dieselbe
auf vier Schüler der Malklasse beschränkt werden, welche
unter Leitung des Klassenlehrers Malers Wetzel im kgl.
Schloss Trausnitz eine Reihe von Aufnahmen anfertigten.
In den Ausstellungssälen wurden die Herstellungsarbeiten
zum Abschluss gebracht. Ihre Benutzung zu Museums-
zwecken wurde in der Weise durchgeführt, dass die Aus-
stellung moderner Arbeiten in zwei Seitenlichtsälen stattfand
und mehr den Charakter kürzerer Schaustellungen einzelner
Kunstgewerbetreibender annahm. Von den Sonderausstel-
lungen in den nördlichen beiden Oberlichtsälen erfreute sich
namentlich die vom 6. Januar bis 15. Februar geöffnete
Ausstellung der Werke W. Crane's eines besonderen Erfolges,
wobei sechs Originalzeichnungen t für das Museum erworben
wurden. An diese Ausstellung schloss sich eine solche für
Buchausstattung, welche in einer umfassenden Kollektion
alter und moderner Bucheinbände ein vollständiges Bild von
der Entwicklung dieses Kunstgewerbes bot und außerdem
eine Obersicht über alte und neue Leistungen der Bunt-

papierfabrikation gab. Zwei weitere gleichzeitige Sonder-
ausstellungen umfassten die Werke des verstorbenen Bild-
hauers F. Schierholz und alte und neue Arbeiten der
Textilkunst und Stickerei. Die fünfte Sonderausstellung hatte
zum Gegenstand verschiedene Erzeugnisse der graphischen
Gewerbe: Straßen- und Innenplakate deutscher, französischer
und englischer Herkunft, sowie Tisch- und Gelegenheitskarten.
Eine wertvolle Bereicherung an japanischen Stichblättern,
Vasen, Fayencen und Lackwaren erwuchs dem Museum aus
dem Legat des verstorbenen Architekten Rudolf Springer.
Zu wertvollen Ankäufen bot auch die im Oktober veran-
staltete Versteigerung der Riedinger'schen Sammlung in
Augsburg Gelegenheit. Gegen Schluss des vergangenen
Winters wurden die Museumsräume auch an Nachmittagen
der ersten Sonntage im Monat offen gehalten. Der Verein
zählte 540 Mitglieder.

-u- Berlin. Nach dem Jahresbericht der Unterrichts-
anstalt des kgl. Kunstgewerbemuseums für das Schuljahr
1894/95 traten in dem Lehrplan folgende Veränderungen
ein: mit dem Beginn des Schuljahres wurde die Klasse für
Schriftzeichnen auf die Abendstunden, die für Pflanzen-
zeichnen (unter Leitung des Malers Homolka) dagegen auf
die Nachmittage verlegt. Von Professor Meurer wurde im
Laufe des Schuljahres kein Unterricht erteilt. Im Sommer-
quartal wurde der Klasse für kunstgewerbliche Aufnahmen
eine dritte Abteilung unter Leitung des Baumeisters Rieth,
mit dem besonderen Zweck, das perspektivische Freihand-
zeichnen zu üben, hinzugefügt. In den Lehrkörper traten
ein: an Stelle des mit Schluss des Schuljahres 1893/94 aus-
geschiedenen Professors Koch der Maler Max Seliger, zum
Beginn des Sommers der bereits genannte Baumeister Rieth.
Seit dem Jahre 1891 sind besondere Anstrengungen gemacht
und Einrichtungen getroffen worden, um den Unterricht des
einseitig schulmäßigen Charakters zu entkleiden und ihn un-
mittelbarer als bisher mit der Praxis zu verbinden. Die
Bewilligung eines besonderen Fonds hat der Anstalt die
Möglichkeit gegeben, bei Aufträgen für öffentliche Zwecke
mitzuwirken, indem sie auch diejenigen Kosten übernehmen
konnte, welche durch eine im Interresse des Unterrichts
begründete reichere oder sorgfältigere Ausführung erwuchsen.
Auf diese Weise sind bisher folgende Arbeiten ausgeführt
worden: acht Majolikafüllungen an den Pfeilern der öst-
lichen Innentreppe des Kunstgewerbemuseums, ein vollstän-
diges Tafelsilberzeug für das kgl. Handelsministerium, eine
Schreibtischgarnitur für das kgl. Handelsministerium; in
Ausführung begriffen sind dagegen: die Ausschmückung des
Altars der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche (Bronze und
Mosaik), silberne Tischleuchter für das Kgl. Kultusministerium,
die Ausstattung des Ministerialsitzungszimmers im neuen
Landtagsgebäudo. Im Berichtsjahr besuchten den Tages-
unterricht 456, den Abendunterricht 1053 Schüler bezw.
Schülerinnen.
 
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