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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Hofmann, Albert: Die kunstgewerbliche Bewegung in Nordböhmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0030
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22

DIE KUNSTGEWERBLICHE BEWEGUNG IN NORDBÖHMEN.

Kenntnis derselben. Eine vornehme Veröffentlichung hat
das Museum jüngst unternommen und dafür in K. W.
Hiersemann in Leipzig
einen Verleger gefun-
den. „Kunstschmiede-
und Schlosserarbeiten
des 13.—18. Jahrhun-
derts aus den Samm-
lungen des Nordböh-
mischen Gewerbemuse-
ums" betitelt sich die
Sammlung von dreißig
Lichtdrucktafeln nach
den schönsten Stücken
der reichhaltigen Eisen-
sammlung. Kustos Dr.
Gustav E. Pazaurek
hat die Sammlung ge-
schickt eingeleitet und
bei dieser Gelegenheit
einen hochinteressanten
Gang in die Werkstätte
eines der bedeutendsten
deutschen Kunstschmie-
de und Schlosser der
Prager Eesidenz in der
Zeit Rudolf II. unter-
nommen. Jörg Schmid-
hammer arbeitete 1559
bis 1577 in Prag und
wird als der Künstler
des schönen Renais -
sancegitters des Grab-
mals Maximilians I. in
Innsbruck und des Git-
ters des Grabmals Fer-
dinands I. im Dom in
Prag angesehen. Ur-
kundliches Material
über den Meister und
seine Werkstatt fand
der eifrige Spürsinn
Pazaureks im Prager
Stadtarchiv und hat
dasselbe in dankens-
werter Weise weiteren
Kreisen erschlossen. Die
Wiedergabe der Kunst-
schmiedearbeiten auf
den Lichtdrucktafelnist
in einem so großen Maß-
stab gehalten, dassjeder
verständige Arbeiter unmittelbar danach arbeiten kann;
das ist ein Vorzug, der unter Umständen den Original-
gegenstand zu ersetzen vermag. Technisch sind die

Lichtdrucke, die Sinsel & Co. in Leipzig fertigten, durch-
aus auf der Höhe der Anforderungen, welche der Zweck

der Veröffentlichung an
sie stellt.

Giebt dieses Werk
ein anschauliches Bild
der Reichhaltigkeit der
schönen Eisensamm-
lung, so mögen die
diesem Aufsatze beige-
gebenen Abbildungen
einen Maßstab für das
künstlerische Niveau
der übrigen Teile der
Sammlungen geben. Die
Zeichnungen entstam-
men zum Teil der ge-
schickten Hand des I.
Assistenten Karl Le-
derte, eines jungen
Künstlers, der, in den
Traditionen der ausge-
zeichneten Karlsruher

Kunstgewerbeschule
erzogen, durch den
offenen Zeichensaal im
Verlaufe von mehr als
5 Jahren weitgehenden
Einfluss auf die kunst-
gewerblichen Kreise
Reichenbergs gewonnen
hat. Ihm zur Seite
wirkt seit kurzem der
II. Assistent Wilhelm
Äugst, ein ausgezeich-
neter Vertreter der
künstlerischen Holzar-
beit. Seine fachliche
Ausbildung erhielt der-
selbe im wesentlichen
in der Werkstätte sei-
nes Vaters, wo er tliätig
mit in die Arbeit ein-
griff; auf der Fach-
schule des Kunst-
tischlers Sauermann
in Flensburg suchte
er seine fachlichen
und künstlerischen
Kenntnisse zu er-
weitern undbcschloss
seine Ausbildung
durch einen längeren Aufenthalt in Paris. Der Bildungs-
gang, den Äugst repräsentirt, ist so recht der eines
Lehrers für kunstgewerbliche Kreise. — Es gilt nun, die

Geschnitzte Vase aus Buchsbaumliolz, XVIII. Jahrh.
Aus den Sammlungen des Nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg
 
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