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KLEINE MITTEILUNGEN.
getrieben sind dieselben vom Bildhauer Schwarxbach mit Bei-
hilfe des Ciseleurs Schmitz. Die obere Kartusche stammt vom
Goldschmied Herzog, die Krone vom Ciseleur Erpft. Die
Emailstücke sind dagegen von Fräulein Pfauht hergestellt. Die
Huldigungs-Adresse malte Professor Irmann in Gouasche-
farben. Die innere Schrifttafel endlich verfertigte in verzierter
Renaissanceschrift die Firma Pictsch und die äußere Schrift
Graveur Scheu. Was die in Silber getriebene Deckplatte
anbelangt, so sind auf derselben eine Reihe Gedanken sinn-
reich zum Ausdruck gebracht. Die Darstellungen gehen aus
vom Ausspruch Bismarcks: „Die Frauen sollen am häuslichen
Herd den Patriotismus pflegen." Im Mittelfelde sind Frauen
und Kinder dai-gestellt, welche der Erzählung der Gründung
des Reiches lauschen, im Hintergrunde der flammende Herd,
als Symbol patriotischer Begeisterung. Über diesem orna-
mental gerahmten Felde stehen die Figuren der Silesia und
Germania, welche sich über dem Bilde Bismarcks zum
Zeichen der Verbrüderung deutscher Stämme die Hände
reichen. Die Felder rechts und links zeigen jubelnde Frauen
und Kinder, die obern Eckfelder sind mit zwei Figuren,
Krieg und Frieden, geschmückt. Beide halten gefesselte
Drachen, die Feinde der Einheit. Des weiteren sind an ge-
eigneten Stellen, mit Gold und Email hervorgehoben, Symbol-
Wappen u. s. w. angebracht. Prächtig in Komposition und
Farbenwirkung ist die Adresse Irmanns. Der Gedanke,
welcher der bildlichen Verkörperung zu Grunde liegt, ist
folgender: das Spruchband des Bismarck'schen Wappens, die
Inschrift: in trinitate robur tragend, veranlasste den Künstler
durch den Doppelsinn des Wortes robur = Kraft oder Eiche,
die Persönlichkeit des Fürsten in einer Eiche darzustellen.
Am Stamme derselben beündet sich das Bismarck'sche
Wappen, umgeben von Genien, welche die Fürstenkrone und
das Spruchband tragen. Im Schutz der Eiche sitzt eine Ge-
stalt, die Einigkeit Deutschlands darstellend, während eine
andere Figur, die Staatsklugheit, sich auf ein Ruder stützt
und einen Spiegel mit Schlange als Symbol der Klugheit
hält. Germania erzählt der Jugend von den Thaten des
Fürsten. Durch ein mit Wein berankte Pergola erblickt man
das Niederwalddenkmal. Auf der linken Seite des Bildes
naht sich aus den Thälern des Riesengebirges der Zug
schlesischer Frauen und Jungfrauen, der Eiche huldigend
mit Blumen, Waffen, Spindeln und Feldfrüchten. Unten links
versinnbildlichen zwei Gnomen den Bergbau. Durch die
eigenartige Erfindung, zu einer Adresse einen besonderen
Schrein zu errichten, wird die vorliegende Gabe vorteilhaft
von anderen Geschenken herausgehoben, und nicht nur
dies allein, sondern auch die künstlerische, klare und ein-
heitliche Darstellung des zu Grunde liegenden Gedankens
einerseits, sowie anderseits die überaus liebevolle Aus-
führung der einzelnen Teile des Werkes, sie machen das
Ganze zu einer Kunstschöpfung von gediegener Pracht, wohl
geeignet, den besten Eindruck hervorzurufen. Eine Meister-
leistung schlesischer Kunst. Schlesien und Breslau soll be-
kanntlich in Bezug auf das, was man „Blühen der Kunst-
industrie" nennt, stiefmütterlich bedacht sein. Hier zeigt es
sich jedoch wieder, dass wohl Hervorragendes geleistet wird,
wenn man es nur verlangt, denn wahr ist der kürzlich von
autoritativer Seite ausgesprochene Satz: „Nicht durch Vor-
träge, sondern durch Aufträge bringt man unsere heimische
Kunstindustrie am besten in die Höhe." ff- sßH-
ZEITSCHRIFTEN.
Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendeko-
ration. 18'.)5. Oktoberheft.
Unter dem Zeichen des Emu^e. Von Fritz Minkus. — Ver-
zieren metallener Gegenstände mit einem glänzenden und wider-
standsfähigen Aluminiumüberzuge. Von G. Meurer. — Die bil-
dende Kunst auf der Bühne. Von Fr. Fischbach. — Antiqui-
täten als Zimmerdekoration. Von Ignatz Walsch. — Neuer
Glasfluss oder Email. Von Dr. E. Trainer in Dortmund.
Journal für liuchdruckerkunst. 1895. Nr. 33—37.
Schutz der Lettern gegen Abnützung. — Japanischer und deut-
scherFarbenholzschnitt (Schluss). — Die Hof- und Staatsdruckerei
in Wien und deren Leiter. — Neues Dreifarbendruck-Verfahren. —
Bongs illustrirte Zeitschriften. — Aus den typographischen Ge-
sellschaften. — Jenseits von lauter und unlauter! Schräg- und
Bogensatz. — Setzmaschinen in Frankreich. — Aus den Schrift-
giessereien. — Der Tabellensatz. — Neue „Erfindungen". —
Druckpressen für Photogravüre. — Vom Druckwesen aus der
Franzosenzeit. — Der Tabellensatz. — Von den Nordischen Aus-
stellungen. — Aus den Typographischen Gesellschaften. — Ver-
besserungen der Antiqua. — Die Lübecker Ausstellung.
Mitteilungen des k. k. Bsterr. Museums für Kunst und
Industrie. 1895. Heft 10.
August Kühne f. — Über modernes, technisches Zeichnen und
über Volksakademien. Von Prof. Jul. Kajetan. — Glasmalereien
von Andreas Hör. Von F. Ritter.—Angelegenheiten des österr.
Museums und der mit demselben verbundenen Institute. — Lit-
teraturbericht. — Bibliographie des Kunstgewerbes. — Notizen.
Schlussstüok
entworfen von It. Diez.
Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Architekt Karl Hoffacker in Charlottenburg-Berlin.
Druck von August Pries in Leipzig.
KLEINE MITTEILUNGEN.
getrieben sind dieselben vom Bildhauer Schwarxbach mit Bei-
hilfe des Ciseleurs Schmitz. Die obere Kartusche stammt vom
Goldschmied Herzog, die Krone vom Ciseleur Erpft. Die
Emailstücke sind dagegen von Fräulein Pfauht hergestellt. Die
Huldigungs-Adresse malte Professor Irmann in Gouasche-
farben. Die innere Schrifttafel endlich verfertigte in verzierter
Renaissanceschrift die Firma Pictsch und die äußere Schrift
Graveur Scheu. Was die in Silber getriebene Deckplatte
anbelangt, so sind auf derselben eine Reihe Gedanken sinn-
reich zum Ausdruck gebracht. Die Darstellungen gehen aus
vom Ausspruch Bismarcks: „Die Frauen sollen am häuslichen
Herd den Patriotismus pflegen." Im Mittelfelde sind Frauen
und Kinder dai-gestellt, welche der Erzählung der Gründung
des Reiches lauschen, im Hintergrunde der flammende Herd,
als Symbol patriotischer Begeisterung. Über diesem orna-
mental gerahmten Felde stehen die Figuren der Silesia und
Germania, welche sich über dem Bilde Bismarcks zum
Zeichen der Verbrüderung deutscher Stämme die Hände
reichen. Die Felder rechts und links zeigen jubelnde Frauen
und Kinder, die obern Eckfelder sind mit zwei Figuren,
Krieg und Frieden, geschmückt. Beide halten gefesselte
Drachen, die Feinde der Einheit. Des weiteren sind an ge-
eigneten Stellen, mit Gold und Email hervorgehoben, Symbol-
Wappen u. s. w. angebracht. Prächtig in Komposition und
Farbenwirkung ist die Adresse Irmanns. Der Gedanke,
welcher der bildlichen Verkörperung zu Grunde liegt, ist
folgender: das Spruchband des Bismarck'schen Wappens, die
Inschrift: in trinitate robur tragend, veranlasste den Künstler
durch den Doppelsinn des Wortes robur = Kraft oder Eiche,
die Persönlichkeit des Fürsten in einer Eiche darzustellen.
Am Stamme derselben beündet sich das Bismarck'sche
Wappen, umgeben von Genien, welche die Fürstenkrone und
das Spruchband tragen. Im Schutz der Eiche sitzt eine Ge-
stalt, die Einigkeit Deutschlands darstellend, während eine
andere Figur, die Staatsklugheit, sich auf ein Ruder stützt
und einen Spiegel mit Schlange als Symbol der Klugheit
hält. Germania erzählt der Jugend von den Thaten des
Fürsten. Durch ein mit Wein berankte Pergola erblickt man
das Niederwalddenkmal. Auf der linken Seite des Bildes
naht sich aus den Thälern des Riesengebirges der Zug
schlesischer Frauen und Jungfrauen, der Eiche huldigend
mit Blumen, Waffen, Spindeln und Feldfrüchten. Unten links
versinnbildlichen zwei Gnomen den Bergbau. Durch die
eigenartige Erfindung, zu einer Adresse einen besonderen
Schrein zu errichten, wird die vorliegende Gabe vorteilhaft
von anderen Geschenken herausgehoben, und nicht nur
dies allein, sondern auch die künstlerische, klare und ein-
heitliche Darstellung des zu Grunde liegenden Gedankens
einerseits, sowie anderseits die überaus liebevolle Aus-
führung der einzelnen Teile des Werkes, sie machen das
Ganze zu einer Kunstschöpfung von gediegener Pracht, wohl
geeignet, den besten Eindruck hervorzurufen. Eine Meister-
leistung schlesischer Kunst. Schlesien und Breslau soll be-
kanntlich in Bezug auf das, was man „Blühen der Kunst-
industrie" nennt, stiefmütterlich bedacht sein. Hier zeigt es
sich jedoch wieder, dass wohl Hervorragendes geleistet wird,
wenn man es nur verlangt, denn wahr ist der kürzlich von
autoritativer Seite ausgesprochene Satz: „Nicht durch Vor-
träge, sondern durch Aufträge bringt man unsere heimische
Kunstindustrie am besten in die Höhe." ff- sßH-
ZEITSCHRIFTEN.
Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendeko-
ration. 18'.)5. Oktoberheft.
Unter dem Zeichen des Emu^e. Von Fritz Minkus. — Ver-
zieren metallener Gegenstände mit einem glänzenden und wider-
standsfähigen Aluminiumüberzuge. Von G. Meurer. — Die bil-
dende Kunst auf der Bühne. Von Fr. Fischbach. — Antiqui-
täten als Zimmerdekoration. Von Ignatz Walsch. — Neuer
Glasfluss oder Email. Von Dr. E. Trainer in Dortmund.
Journal für liuchdruckerkunst. 1895. Nr. 33—37.
Schutz der Lettern gegen Abnützung. — Japanischer und deut-
scherFarbenholzschnitt (Schluss). — Die Hof- und Staatsdruckerei
in Wien und deren Leiter. — Neues Dreifarbendruck-Verfahren. —
Bongs illustrirte Zeitschriften. — Aus den typographischen Ge-
sellschaften. — Jenseits von lauter und unlauter! Schräg- und
Bogensatz. — Setzmaschinen in Frankreich. — Aus den Schrift-
giessereien. — Der Tabellensatz. — Neue „Erfindungen". —
Druckpressen für Photogravüre. — Vom Druckwesen aus der
Franzosenzeit. — Der Tabellensatz. — Von den Nordischen Aus-
stellungen. — Aus den Typographischen Gesellschaften. — Ver-
besserungen der Antiqua. — Die Lübecker Ausstellung.
Mitteilungen des k. k. Bsterr. Museums für Kunst und
Industrie. 1895. Heft 10.
August Kühne f. — Über modernes, technisches Zeichnen und
über Volksakademien. Von Prof. Jul. Kajetan. — Glasmalereien
von Andreas Hör. Von F. Ritter.—Angelegenheiten des österr.
Museums und der mit demselben verbundenen Institute. — Lit-
teraturbericht. — Bibliographie des Kunstgewerbes. — Notizen.
Schlussstüok
entworfen von It. Diez.
Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Architekt Karl Hoffacker in Charlottenburg-Berlin.
Druck von August Pries in Leipzig.