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KLEINE MITTEILUNGEN.
^^BIECHERSCHAIK
Photographie. Das Wort W. v. Humboldts, „Man kann
die Welt nie von genug Seiten betrachten" gilt auch von
den praktischen Künsten. Am sichersten wird der eifrige
Jünger der Photographie von der Wahrheit des Wortes über-
zeugt, wenn er sich bereits einige Zeit im Vorhof des Tem-
pels seiner Kunst gemüht und auf dem Negative einen Fehler
nach dem andern kennen gelernt hat. Meist sucht er ver-
geblich nach ihrer Ursache, sie necken und peinigen ihn
wie weiland Sir John Falstaff der Chorus der Elfengeister.
Auch der mit den Elementen der Physik und Chemie Ver-
traute bleibt nicht von ihnen verschont. Meist ist nur seine
Verwunderung über die Misserfolge weniger groß, weil er
die Komplizirtheit seines Apparates und der physikalischen
und chemischen Prozesse leichter erkennt. Ihm vor allen
kann es nicht genügen, die Fehlerquellen zu entdecken um
sie, wo nötig mit Hilfe bewährter Rezepte zu beseitigen, er
wird vielmehr den hier waltenden Zustands- oder Stoff-
änderungen, der „Logik der Thatsachen", auf die Spur zu
kommen suchen, soweit es ihm seine Vorbildung gestattet.
Die Photographie hat sich indes bereits einen eigenen wissen-
schaftlichen Thron gezimmert: an einen photographischen
Objektivkopf werden andere Forderungen gestellt als an ein
Fernrohrobjektiv, Flint- und Crownglas fangen an ihre Rollen
zu vertauschen und für die chemische Wirksamkeit des
Lichtes giebt es noch keinen bequemen Analysator. Ihm in
diesen Wissensnöten beizuspringen und durch verständliche
Unterweisung von weiteren Missgriffen zu bewahren, kennen
wir nicht leicht einen Besseren als Adolf Miethe, der sich
nicht nur durch seine „photographische Optik", sondern auch
auf praktischem Gebiete, z. B. durch sein „Fernobjektiv",
einen Namen gemacht hat: Sein Lehrbuch der praktischen
Photographie (W. Knapp, Halle) soll hauptsächlich dem
Lernenden in allen den Fällen Rat erteilen, wo eine mehr
theoretische Auskunft oder wo größere praktische Erfahrung
in Frage kommt. Wie zu erwarten stand, werden außer den
praktischen Arbeiten namentlich die photographische Optik,
die Chemie der photographischen Prozesse und die photo-
graphische Ästhetik eine besonders eingehende Darstellung
finden. Wenn auch die Eigenschaften aller wichtigen Ob-
jektive sowie ihre Fehler physikalisch erörtert werden, so
verzichtet der Verfasser doch mit Recht auf die streng
wissenschaftliche Erklärung, (z. B. beim Astigmatismus), wo
ein tiefergehendes mathematisches Wissen vorausgesetzt
werden müsste. Das Werk erscheint in neun bis zehn Heften,
im Preise zu je 1 M. Nach dem Erscheinen der Schluss-
lieferung werden wir nochmals darauf zurückkommen. Ähn-
liche Ziele verfolgte Adolf Hertxka in seinem Werke Die
Photographie. Ein Handbuch für Fach- und Amateurphoto-
graphen (Oppenheim, Berlin, geb. M. 7,50). Auch Hertzka
will einen Mittelweg zwischen, den umfangreichen für den
Forscher berechneten Publikationen und den zu knapp ge-
haltenen Büchern für den Anfänger einschlagen. Vor allem
will er dem ausübenden Photographen Berater und Führer
bei seinen Arbeiten sein. Einer kurzen Geschichte der
Photographie bis zu den neuesten Entdeckungen folgt eine
Einführung in die photographische Optik und die Durch-
führung der wichtigsten Aplanate, Universalobjektive und
Anastigmate, sowie der photographischen Kammern aller Art,
von der Ateliercamera bis zur kleinen Reflexcamera. Seinem
Berufe entsprechend — der Verfasser ist Chemiker und
Leiter der Trockenplattenfabrik von Unger & Hoffmann in
Dresden — findet sich besonders eingehend der Negativ-
und Positivprozess, sowie die dabei auftretenden Fehler nebst
ihrer Verhütung behandelt. Die Benutzung des Werkes
wird durch das ausführliche Inhaltsverzeichnis und ein um-
fangreiches Sachregister wesentlich gefördert. Dem Anfänger,
der durch die Menge der auf ihn eindringenden neuen Er-
scheinungen leicht kopfscheu wird, ist mit einem größeren
Handbuche nicht gedient, weil er nicht immer das Wesentliche
vom Nebensächlichen zu scheiden wissen wird. Viele Dinge
in der richtigen Reihenfolge sich vergegenwärtigen ist nicht
jedermanns Sache. Geduld und Übung müssen erst den
Unterbau bis zu einer gewissen Stufe errichten helfen. Um-
gekehrt ist von den sogenannten Anleitungen zu warnen, die
oft nur die Stelle des Prospektes ersetzen; sie überantworten
den Anfänger dem Zufall und der Gedankenlosigkeit und
verleiten ihn zu schwer ausrottbaren Gewohnheitsfehlern.
Auch hier hat A. Miethe in seinen Orundxügen der Photo-
graphie (W. Knapp, Halle, M. 1) das Richtige getroffen. Es
fehlt nichts darin, was den Anfänger interessirt und wozu
ihm, nach dem er sich aus dem Gröbsten herausgearbeitet hat,
zunächst der Sinn steht: Außer der Besprechung der Ob-
jektive und Apparate, der Aufnahme bei Sonnen- oder Blitz-
licht, Entwicklung, Verstärkung, Abschwächung der Platten,
Vorbeugung und Beseitigung von Fehlern finden sich auch
Vergrößerung, Reproduktion und die Verwendung farben-
empfindlicher Platten behandelt. Handelt es sich nicht um
tiefere Kenntnisse, sondern um praktische präzis gefasste und
den Erfolg möglichst sichernde Vorschriften und Ratschläge
in jedem Gebiete gangbarer photographischer Produktionen,
ohne die ausgesprochene Absicht, durch umfangreichere Lehr-
bücher sein Wissen ergänzen zu wollen, so greife man zu
L. David's Batgeber für Anfänger im Photographieren,
Dritte Auflage (W. Knapp, Halle, M. 1,50), dessen Reich-
haltigkeit es als ein Handbuch in nuce erscheinen lässt.
L.
ZEITSCHRIFTEN.
Journal für Buchdruckerkunst. 1895. Nr. 38-42.
Die Enthüllungen des Shakespeare-Bacon-Geheimnisses durch
defekte Lettern. — Inkonsequenzen der Gegner. — Das kleinste
Ziffernwerk der Welt. — Aus den Typographischen Gesellschaften.
— Amerikanische Journalisten. — Die Bibliothek des Börsen-
vereins der Deutschen Buchhändler. — Die graphischen Gewerbe
in Wien. — Der Faktor. — Die Lübecker Ausstellung (Schluss).
— Anfänge des Zeitungswesens in Rom. — Farbenphotographie
und Dreifarbendruck. — Neue Vordrucke und Glückwunschkarten.
— Die Zeitungsbeförderung und die Post. — Setzerische Ver-
kündigungen I. — Mas hineile Verwendung gebrauchter Walzen-
masse. — Zur Litteratur der Schauerromane. — Ein französisches
Buchgewerbemuseum.
Zeitschrift des bayerischen Kunst-Gewerbe-Yereins in
München. 1895. Heft 9.
Ausstellungen des Jahres 181)5. Von L. Gmelin. (Die „Deutsch-
Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung" zu Lübeck. Die
Industrie- und Gewerbeausstellung zu Strassburg i/Els. Die Al-
tertümerausstellung in Stein am Rhein.)' — Reklamebilder und
Anzeigen. Außerdem: l Kunstblätter als Beilage.
Zeitschrift für Innendekoration. 1895. Novemberheft.
Amerikanische Kamine von Franz Jafffe. — Architektur und Innen-
dekoration; Plauderei von K. Statsmann, Architekt (Fortsetzung).
— Mein H eim — mein Stolz. Die Ankläger des modernen
Kunstgewerbes von Dr. Th. Volbehr, Magdeburg. — Liberty-
Waren von L. Dankwardt. — Neuartige Dekorirung englischer
Eintrittshallen von F. Sehönfeldt. — Erschleichung von Geschafis-
aufträgen durch unlauteren Wettbewerb.
Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Architekt Karl Hoffacker in Charlottenburg-Berlin.
Druck von August Pries in Leipzig.
KLEINE MITTEILUNGEN.
^^BIECHERSCHAIK
Photographie. Das Wort W. v. Humboldts, „Man kann
die Welt nie von genug Seiten betrachten" gilt auch von
den praktischen Künsten. Am sichersten wird der eifrige
Jünger der Photographie von der Wahrheit des Wortes über-
zeugt, wenn er sich bereits einige Zeit im Vorhof des Tem-
pels seiner Kunst gemüht und auf dem Negative einen Fehler
nach dem andern kennen gelernt hat. Meist sucht er ver-
geblich nach ihrer Ursache, sie necken und peinigen ihn
wie weiland Sir John Falstaff der Chorus der Elfengeister.
Auch der mit den Elementen der Physik und Chemie Ver-
traute bleibt nicht von ihnen verschont. Meist ist nur seine
Verwunderung über die Misserfolge weniger groß, weil er
die Komplizirtheit seines Apparates und der physikalischen
und chemischen Prozesse leichter erkennt. Ihm vor allen
kann es nicht genügen, die Fehlerquellen zu entdecken um
sie, wo nötig mit Hilfe bewährter Rezepte zu beseitigen, er
wird vielmehr den hier waltenden Zustands- oder Stoff-
änderungen, der „Logik der Thatsachen", auf die Spur zu
kommen suchen, soweit es ihm seine Vorbildung gestattet.
Die Photographie hat sich indes bereits einen eigenen wissen-
schaftlichen Thron gezimmert: an einen photographischen
Objektivkopf werden andere Forderungen gestellt als an ein
Fernrohrobjektiv, Flint- und Crownglas fangen an ihre Rollen
zu vertauschen und für die chemische Wirksamkeit des
Lichtes giebt es noch keinen bequemen Analysator. Ihm in
diesen Wissensnöten beizuspringen und durch verständliche
Unterweisung von weiteren Missgriffen zu bewahren, kennen
wir nicht leicht einen Besseren als Adolf Miethe, der sich
nicht nur durch seine „photographische Optik", sondern auch
auf praktischem Gebiete, z. B. durch sein „Fernobjektiv",
einen Namen gemacht hat: Sein Lehrbuch der praktischen
Photographie (W. Knapp, Halle) soll hauptsächlich dem
Lernenden in allen den Fällen Rat erteilen, wo eine mehr
theoretische Auskunft oder wo größere praktische Erfahrung
in Frage kommt. Wie zu erwarten stand, werden außer den
praktischen Arbeiten namentlich die photographische Optik,
die Chemie der photographischen Prozesse und die photo-
graphische Ästhetik eine besonders eingehende Darstellung
finden. Wenn auch die Eigenschaften aller wichtigen Ob-
jektive sowie ihre Fehler physikalisch erörtert werden, so
verzichtet der Verfasser doch mit Recht auf die streng
wissenschaftliche Erklärung, (z. B. beim Astigmatismus), wo
ein tiefergehendes mathematisches Wissen vorausgesetzt
werden müsste. Das Werk erscheint in neun bis zehn Heften,
im Preise zu je 1 M. Nach dem Erscheinen der Schluss-
lieferung werden wir nochmals darauf zurückkommen. Ähn-
liche Ziele verfolgte Adolf Hertxka in seinem Werke Die
Photographie. Ein Handbuch für Fach- und Amateurphoto-
graphen (Oppenheim, Berlin, geb. M. 7,50). Auch Hertzka
will einen Mittelweg zwischen, den umfangreichen für den
Forscher berechneten Publikationen und den zu knapp ge-
haltenen Büchern für den Anfänger einschlagen. Vor allem
will er dem ausübenden Photographen Berater und Führer
bei seinen Arbeiten sein. Einer kurzen Geschichte der
Photographie bis zu den neuesten Entdeckungen folgt eine
Einführung in die photographische Optik und die Durch-
führung der wichtigsten Aplanate, Universalobjektive und
Anastigmate, sowie der photographischen Kammern aller Art,
von der Ateliercamera bis zur kleinen Reflexcamera. Seinem
Berufe entsprechend — der Verfasser ist Chemiker und
Leiter der Trockenplattenfabrik von Unger & Hoffmann in
Dresden — findet sich besonders eingehend der Negativ-
und Positivprozess, sowie die dabei auftretenden Fehler nebst
ihrer Verhütung behandelt. Die Benutzung des Werkes
wird durch das ausführliche Inhaltsverzeichnis und ein um-
fangreiches Sachregister wesentlich gefördert. Dem Anfänger,
der durch die Menge der auf ihn eindringenden neuen Er-
scheinungen leicht kopfscheu wird, ist mit einem größeren
Handbuche nicht gedient, weil er nicht immer das Wesentliche
vom Nebensächlichen zu scheiden wissen wird. Viele Dinge
in der richtigen Reihenfolge sich vergegenwärtigen ist nicht
jedermanns Sache. Geduld und Übung müssen erst den
Unterbau bis zu einer gewissen Stufe errichten helfen. Um-
gekehrt ist von den sogenannten Anleitungen zu warnen, die
oft nur die Stelle des Prospektes ersetzen; sie überantworten
den Anfänger dem Zufall und der Gedankenlosigkeit und
verleiten ihn zu schwer ausrottbaren Gewohnheitsfehlern.
Auch hier hat A. Miethe in seinen Orundxügen der Photo-
graphie (W. Knapp, Halle, M. 1) das Richtige getroffen. Es
fehlt nichts darin, was den Anfänger interessirt und wozu
ihm, nach dem er sich aus dem Gröbsten herausgearbeitet hat,
zunächst der Sinn steht: Außer der Besprechung der Ob-
jektive und Apparate, der Aufnahme bei Sonnen- oder Blitz-
licht, Entwicklung, Verstärkung, Abschwächung der Platten,
Vorbeugung und Beseitigung von Fehlern finden sich auch
Vergrößerung, Reproduktion und die Verwendung farben-
empfindlicher Platten behandelt. Handelt es sich nicht um
tiefere Kenntnisse, sondern um praktische präzis gefasste und
den Erfolg möglichst sichernde Vorschriften und Ratschläge
in jedem Gebiete gangbarer photographischer Produktionen,
ohne die ausgesprochene Absicht, durch umfangreichere Lehr-
bücher sein Wissen ergänzen zu wollen, so greife man zu
L. David's Batgeber für Anfänger im Photographieren,
Dritte Auflage (W. Knapp, Halle, M. 1,50), dessen Reich-
haltigkeit es als ein Handbuch in nuce erscheinen lässt.
L.
ZEITSCHRIFTEN.
Journal für Buchdruckerkunst. 1895. Nr. 38-42.
Die Enthüllungen des Shakespeare-Bacon-Geheimnisses durch
defekte Lettern. — Inkonsequenzen der Gegner. — Das kleinste
Ziffernwerk der Welt. — Aus den Typographischen Gesellschaften.
— Amerikanische Journalisten. — Die Bibliothek des Börsen-
vereins der Deutschen Buchhändler. — Die graphischen Gewerbe
in Wien. — Der Faktor. — Die Lübecker Ausstellung (Schluss).
— Anfänge des Zeitungswesens in Rom. — Farbenphotographie
und Dreifarbendruck. — Neue Vordrucke und Glückwunschkarten.
— Die Zeitungsbeförderung und die Post. — Setzerische Ver-
kündigungen I. — Mas hineile Verwendung gebrauchter Walzen-
masse. — Zur Litteratur der Schauerromane. — Ein französisches
Buchgewerbemuseum.
Zeitschrift des bayerischen Kunst-Gewerbe-Yereins in
München. 1895. Heft 9.
Ausstellungen des Jahres 181)5. Von L. Gmelin. (Die „Deutsch-
Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung" zu Lübeck. Die
Industrie- und Gewerbeausstellung zu Strassburg i/Els. Die Al-
tertümerausstellung in Stein am Rhein.)' — Reklamebilder und
Anzeigen. Außerdem: l Kunstblätter als Beilage.
Zeitschrift für Innendekoration. 1895. Novemberheft.
Amerikanische Kamine von Franz Jafffe. — Architektur und Innen-
dekoration; Plauderei von K. Statsmann, Architekt (Fortsetzung).
— Mein H eim — mein Stolz. Die Ankläger des modernen
Kunstgewerbes von Dr. Th. Volbehr, Magdeburg. — Liberty-
Waren von L. Dankwardt. — Neuartige Dekorirung englischer
Eintrittshallen von F. Sehönfeldt. — Erschleichung von Geschafis-
aufträgen durch unlauteren Wettbewerb.
Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Architekt Karl Hoffacker in Charlottenburg-Berlin.
Druck von August Pries in Leipzig.