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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Sprengel, W.: Das ornamentale Pflanzenstudium im kunstgewerblichen Unterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0067
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54 DAS ORNAMENTALE PFLANZENSTUDIUM IM KUNSTGEWERBLICHEN UNTERRICHTE.

Laubzweig (Lorbeer) aus M. Meuber: Pflanzenformen,

I. natürliche Pflanzenformen,

II. Nachbildungen derselben in schematischer Dar-
stellung.

Die Naturformensammlung enthält:
1) gepresste und aufgeklebte Laubblätter (je nach
Größe 1 — 10 Stück auf eine Tafel geklebt).

2) Laubblätter, welchen durch besondere Verfahren
die vollkommen natürliche Modellirung erhalten ist.

3) In Spiritus aufbewahrte Pflanzenteile,

4) ebensolche galvanisch überzogen.

5) Gips- und Bronzeabgüsse über Natur und mög-
lichst naturgetreu modellirte Eeliefs immergrüner Laub-
hölzer etc.

6) Photographieen natürlicher Pflanzenteile oft in
mehrfacher Vergrößerung aufgenommen.

Die schematischen Nachbildungen umfassen:

1) die vorhin besprochenen Zeichnungen des Werkes,

2) plastische Bronzemodelle von Blättern (deren
Hauptrippen und Eandbildnngen).

3) Vollrunde Modelle von Blüten, Sprossen etc, (der
Haltbarkeit und größeren Feinheit wegen in Bronze),

4) reliefartige Gipsmodelle von Blättern, Blüten etc.

Diese umfangreichen Sammlungen (denen sich noch
eine große Anzahl photographischer Aufnahmen von
mustergiltigen Geräten, Gefäßen etc. als Beispiele an-
gewandter Naturformen anschließt) geben den besten
Beweis von der großen Mannigfaltigkeit des natürlichen
Formenschatzes und können solche in geringerem Um-
fange mit nicht zu großer Mühe und Kosten für jede
Anstalt angelegt werden. — Selbst die Schüler können
nach einiger Unterweisung dazu beitragen, wodurch zu-
gleich die Beobachtungsgabe und Findigkeit derselben
sehr geweckt wird.

Die Verwendung des Lehrstoffes ergiebt sich aus
der Gliederung des Unterrichtes:

Die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, an welcher
dieser Unterricht seit einem Jahre unter Leitung des
Eeferenten erteilt wird, gliedert sich in Vor- und Fach-
klassen. Es wurde der Versuch gemacht, schon in der
Vorstufe mit dem Unterricht zu beginnen. Hierfür
entfielen im Sommer 8, im Winter 4 Stunden wöchent-
lich; — in den Fachklassen (deren Fachunterricht vor-
mittags stattfindet) fallt der Unterricht in den Nach-
mittags-Ergänzungsunterricht mit 8 Stunden.

Die in dieser Zeit gemachten Erfahrungen haben
erwiesen, dass seihst Anfänger dem Unterrichte mit
Interesse und Verständnis folgen und dass es ratsam
erscheint, mit demselben schon frühzeitig zu beginnen,
da einmal die zu behandelnden Vorbilder eine vorzüg-
liche Gliederung vom einfachen zum schwierigen zu-
lassen — (es lassen sich gerade in der Natnr Formen
finden, die in erstaunlicher Einfachheit zeigen, auf was
es ankommt) — ferner aber der Unterricht, gerade
längere Zeit neben anderem hergeführt, dadurch schon
dem Wesen des vergleichenden Unterrichtes weit besser
entspricht, den Schüler von selbst zu vergleichenden
Betrachtungen veranlasst und sich weit mehr festigt, als
 
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