Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

DOI Artikel:
Kleine Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0074
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KLEINE MITTEILUNGEN.

61

hatte ferner die kunstgewerbliche Werkstatt von Herrn.
Krüger zur Ansicht ausgestellt, nämlich die verschieden-
farbigsten Shlipse aus Leder. Der Vorsitzende erwähnte
noch einer Einladung des Vereins von Freunden der Photo-
graphie zu einem, am folgenden Abend in Schrader's Hotel
abzuhaltenden interessanten Vortrage. Zur Erwerbung der
Leitzen'schen Ansichten ist den Mitgliedern des Kunstgewerbe-
Vereins ein Vorzugspreis eingeräumt. Anlässlich der im
Jahre 1896 in Berlin stattfindenden Gewerbeausstellung hat
sich dort ein Konsortium gebildet, welches gegen einen
festen Satz den die Metropole Besuchenden die größten
Erleichterungen nach jeder Richtung hin gewähren will. In
einer Vorstandssitzung will der Kunstgewerbeverein der
Frage näher treten und den Beschluss einer späteren Ver-
sammlung unterbreiten.

Dresden. Kunstgewerbeverein. In der außerordent-
lichen Generalversammlung vom 30. September v. J. wurde
einstimmig beschlossen, das Kunstgewerbeblatt als Vereins-
Zeitschrift bis auf weiteres beizubehalten, nachdem in der
Versammlung der Vorsitzende, Herr Hofrat Graff, bestätigt
hatte, dass die vor einem Jahre ausgesprochene Hoffnung,
die Neuerung werde das Interesse für die Bestrebungen
des Vereins wach erhalten und demselben neue Mitglieder
zuführen, sich voll erfüllt hatte. Dem Vereine ist auf
der 1896er Dresdener Ausstellung für seine Gesamtausstellung
der nördliche Flügel der Ausstellung bestimmt worden. Am
24. Oktober sprach Herr Dr. Paul Schumann-Dvesäen über:
Handwerk, Industrie und Kunstgewerbe, wobei er sich be-
sonders auf die Forschungen des Vereins für Socialpolitik
stützte. Nach den Mitteilungen des Redners fällt die Aus-
führung künstlerischer Möbel immer mehr dem Großbetriebe
anheim, während in der Kunstschlosserei der Großbetrieb
diesen Vorzug nicht habe und in der Keramik die Neigung
wieder mehr und mehr dem Großbetriebe zugehe. Die Aus-
führungen des Redners gipfelten darin, dass der Übergang
zum Kunstgewerbe allein das unabhängige Handwerk nicht
vor dem Untergange zu retten vermöge: diese Rettung müsse
auf anderen Bahnen gesucht werden. Der Vorstand wurde
mit der Bearbeitung und Ausführung eines Antrags an die
Regierung betraut, nach dem Vorgange von Baden eine
Oentralstelle zu schaffen, wo die Entwürfe der Handwerker
auf deren Wunsch geprüft und jedermann in künstlerischen
Dingen unentgeltlich Rat erteilt würde. Auch solle nach
dem gleichen Vorbilde Badens die Regierung ein Werk her-
stellen lassen, in dem einfache aber künstlerisch durchge-
bildete Gebrauchsgeräte dargestellt werden, welches Werk
dann an Fachschulen, Innungen und Handwerksmeister un-
entgeltlich oder zu ganz geringem Preise verteilt würde.
Am 7. November sprach Herr Professor Dr. Alfred Licht-
«w/c-Hamburg über französische Medaillen und Plaketten,
welche in der Zeit von 1870 ab wieder in ihrer alten Schön-
heit erweckt worden waren. Nach Darlegung des geschicht-
lichen Entwicklungsganges der Reform des Medaillen st ils
schilderte der Redner das Verfahren der Franzosen bei Her-
stellung der Medaillen und bemerkte, dass auch in Deutsch-
land das französische Vorgehen auf dem Gebiete der Medaille
schon einige Nachahmung gefunden habe. Es wird Sache
unserer Maler und Bildhauer sein, die deutsche Medaille
wieder zu beleben und so für sie wieder das Verständnis im
Volke zu erwecken.

Düsseldorf. Der Centralgewerbeverein versandte so-
eben seinen Bericht über das 13. Verwaltungsjahr, dem wir
entnehmen, dass der Museumsneubau in Düsseldorf seiner
Vollendung nahe ist. Neben der bequemen Zuführung der
Arbeitsmittel an Mitglieder und Zweigvereine wurden in den

größeren Städten des Vereinsgebietes Wanderausstellungen
veranstaltet, eine den Verhältnissen angemessene Zahl von
Vorträgen abgehalten, den Hausindustrieen und der Kunst-
stickereischule die erforderliche Sorgfalt zugewendet, die
Anschaffung von Bibliothekswerken und Sammlungsobjekten
wurden dagegen nahezu eingestellt. HerrBanquier M. Trinkaus
wurde zum Schatzmeister, Herr Dr. Schoenfeld in den Ver-
waltungsrat gewählt. Die Zahl der Zweigvereine (51) blieb
dieselbe wie im vorigen Jahre. Direktor Frauberger gab durch
einen Aufsatz in den preußischen Jahrbüchern Anregung zur
Gründung eines Kreisgewerbevereins für den Landkreis
Koblenz, der in seinen Statuten den Anschluss an den Cen-
tralgewerbeverein ins Auge fasst. Ebenso entstanden Kreis-
gewerbevereine in Arnsberg, ein Kunstgewerbeverein in M.-
Gladbach (Stadt- und Landkreis) und für Olpe steht eine
Kreisgewerbevereinsgründung in Aussicht. An Vorträgen
wurden in den verschiedenen Städten 29 abgehalten, unge-
rechnet die bei den Wanderausstellungen gehaltenen Demon-
strationsvorträge. Die Wanderausstellungen fanden von
Februar bis Juni statt in Münster, Duisburg, Elberfeld,
Barmen und Aachen. Die vor vier Jahren gegründete Kunst-
stickereischule war mit ihren Arbeiten an den Wander-
ausstellungen beteiligt. Es besuchten im vergangenen Jahre
58 neue Schülerinnen diese Anstalt, von denen 12 unent-
geltlichen Unterricht erhielten. Die Eingänge für die Schule
waren so günstig, dass kein Zuschuss aus freiwilligen Bei-
trägen mehr erforderlich war; es verblieb vielmehr ein
kleiner Überschuss. Ein besonders wichtiger Zweig der
Thätigkeit des Vereins ist die Begründung und Verbesserung
von Hausindustrieen, wodurch an vielen Orten der Erwerb
gesteigert und die Lage der Bevölkerung verbessert wird, so
in Neroth, Heimbacb, Düdinghausen.

Leipzig. 'Im Verein für Kunsthandwerk „Albrecbt
Dürer" hielt am 27. November Herr Hermann Horrmann
einen Vortrag über Zeitmessung, alte und neue Uhren. Ein
weiter Weg war zu durchlaufen, ehe das sinnreich kon-
struirte Instrument zum Messen der nicht minder kostbaren
Zeit bis zu seiner heutigen Vollkommenheit gelangte, ehe
aus dem primitiven Zeitmesser des Baumschattens das Meister-
werk des heutigen Chronometers wurde. Ursprünglich gab
die von der scheinbaren Sonnenwanderung abhängende Ver-
änderlichkeit der Erdkörperschaften das erste naheliegende
Mittel, Zeitzerlegungen vorzunehmen: die Sonnenuhr entstand.
Gleich nach der Erfindung der Sonnenuhren kamen im Alter-
tum die Wasseruhren sowie Öluhren auf. Die erste, wirklich
große Räderuhr rührte vom Abt Gerbert in Magdeburg aus
dem Jahre 996 her; dann verfertigte im 11. Jahrhundert Abt
Wilhelm zu Hirschau ein gehendes Uhrwerk. Auch die Er-
findung des Schlagwerkes scheint um diese Zeit erfolgt zu
sein. Im 13. Jahrhundert zeigten schon etliche Kirchtürme
Italiens Räderuhren mit Stundenschlag. Weit häufiger wur-
den diese als Stundenuhren konstruirten Turmuhren im 15.
und 16. Jahrhundert. Unmöglich konnte aber der erfin-
derische Geist bei diesen unvollkommenen Zeitmessern stehen
bleiben, er schuf, angeregt durch die Erfindung der elastischen
Stahlfeder, etwas Vollkommeneres, die Taschenuhr. Peter
Hele, ein Nürnberger, nicht der Straßburger Isak Habrecht,
wie fälschlich angenommen wird, lieferte schon im Jahre
1500 solche Apparate, später 1520 Habrecht, weiter die Nürn-
berger Andreas Heinlein und Kaspar Werner. Gleichzeitig
mit den Taschenuhren kamen die Stutzuhren zum Vorschein.
Neues Leben gaben dann der Uhrmacherkunst die Erfin-
dungen des Pendels und der Spirale. Damit war die Reihe
der rohen Grundbedingungen für die Herstellung der Uhr,
wie sie Gewicht oder Federkraft, Räderwerk, Hemmung,
 
Annotationen