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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Bruening, Adolf: Der Kronleuchter, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0119
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DER KRONLEUCHTER.

101

Unteiansieht des Aachener Kronleuchters (s. Abb. Seite 100).

ausstreckten, an denen als Früchte die gläsernen Lampen
gehangen, sondern auch ein wohl erhaltenes Monument von
höchst merkwürdiger Gestalt. Es ist ein Kronleuchter aus
der ehemaligen Sammlung Basilewsky, der 1850 bei
Orleansville in Algier gefunden wurde (vgl. die Abbildung
Seite 97). Er stammt aus der ersten Hälfte des 5. Jahr-
hunderts. Das Mittelstück hat die Gestalt einer alt-
christlichen Basilika in abgekürzter Form, indem die
Seitenschiffe fehlen. Es beansprucht schon als eine der
ältesten Darstellungen eines solchen Bauwerkes großes
Interesse. Vom unteren Gesimse des Baues zweigen
sich 10 Lichterarme in Gestalt von Delphinen ab, deren
Schwänze in Reife endigen, die zur Aufnahme der mit
einem breiten aufliegenden Eande versehenen schlichten
Glaslämpchen bestimmt waren. Die Bildung solcher
Lichterarme als Delphine scheint, wie die häufige An-
führung dieses Wortes in den Berichten über Beleuch-

tungskörper schließen lässt, damals sehr beliebt gewesen
zu sein.

Die Badkrone bestand in ihrer einfachsten, ursprüng-
lichsten Form bald aus einer runden, flachen, oft mit
edlem Metall bekleideten Scheibe, die mit einer Reihe
von Offnungen zur Aufnahme der unten spitz auslaufen-
den Lampen versehen war, bald aus einem Reifen, von
dem die Ampeln entweder herabhingen oder vermittelst
runder Haken an der äußeren Peripherie des Reifens
angebracht wurden. Häutig hatte sie auch die Gestalt
eines Rades, unter dessen Mitte man gewöhnlich noch
eine größere Lampe aufhing. In dieser einfachen Form
erhielt sich der Radleuchter bis in das 16. Jahrhundert.
Ja, in den Moscheen ist diese Art von Kronleuchtern
mit den schmucklosen Glaslämpchen noch heutzutage in
Gebrauch, so wie sie der Islam im 7. Jahrhundert in den
byzantinischen Kirchen angetroffen und übernommen hatte.
 
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