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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kisa, Anton Carel: Antikes Kunsthandwerk am Rhein, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0134
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ANTIKES KUNSTHAND WERK AM RHEIN.

Prozess wurde dadurch befördert, dass die Verbindung
der Einheimischen mit den germanischen Bruderstämmen
im Osten durch eine strenge Grenzsperre äußerst er-
schwert, dagegen die mit Gallien offen war. Officiell
gehörten die beiden germanischen Provinzen, von welchen
die eine von den Alpen bis zum Vinxtbache, die andere
von da bis zur Kordsee reichte, bis in die späteste
Kaiserzeit zu Gallien.

Der Hauptweg, auf welchem die Kultur der Länder
des Mittelmeeres nach dem Korden vordrang, ging von
Marseille und Karbonne aus ins Khonethal, von da an
den Ehein, von der Maas au die Mosel. Dagegen kam

der sich unter römischer Herrschaft entwickelnden Civili-
sation der Eheinlande nur eine ganz bescheidene Eolle, da-
gegen konnte die Antike umso rascher Wurzel fassen,
da sie sich bereits in barbarisirtem Gewände, in gallischer
Umformung darbot. Die antike Industrie war von dem
Weltplatz Alexandrien beherrscht, wo sich durch die
Vermischung von griechischen mit altägyptischen und
altorientalischen Elementen ein kosmopolitischer Stil
entwickelt hatte, welcher sich wieder mehr der Katur
näherte. Die Antike ist in ihrer Blütezeit raffinirteste
Unnatur, Manierismus in den bestechendsten Formen, ihre
Kachahmung daher immer für spätere Generationen ver-

die Verbindung mit Italien durch
die Alpenpässe wenig in Betracht.
Für die Eheinlande bildete Gallien
den Vermittler der antiken Kultur;
damit fällt in die römische Kaiser-
zeit die erste der zahlreichen Epochen
von Beeinflussung germanischeu
WTesens durch den westlichen Kach-
bar. Die alte Handelsstraße, welche
von den Gestaden des schwarzen
Meeres nach Jütland führte, hielt
die Verbindungen zwischen Skandinavien und den Ufern
der Ostsee einerseits, Kleinasien und Griechenland
andererseits bis in die späte Eömerzeit aufrecht. Sie
hatte einen großen Anteil an der Entwicklung jener
vorrömischen Kunstepoche der keltischen und germa-
nischen Völkerschaften gehabt, welche man als La-Tene-
Stil bezeichnet, war aber für die dem Eömerreiche an-
gegliederten Teile Germaniens von geringer Bedeutung.
Die in ehemals keltische Gebiete verpflanzte Bevölkerung
hatte der gallischen Kultur nichts gleichwertiges ent-
gegenzusetzen. Die germanischen Elemente spielen in

Schöiifschale. Köln. Museum W. R
1. Jahrh. n. Chr.

hängnisvoll. In der alexandrinischen
Kunst wird unter dem Einflüsse
altägyptischer Eealistik die Dar-
stellung menschlicher Gestalten in-
dividueller, die Person wird in in-
timere Verbindung mit der Katur
gebracht, mit der tierischen sowohl
wie der leblosen, und im Kunsthand-
werk werden die abstrakten Formen
durch solche, die der Katur entlehnt
sind, verlebendigt. Alexandiinische
Arbeiten dringen vom Süden aus nach Italien vor und
bestimmen den Stil von Pompeji und Herkulaneum. Sie
gehen direkt von den Häfen des Mittelmeeres in den
östlichen Teil von Gallien und ins Rheinland, Zu einer
Zeit, als die italische Industrie, namentlich die des
Motalles und Glases, in den Händen alexandrinischer
Arbeiter lag, finden wir auch in Gallien alexandrinische
Künstler und Händler. Diese Abhängigkeit, der nörd-
lichen Länder von denen des Mittelmeeres dauert bis
in das 3. Jahrb. hinein. Im ersten herrschen im Rhein-
lande die griechisch-alexandrinischen Formen vor, wie
 
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