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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

DOI article:
Hofmann, Albert: Die Berliner Gewerbeausstellung 1896, [1]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0145
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DIE BERLINER GEWERBEAUSSTELLUNG 1896.

geworden, Kunst, Handwerk, Herz und Kopf, Hand und
Maschine haben sich zu einem Unternehmen vereinigt,
von welchem alle Kreise und Stände Berlins einen neuen
Aufschwung von Handel und Verkehr erwarten. Wie
in der Natur sich ewig neu und ewig unergründlich in
jedem Jahre der Wechsel des Werdens vollzieht, der
in dem saftschwellenden Frühlingsbilde sein schönstes
Gleichnis findet, so sind auch alle Veränderungen der
Kultur, alle Umwandlungen in Kunst und Handwerk,
Handel und Verkehr auf das ewige Werden gegründet,
und für sie ist die Ausstellung ein ebenso saft- und
kraftschwellendes Gleichnis.

Der Ort, an dem sie sich heute ausbreitet, ist das
Ergebnis eines leidenschaftlichen Kampfes. Es kann aber
nicht die Aufgabe dieses Berichtes sein, in die Geschichte
des Werdens der Ausstellung soweit einzudringen, um
diesen Kampf zu schildern, so dramatisch bewegte Formen
er auch zuweilen annahm, und so sehr er oft imstande
war, die tiefsten Gefühle der Berliner gewerblichen
Kreise aufzuwühlen. Der zielbewussten Energie des
Leiters der ruhmvoll abgeschlossenen Gewerbeausstellung
des Jahres 1879 zu Berlin, des Kommerzienrates Fritz
Kühnemann, der auch an der Spitze des heutigen
Unternehmens steht, gelang es, die jetzige Stätte für
die Ausstellung zu erringen, und was als eine Folge
glänzendster Dispositionsgabe des Architekten Karl Iloff-
acker und seiner Kollegen aus dieser Stätte geworden ist
(siehe Lageplan und Vogelperspektive), das weiß in vollem

Umfange der zu würdigen, der durch eigene Anschauung
vergangene Ausstellungen größeren Stiles mit der in Rede
stehenden Ausstellung zu vergleichen in der Lage ist.
Als Kühnemann auf der einen und der Kommerzien-
rat Goldberger auf der anderen Seite mit jener eisernen
Beharrlichkeit und volkstümlichen Rednergabe, die ihnen
näher und ferner stehenden Kreise für das Unternehmen
gewonnen hatten, da galt es, für das in Aussicht ge-
stellte Ausstellungsgut die Räume zu schaffen, und mit
dem ewig unermüdlichen und bereitwilligen Iloffacher
vereinigten sich der groß denkende Bruno Schmitz
und der feinsinnige Hans Orisebach zur Erstellung der
Hauptgebäude, welchen sich eine zahlreiche Schar anderer
frischer Baukünstler mit einer Legion kleinerer Baulich-
keiten anschlössen. Es würde die Ziele des Kunst-
gewerbeblattes überschreiten, wollte es auf alle diese
Werke mit ihrem übersprudelnden, oft kecken, oft wilden,
in den meisten Fällen aber vorzüglich dem Zweck ent-
sprechenden Formenreichtum näher eingehen. Es kann
sich in den nachfolgenden Berichten nur darum handeln,
einzelnes besonders Bemerkenswerte im Bilde vorzuführen,
anderes nur zu streifen. Den Hauptschwerpunkt aber
wird der Bericht auf die Darstellungen des Kunsthand-
werkes zu legen haben. Aber sowohl auf diesem wie
auf jenem Gebiete wird der anzulegende Maßstab ein
großer, von dem der Beurteilung anderer Provinzialaus-
stellungon abweichender sein müssen und sein können. —
(Fortsetzung folgt.)

Relief „Der Frieden" an der Treppemvange in der Ostvorlialle des Reichstagsgebäudes.
 
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