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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0152
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KLEINE MITTEILUNGEN.

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alle Namen von Ruf vertreten. Nicht nur die wundersamen
Farbenharmonieen, die viele dieser Holzfarben drucke aus-
zeichnen, werden die Besucher dieser Ausstellung erfreuen.
Viele Seiten des intimen japanischen Lebens, deren Dar-
stellungen von den keramischen und Lackmalern, von den
Metallgießern und Ziseleuren nur ausnahmsweise gegeben
werden, erscheinen hier auf das Lebensvollste geschildert.
Auch die Landschaften, die Pflanzen- und Vogelbilder nehmen
einen hervorragenden Platz unter diesen Bildern ein und
verdienen um so eingehendere Würdigung, als unverkennbar
die Bekanntschaft mit der japanischen Art, die Natur zu
sehen, nicht ohne Einfluss auf die europäische Kunst unserer
Tage geblieben ist.

Berlin. Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum sind
im Lichthofe gestickte Wandteppiche ausgestellt, welche dem
Grafen Hohenthal-Hohenpriesnitz gehören und sich in Berlin
befinden, nachdem sie hier in der Gobelin-Manufaktur von
W. Zieseh in vollendeter Weise wiederhergestellt sind. Die
Teppiche sind Arbeiten des 18. Jahrhunderts und stellen
Scenen des chinesischen Lebens dar. Trotz der sehr barocken
Einzelheiten ist die Gesamterscheinung von großer dekora-
tiver Wirkung. Gestickte Arbeiten dieses Umfanges sind
seltene Erscheinungen.

<*_>r*BLECH ERSCHAU-

Hertzka, A., Die Photographie. (Oppenheim, geb. M. 7,50.)
„Was die Buchdruckerkunst für den Gedanken, das ist
die Photographie für die Erscheinung." Die Photographie
ist in der That heute fast Gemeingut aller Gebildeten ge-
worden, und kein Forscher mag sie beim heutigen Stand-
punkte der Wissenschaft mehr entbehren. Indes Licht-
bildnerei wie Schwarzkunst will gelernt sein, und je weiter
der denkende Anfänger in das Labyrinth der Erscheinungen
taucht, die ihm viel Misserfolge und nur wenig vollbefrie-
digende Treffer zeigen, desto mehr fühlt er den Mangel
eines sicheren Führers, der die rechte Mitte hält zwischen
den dürftigen Anleitungen und den dickleibigen Fachwerken.
In dem vorliegenden Handbuche dürfte der Suchende weder
in der Auswahl der Apparate, noch bei den verschiedensten
Prozessen, weder bei der Verfertigung der Platten und
Papiere, noch in der Handhabung der mannigfachen Neben-
instrumente eine Frage unbeantwortet finden. L.

Japanische Motive für Flachornamente, ein Formen-
schatz für das Kunstgewerbe, mit erläuterndem Text heraus-
gegeben von Dr. Friedr. Deneken. Verlag von J. Becker,
Berlin.

Unter diesem Titel liegt die erste Lieferung eines Werkes
vor, das Propaganda macht für das praktische Studium der
japanischen Kunst durch Vorlage reizvoller japanischer
Färberschablonen. In der That ist kaum irgend ein Gebiet
der japanischen Kunst für diesen Zweck geeigneter; denn
gegenüber demjenigen ostasiatischen Ornamentationssystem,
dem man bis jetzt fast die alleinige Aufmerksamkeit ge-
schenkt hat und das in unseren Augen fast zu einem „ja-
panischen" par excellence geworden ist, jenem merkwürdiger
Weise noch namenslosen, das mehr ausgeht, eine Fläche
umrahmend zu beleben, als zu decken, hat man es hier mit
jenem Dekorationsprinzip zu thun, das eben einer ganzen

Fläche wirklich zur Deckung dienen will, worauf ja im
Grunde genommen fast die ganze ornamentale Kunst des
Abendlandes bisher beruhte. In ornamentaler Hinsicht lässt
sich daher die Brücke zwischen den beiden großen Kunst-
kreisen des Abendlandes und Ostasiens auf keinem Gebiete
so leicht schlagen, wie gerade hier. Möge dies bald ge-
schehen und die in Rede stehende Publikation, die, als eine
sorgsame Auslese aus den drei bedeutendsten Sammlungen
japanischer Schablonen in Deutschland, sowie durch die
Persönlickeit ihres Herausgebers eine Garantie für ihre Güte
bietet, ihr Teil dazu beitragen! Es ist wahrlich Zeit, dass
auch bei uns mit altem Schlendrian gebrochen wird. Mit
erschrecklicher Deutlichkeit enthüllt die Einführung des
Herausgebers, wie Deutschland langsam aber sicher von
Westen her von jenen Ländern umklammert wird, in denen
das Samenkorn der japanischen Kunst bereits auf einen
günstigen Boden gefallen ist und neue, glänzende und eigen-
artige Früchte getragen hat. Italien möge sich diesen noch
anschließen: dann stehen wir Deutsche bald auf dem Stand-
punkte von Russland und der Türkei! Ein beneidenswertes
Los, dem wir eben nur dadurch entgehen können, dass wir
uns das zu lernen bequemen, wo unsere Nachbarn bereits
gelernt haben. Aber vor einem hüte man sich dabei: man
lerne dort nicht die Kunstsprache, sondern nur den Kunst-
geist! Japanisch Plappern geschieht ja schon genug bei uns

ERNST ZIMMERMANN.

Pillon, Decken- und Wandmalereien aus dem Fürst], Thurn
und Taxis'sehen Schlosse zu Regensburg. Verlag von
Jüstel & Göttel, Leipzig. (Preis 20 M.)

In 24 Lichtdrucktafeln, die freilich die farbige Wirkung
der Malereien nur unvollkommen wiedergeben können, führt
uns der Künstler, der als Lehrer an der Kunstgewerbeschule
in Nürnberg bekannt ist, eine große Anzahl von Motiven für
Dekorationsmaler vor. Wenn sich diese Motive auch stark
an die Malereien der italienischen Renaissance des 10. Jahr-
hunderts anschließen, wie wir sie in den Uffizien in Florenz
bewundern können, so zeigen sie doch durchweg eine freie
Verwendung in modernem Sinne.

Ein Gruftaufsafo von Schmiedeeisen. Aus der Fabrik
für Kunstschmiedearbeiten von Gustav Trelenberg in Breslau
ist vor kurzem eine größere Arbeit hervorgegangen, deren
künstlerischer Wert uns berechtigt und veranlasst, dasselbe
den Lesern des „Kunstgewerbeblattes" in Wort und Ab-
bildung näher zu bringen. Die Gustav Trelenberg'sehe kunst-
gewerbliche Anstalt feierte im Frühjahr 1894 in großem
Kreise ihrer Freunde, Beamten, Arbeiter und Kunstgewerbe-
treibender das 25jährige Jubiläum ihres Bestehens, und ihr
Eigentümer und Leiter konnte mit seinen getreuen Mit-
arbeitern an diesem Tage auf ein Vierteljahrhundert frucht-
bringender Arbeit und schmeichelhafter Erfolge mit Genug-
tuung und froher Zuversicht für die Zukunft zurück- und
hinblicken. Aus kleinen Anfängen hat sich die Anstalt zu einer
der ersten Kunstschmieden Deutschlands emporgeschwungen,
Dank dem Zielbewusstsein Trelenberg's und der Befähigung
und Tüchtigkeit seiner künstlerischen und technischen Mit-
arbeiter. Zahllose hervorragende Arbeiten in dem Metall,
dessen Festigkeit und Schmiegsamkeit es — wie schon zur

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